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0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder

Titel: 0839 - Ruhe sanft und komm nie wieder
Autoren: Jason Dark
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Zwischenraum, der große Sprung würde ausbleiben, er mußte nur gehen, und er hielt dabei den rechten Arm mit der dünnen Waffe zur Seite gestreckt, um so ein besseres Gleichgewicht zu erhalten.
    Nebelfetzen erschienen wie flache Gespenster. Der Zug fuhr durch ein Feuchtgebiet, und der Dunst kroch zu beiden Seiten der Wagen in die Höhe. Beide Männer irritierte es nicht. Grundel nahm eine Haltung ein, die es ihm ermöglichte, auf den anderen zu schießen.
    Er brauchte sich nur hinzuknien und die Waffe mit beiden Händen zu halten.
    Der Gerechte sprang!
    Es sah aus, als wollte ein Huhn in Bodennähe einen Satz machen. Ein zusätzlicher Windstoß fuhr unter seinen Mantel und schleuderte ihn in die Höhe. Deshalb sah der Schwung so aus, als würde er in der Mitte stoppen und der Körper absacken, doch Raniel hatte genügend Schwung, um auf das andere Dach zu gelangen.
    Grundel riß die Arme hoch und schrie. Er mußte die Hände zur Seite schwingen, um die Waffe in die Zielrichtung zu bringen.
    Das Schwert war schneller.
    Perfekt geführt erwischte es Grundel an den Armen. Es schnitt seine Kleidung auf, der Killer spürte den scharfen Schmerz und sein Gesicht erstarrte, während seine Arme zur Seite gedrückt wurden. Er selbst fiel noch nicht, weil er sich breitbeinig auf das Dach gekniet hatte.
    Raniel stand neben ihm.
    Der Nebel umwirbelte fetzenartig seine Gestalt, als wollten ihn die einzelnen Stücke einpacken.
    Sein Mantel zerfloß zu einer grauen Masse, er hörte Grundel wieder schreien, und er wußte, daß dieser Killer trotz seiner Verletzung nicht aufgeben würde.
    Er mußte seine Strafe erhalten.
    Dazu kam es nicht mehr.
    Mit dem plötzlichen Ruck hatte keiner der beiden gerechnet. Es dachte wohl auch noch niemand an die Notbremse, denn der Ruck, der intervallartig weiterlief, wurde von einem irrsinnigen Kreischen begleitet, die Räder der Wagen blockierten und rutschten über die Schienen. Funken sprühten. Die Waggons schüttelten sich.
    Eine gewaltige Kraft hatte beide Männer gepackt und sie wie welke Blätter vom Dach gefegt. Sie wirbelten durch die Luft, und der Erdboden näherte sich ihnen mit rasender Schnelligkeit…
    ***
    Nichts, gar nichts konnten wir mehr tun. Wir als Menschen mußten uns den anderen Kräften ergeben, die uns zu Spielbällen degradierten. In den Waggons war alles anders geworden. Die kreischenden Geräusche der Räder, das Rumpeln, das Schreien, all das vermischte sich zu einem Durcheinander, in dem keiner von uns den Überblick behalten konnte. Es gab weder Freund noch Feind, wir befanden uns in einem Zustand, der nicht mehr von uns selbst gesteuert werden konnte.
    Als letzten, normalen Eindruck hatte ich noch gesehen, wie sich Jane an die Notbremse hängte. Ihr Körper war dabei nach unten gesackt, sie hatte auch noch geschrieen, dann war alles in Bewegung geraten.
    Ich flog irgendwohin.
    Wo, das konnte ich nicht einmal bestimmen, denn wie eine Puppe wirbelte ich durch den Wagen. Es war mir nur noch gelungen, meine Hände vor das Gesicht zu reißen, um es zu schützen, ebenso wie den Kopf, denn ich wollte mir an irgendwelchen Kanten oder Ecken nicht den Schädel aufschlagen.
    Ich knallte mit der linken Schulter gegen einen Überseekoffer.
    Es gab kaum einen Gegenstand, der noch auf seinem Platz stand. Immer wieder kippte etwas um.
    Ich war froh, nicht so erwischt zu werden, daß ich mich verletzte. Leider kriegte ich nicht mit, was mit Janes Collins geschehen war, die anderen interessierten mich da weniger, und der lange Bremsweg kam mir vor wie eine kleine Ewigkeit.
    Immer wieder polterte etwas auf den Boden, und ich versuchte vergeblich, mich mit den Füßen irgendwo abzustemmen.
    Ich hörte auch Flüche. Dann wurde mir die Sicht genommen, als eine schwere Kiste auf mich zurutschte. Sie rasierte haarscharf an meiner Schulter vorbei. Im flackernden Schein der Deckenleuchte sah sie aus wie ein kompaktes Gespenst.
    Irgendwann war es vorbei.
    Fast ohne Übergang, für mich jedenfalls nicht zu merken, blieb der Zug stehen.
    Warten!
    Für einen kurzen Moment Luft holen und einen ersten Check vornehmen. Wo tat etwas weh? Konnte ich mich bewegen? Oder war ich so schwer verletzt worden, daß ich überhaupt nichts schaffte?
    Ich stand auf. Keine Schmerzen. Die würden möglicherweise später auftreten, wenn der Schock vorbei war.
    Es war dunkel im Wagen. Aus irgendeinem Grunde hatte das Licht seinen Geist aufgegeben, was mich wiederum ärgerte. In dem Durcheinander fand ich mich nicht
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