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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer
Autoren: Jason Dark
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zusammen. Zurzeit schien eine günstige magische Konstellation entstanden zu sein. Ich hatte Mullion danach gefragt.
    Darüber hatte uns der Wächter keine Auskünfte geben können. Er war nicht mehr als ein Beobachter, der durch den Zufall in diesen grauenhaften Fall hineingeraten war. Nicht mehr und auch nicht weniger, und das betonte er immer wieder.
    »Wenn es dämmert, werden wir ihn und das Schiff sehen«, hatte er uns gesagt. »Er wird sich nach dem Mord in die Tiefe zurückgezogen haben, und aus ihr wird er wieder hervorsteigen.«
    Wir mussten warten.
    Und genau das Warten gefiel mir überhaupt nicht. Glücklicherweise hatte sich Mullion hier oben mit Getränken eingedeckt. Die raue Luft hatte uns durstig gemacht.
    Da es nur Bier gab, mussten wir uns an die Büchsen halten, und auch Swenja trank mit.
    Die Zeit verging.
    Ich kannte mittlerweile jeden Flecken in der Umgebung. Immer wieder hatte ich auf die See hinausgeschaut oder auch in die andere Richtung, wo Coverack lag.
    Nur vereinzelt ließen sich die Bewohner im Freien sehen. Sie bewegten sich nur langsam. Hin und wieder verließ ein Auto das Dorf in nördlicher Richtung.
    Der Himmel blieb grau, es regnete nicht, aber im Laufe er Zeit fing er an, sich zu verdunkeln. Noch war die See klar erkennbar, wir entdeckten sogar Schiffe, die in der Ferne fuhren, doch erste Schatten schlichen bereits herbei.
    Das merkte auch der Wärter. Er hatte seinen Platz auf einer alten Bierkiste gefunden, schon drei Dosen geleert, hatte hin und wieder von seiner Frau gesprochen, und dabei waren ihm Tränen über die Wangen gelaufen. Swenja Hart hatte Mühe, ihm die Schuld am Tod seiner geliebten Frau auszureden.
    Schließlich stand er auf.
    Mit etwas unsicheren Schritten trat er auf mich zu und blieb neben mir stehen. So wie ich starrte er durch die Scheibe. In seinen Augenwinkeln funkelte das Wasser verräterisch, und er hatte die Hände zu harten Fäusten geballt. Einige Male nickte er, als wollte er die See und die heranschleichende Dämmerung begrüßen.
    »Bald ist es soweit«, flüsterte er.
    »Was ist dann?«
    »Es wird erscheinen.« Er hob den rechten Arm und unterstrich durch diese Bewegung seine nächsten Worte. »Das Geisterschiff wird aus der Tiefe emporsteigen und den Hexer freigeben. Seine Zeit ist angebrochen. Bucca hat es mir gesagt. Er ist wieder da, und er wird so sein wie damals.«
    »Kommt Bucca denn her?«
    »Nein, aber er wird Verbindung mit dem Skelett aufnehmen, da bin ich mir ganz sicher. Ja, das wird er.«
    Weder Swenja noch ich gaben einen Kommentar ab. Die junge Frau fühlte sich unwohl. Sie stand ebenfalls vor der Scheibe und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich könnte einen Scheinwerfer einschalten und ihn auf das Meer zielen lassen«, murmelte der Wächter.
    »Dann tun Sie es.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wir wollen sehen, ob es aus der Tiefe langsam in die Höhe schwebt. Wir brauchen den Beweis.«
    Er überlegte noch, dann nickte er. »Ich habe Strom, bitte treten Sie zur Seite.«
    Wir taten ihm den Gefallen, und Mullion bewegte sich dorthin, wo er einen Schalter umlegen musste. Wir hörten ein Summen und seinen das Geräusch überdeckenden Kommentar. »Wir werden ihn nicht wandern lassen. Es würde die Besatzung einiger Schiffe möglicherweise irritieren. Dieser Leuchtturm ist jetzt leider außer Betrieb.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, sagte ich und lächelte Swenja dabei zu.
    Sie lächelte kantig zurück. Blass war sie geworden, aber auch gespannt.
    Unwillkürlich zuckte ich zurück, als sich dicht neben mir das Glas des Scheinwerfers mit einer knallgelben Helligkeit füllte. Für einen Moment war ich leicht geblendet, das änderte sich schnell, und mein Blick flog hinaus auf die wogende See, wo sich der Strahl auf die Wellen legte und sich wie ein breites Tuch ausbreitete. Er lief wirklich auseinander und erfasste einen großen Teil der Wasserfläche.
    Damit war der Wärter nicht zufrieden, denn er korrigierte den Leuchtwinkel.
    Swenja und ich schauten gespannt zu. Scott war in seinem Element. Wir merkten, dass es ihm Spaß bereitete, wieder an die alte Arbeit zu gehen. »Ich bleibe beim Handbetrieb«, murmelte er, »und stelle nicht auf die Automatik um. Ich habe die Führungen und Gelenkeauch später noch gepflegt, das macht sich nun bezahlt.«
    Nach einigen Sekunden hatte der Strahl die für ihn richtige Fläche erreicht. Nicht weit von der Steinküste mit ihren schaumigen Wellenvorhängen breitete er seinen Schein aus.
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