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0827 - Der Rosenfluch

0827 - Der Rosenfluch

Titel: 0827 - Der Rosenfluch
Autoren: Jason Dark
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verschiedene Dinge gab, die ihr bisher überhaupt nicht bewusst gewesen waren, mit denen sie aber nun fertig werden musste, und sie würde es schaffen.
    Urplötzlich schoss ihr diese Idee durch den Kopf. Vielleicht lag es am Wein, dass sie auf einmal optimistisch dachte oder an die Conollys, auf deren Hilfe sie immer zurückgreifen konnte.
    Die Gedanken an Iris hatte sie so weit wie möglich ausgeschaltet. Nicht, dass sie mit ihrer Tochter nichts mehr zu tun haben wollte, aber sie hätte sich innerlich nur selbst zerfleischt, wenn sie immer nur das Unglück ihrer Tochter vor Augen gehabt hätte.
    Es gab noch andere Sorgen, andere Dinge, die sie bisher für sich behalten hatte.
    Im unteren Teil des Hauses blieb sie stehen. Für eine Weile genoss sie die Stille, die sie wie ein Vorhang umspannte. Aber sie würde nicht bleiben, das wusste Bea genau. Dieses Haus lebte. Etwas war in das Haus eingedrungen, etwas Gefährliches, das sich nicht zeigte, aber vorhanden war.
    Hin und wieder hörte sie es.
    Vor allen Dingen in der Nacht.
    Sie hatte Iris nichts davon berichtet, um sie nicht durcheinander zu bringen.
    Aber was dort lauerte, war ebenso schlimm wie die Verwandlung ihrer Tochter.
    Nur ganz anders…
    Noch lag der Tag über der Stadt. Knapp eine Stunde würde es noch hell bleiben, dann schlich die Dämmerung heran, der die Dunkelheit folgte.
    Eine lange Nacht lag vor ihr.
    Stunden, die ihr schon jetzt Furcht einjagten. Sie hatte Angst davor, sie allein zu verbringen, denn diese Nacht würde möglicherweise ganz anders verlaufen als die zuvor.
    Im Haus steckte etwas.
    Und dieses Etwas würde sich melden.
    Auf seine Weise.
    Davor hatte Bea Quentin Angst!
    ***
    Wenn ich ehrlich war, so begriff ich Iris eigentlich nicht. Vor mir lief ein elfjähriges Mädchen her, das sich sehr fröhlich und aufgelockert gab, nicht ging, sondern hüpfte und dabei immer wieder seine Arme ausbreitete, um die von den Bäumen herabfallenden Blätter zu fangen, ähnlich wie eine Katze, die nach Schneeflocken greift.
    Stufe für Stufe stieg ich hoch. Es war keine normale Treppe. Man hatte in den Boden einfach Steinplatten hineingelegt, sodass eine Treppe entstanden war.
    An manchen Stellen verengte sie sich, dann wurde sie wieder breiter, und der Weg zwischen den einzelnen Stufen war gleichfalls nie eben, sondern wellig und kantig. Immer dann, wenn Steine aus dem Grau der Erde hervorschauten.
    Obwohl die meisten Bäume ihren Schmuck verloren hatten, wurde es doch düster. Die Sonne war bereits tief gesunken. Ihre letzten Strahlen schickte sie wie eine helle Lichtglocke gegen den Aufstieg zur alten Burgruine hoch über dem Tal. Ich musste daran denken, dass es diesen Weg möglicherweise schon im zwölften Jahrhundert gegeben hatte und er als Pfad für den Sänger Blondel gedient hatte, wenn die Legenden stimmten.
    Damals hatte die Burg noch gestanden. Da war Richard Löwenherz gefangen gehalten worden, hatte in einem Verlies geschmachtet und auf seine Befreiung gewartet.
    Iris und ich waren die einzigen Menschen, die den Weg zur Ruine hochschritten. Wir wurden nicht überholt. Aber die Besucher der Ruine kamen uns entgegen. Es war eben keine Zeit mehr, jetzt noch hoch zur Ruine zu steigen, denn in der Dämmerung war kaum etwas zu sehen. Da verschwamm alles in einem düsteren Grau.
    Doch, einer war noch hinter uns. Aber der hielt sich so gut verborgen, dass wir ihn nicht sehen konnten. Suko war darin ein wahrer Meister.
    Die Kleine hatte ein großes Tempo vorgelegt. Ich musste schon raumgreifende Schritte ansetzen, um ihr überhaupt folgen zu können. Sie drehte sich immer wieder um, winkte mir zu und deutete damit an, an Tempo zuzulegen.
    »Ja, ja, ich komme schon, Iris. Immer langsam mit den alten Gäulen.«
    »So alt bist du doch noch nicht.«
    »Älter als du.«
    Sie lachte. »Das stimmt.«
    Wir hatten mittlerweile eine gute Strecke zurückgelegt. Immer wieder gab es kleine Aussichtspunkte, von denen aus man auf die Donau schauen konnte. Sie lagen abseits des normalen Wegs, grenzten aber an ihn, und ich freute mich darüber, als ich an einem dieser Punkte die ersten Mauern sah, die zur Burg gehört hatten. Sie waren überwuchert von Gras, Moos und knorrigem Gestrüpp.
    Ich legte den Kopf zurück, schaute in die Höhe und sah über mir die Reste der Burg.
    Sehr klar zu erkennen, denn dort wuchsen keine hohen Bäume, die einem die Sicht nahmen. Noch war sie in das helle Licht der Sonne gehüllt, das allerdings nicht mehr lange bleiben würde,
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