Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagen. Dann kannst du hinfahren und dich um seine Reste kümmern.«
    »Abwarten.«
    »Der Hexer ist nicht zu besiegen. Er ist selbst seinem Häscher de Valois entkommen.«
    »Aber nicht John Sinclair.«
    Da hatte Bucca nur gelacht. Es war kichernd und schrill zugleich gewesen.
    Jetzt warteten beide.
    Draußen war es dämmrig geworden. Im Büro hielt sich die Stille ebenso wie der Gestank des Plunders, der auch hier seinen Platz gefunden hatte. Besonders die alten, feuchten Weidenkörbe gaben ihn ab. Sie lagen wahllos durcheinander.
    Suko schaute auf die Uhr, was Bucca mit einer hämischen Bemerkung quittierte. »Kannst du seinen Tod nicht erwarten?«
    »Irrtum, er wird nicht…«
    In diesem Augenblick schnellte Bucca in die Höhe. Er blieb für eine Sekunde starr stehen, als müsste er erst über seine nächsten Bewegungen nachdenken. Dann öffnete er den Mund, er presste die Hände mit den gekrümmten Fingern gegen die Brust, nickte einige Male und schrie: »Ja, sie sind da. Sie – sie sind zusammengetroffen. Ich spüre es. Er sendet mir die Botschaft. Er will mir sagen, dass er siegen wird. Er will mir – ahhhrrr…«
    Ein furchtbarer Schrei hallte durch das kleine Büro und tanzte hinaus in den Laden. Der Trödler drehte sich auf der Stelle, schlug die Hände gegen sein Gesicht, hielt die Finger noch immer gekrümmt und zog mit seinen Nägeln blutige Streifen in die Haut.
    Auch Suko war längst aufgestanden. Er konnte sich den Grund dieser Reaktion vorstellen. Wahrscheinlich hatte Bucca auf das falsche Pferd gesetzt, und sein Freund John vollendete das, was Hector de Valois damals durch seine Flammen nicht geschafft hatte.
    Er stand noch immer und schaute Suko dabei an. Seine Augen sahen aus, als würden sie aus den Höhlen quellen. Kleine, dünne rote Fäden durchliefen die Pupillen, und urplötzlich drehte sich Bucca herum und rannte auf die Wand zu.
    Suko nahm an, dass sich dort nur die Wand befand, aber da war noch etwas anderes, das er wegen der schlechten Sichtverhältnisse nicht gesehen hatte.
    Ein Haken, ein langer Nagel oder was immer. Er merkte zu spät, dass etwas nicht stimmte. Der Schrei brach ab. Für einen Moment blieb Bucca in nach vorn gebeugter Haltung stehen, dann durchfuhr ein Zittern seinen Körper, und als Suko neben ihm stand, hörte er das leise Knirschen, das entstand, als der lange Nagel im Mauerwerk durch das Gesicht des Mannes bewegt wurde.
    Suko fing den Körper ab.
    Er zog ihn nach hinten.
    Dann sah er die Stirn.
    Ein tiefes Loch und Blut.
    Phil Bucca hatte sich selbst gerichtet und sich den Nagel genau zwischen die Augen gerammt. Er musste gespürt haben, dass nicht der Hexer, sondern John Sinclair gewonnen hatte.
    ***
    Wir standen vor dem Leuchtturm, ließen uns den Wind um die Körper wehen, schauten in die Dunkelheit zu den Lichtern hinüber, die in Coverack leuchteten. Swenja Hart hatte ein sauberes Taschentuch gegen die Wunde an der Wange gedrückt. Sie klagte nicht, sie sprach nur davon, wie froh sie war, es lebend überstanden zu haben.
    Ein anderer allerdings war nicht froh. Scott Mullion trauerte um seine Frau Rosa. Er fragte uns um Rat, aber wir konnten ihm auch nicht helfen. Ich verwies ihn auf Freunde, die er sicherlich hatte.
    Vielleicht halfen sie ihm über die schwere Zeit hinweg.
    »Ich werde es versuchen«, sagte er und entfernte sich von uns. Wir ließen ihn allein und kehrten zu meinem Rover zurück. Swenja verschwand im Wohnmobil. Dort befand sich ein Arzneikasten, der außer einigen Desinfektionsmitteln auch Pflaster und Verbandsmull enthielt.
    Ich griff nach dem Telefon, weil ich versuchen wollte, in London anzurufen.
    Jemand rief mich vorher an. Schon beim ersten Tuten hob ich ab und hörte Sukos ferne Stimme.
    »Du bist okay, John?«
    »Ja.«
    »Ich auch, aber Bucca ist tot.«
    »Warum?«
    »Er brachte sich selbst um.«
    »Wann war das?«
    »Vor einer halben Stunde, schätze ich.« Ich nickte, obwohl Suko es nicht sehen konnte. »Das war genau die Zeit, als das Skelett verbrannte.«
    »Ich dachte es mir.« Ich teilte Suko noch mit, dass ich sobald wie möglich wieder in London eintreffen würde, dann legte ich auf, verließ den Rover und ging mit langsamen Schritten auf das Wohnmobil zu, wo Swenja Hart sicherlich schon auf mich wartete.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher