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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer
Autoren: Jason Dark
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einzufangen.
    Mullion schaltete den Scheinwerfer aus.
    Erst jetzt merkten wir, dass die Dämmerung weiter fortgeschritten war. Sie bedeckte die Umgebung wie ein graues Tuch und drang durch die Fenster auch zu uns herein.
    »Und nun?« fragte Swenja.
    Mullion ging so weit zurück, bis er gegen die Bierkiste stieß. »Jetzt müssen wir auf den Hexer warten.«
    »Sie meinen, dass er tatsächlich kommt?«
    Der Wärter nickte.
    »Werden Sie ihn hier oben stellen, John?« wandte sich die Journalistin an mich. Sie dachte schon wieder an ihren Job und holte aus der Jackentasche eine schmale Kamera hervor.
    »Nein, es gibt nur einen Weg, den er nehmen kann. Das ist die Treppe, die auch wir heraufgestiegen sind – oder?« Ich hatte Mullion angeschaut und erwartete, dass er meine Worte bestätigte.
    »Das stimmt.«
    »Dann warten wir unten«, sagte Swenja.
    »Wir?« fragte ich.
    Swenja boxte gegen meinen Arm. »Sie glauben doch nicht, dass ich jetzt kneifen werde. Ich will dabei sein. Ich werde fotografieren wie nie in meinem Leben.«
    »Gut. Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    »Auf jeden Fall.«
    »Ich gehe nicht mit«, sagte Scott Mullion. »Sie müssen das verstehen, ich kann es nicht. Ich – ich muss dabei immer an meine Frau denken. Haben Sie dafür Verständnis?«
    »Sicher.«
    »Ich werde Ihnen langsam folgen und in sicherer Entfernung bleiben.«
    Ich nickte ihm zu, bevor ich die Tür öffnete. »Das geht schon in Ordnung, Scott.«
    Er war froh, denn als letzten Eindruck nahm ich seinen erleichterten Gesichtsausdruck mit, dann schaute ich in das dämmrige Halbdunkel, das über der Wendeltreppe lag und die Stufen nicht mehr so klar hervortreten ließ, sondern sie in breite, an manchen Stellen auch konturenlose Schatten verwandelte.
    Wäre da nicht der Widerstand des Metalls gewesen, dann konnte man den Eindruck haben, ins Leere zu schreiten.
    Wir bewegten uns so leise wie möglich dem Grund des Leuchtturms entgegen.
    Swenja hielt sich dicht hinter mir. Die Kamera war schussbereit, aber sie knipste zum Glück nicht die uns umgebende Leere. Hin und wieder warf ich einen Blick in die Tiefe. Ich spitzteauch die Ohren, um etwas Verräterisches zu hören, aber es blieb ruhig. Nur unsere eigenen Geräusche hörten wir. Das vorsichtige Tappen der Schritte, das Schleifen der Kleidung und unseren Atem.
    Da wir uns verhältnismäßig langsam bewegten, war die Furcht vor einem Sturz unbegründet. Wir kamen eigentlich sehr gut voran, und ich war auf eine gewisse Art und Weise enttäuscht, als das letzte Stück der Treppe vor mir lag, ich bereits auf den Boden des Turms schauen konnte und nichts sah.
    Als ich den Boden berührte, blieb Swenja über mir stehen. »Sehen Sie was?«
    »Nein, nichts.«
    »Dann ist der Hexer noch nicht hier.«
    »Das nehme ich an.«
    »Und jetzt? Was wollen Sie tun? Draußen nachschauen?«
    »Die Idee ist nicht schlecht.«
    »Ich bleibe aber hier«, wisperte sie. »Wunderbar.«
    Leise bewegte ich mich auf die Tür zu. Ich hörte, wie Swenja die letzten Stufen herabstieg und dann vor der Treppe stehen blieb.
    Meine Hand lag bereits auf der feuchten Metallklinke. Ich rechnete mit allem, auch damit, dass der Knöcherne direkt vor der Tür stand und mich angriff, wenn ich den nächsten Schritt tat.
    Aus diesem Grund hatte ich mein Kreuz nach außen gehängt, denn in diesem Fall konnte es die einzig wirksame Waffe sein.
    Ich zog die Tür auf.
    Mein Herzschlag normalisierte sich wieder, als ich nach draußen schaute und nur in die Schatten der Dämmerung blickte, wo sich keine Gestalt abzeichnete.
    Sicherheitshalber ging ich vor, denn ich musste damit rechnen, dass sich das Skelett im toten Winkel direkt an der Außenwand aufhielt.
    Da hörte ich hinter mir den Schrei!
    ***
    Bisher war alles glatt gelaufen. Swenja hatte die Treppe ebenfalls hinter sich gebracht, stand vor der untersten Stufe und schaute auf den Rücken des Geisterjägers, der die Tür vorsichtig öffnete und auch danach nichts überstürzte.
    Hinter ihr befand sich der geschwungene Metallaufbau der Treppe. Dort war es besonders düster, denn das graue Licht aus den kleinen Fenstern reichte nicht bis zu dieser Stelle.
    Ihr Pech.
    Die Bewegung sah sie nicht.
    Auch nicht den helleren Schatten, der aus dem Dunkel wie tastend hervorfuhr und sich ihr entgegenstreckte. Er kam näher, immer näher. John Sinclair hatte bereits die Tür aufgerissen. Der kühle Luftzug erreichte Swenja, er lenkte sie irgendwie ab, sodass sie die erste Berührung der
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