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0826 - Der knöcherne Hexer

0826 - Der knöcherne Hexer

Titel: 0826 - Der knöcherne Hexer
Autoren: Jason Dark
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blitzschnell zuschlagen und abermals eine Leiche hinterlassen.
    Ich fuhr den Rover. Swenja saß zitternd neben mir. Ein Schauer nach dem anderen huschte über ihr Gesicht. Immer wieder starrte sie dorthin, wo der Leuchtturm in die Höhe ragte. Zwar war es ein relativ dunkler Tag, aber dennoch mit einer sehr klaren Luft, sodass unsere Sicht ziemlich gut war.
    Ich blickte ebenfalls am Turm in die Höhe, wo sich die Fenster mit den Scheinwerfern befanden, doch die Entfernung war einfach zu groß, um eine Bewegung wahrzunehmen.
    Es hatte früher einmal eine schmale Straße als Direktverbindung gegeben. Sie war im Laufe der Zeit halb zugeweht und zu einer Piste geworden. Der Rover holperte über Rinnen hinweg und durchfuhr Schlaglöcher.
    Swenja Hart hielt nach dem Skelett Ausschau, wie sie mir mehrmals erzählte. Wir sahen von ihm beide nicht die geringste Spur.
    Neben dem Eingang trat ich auf die Bremse. Die Reifen rutschten über den nassen Sand hinweg, dann konnten wir den Wagen verlassen. Der Wind umknatterte uns, er biss in die Gesichter, er kühlte die Haut stark ab. Wir hörten das Meer brüllen, als wären Drachen dabei, ihre Rachen zu öffnen und Feuer gegen die Felsen zu fauchen.
    Swenja hatte die Eingangstür vor mir erreicht. Sie war überrascht, als sie sich öffnen ließ.
    Noch in der Tür stehend drehte sie sich zu mir um. »Ich glaube, wir haben Glück, John.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Hinter ihr betrat ich den Leuchtturm. Beide wurden wir von einer tiefen Stille umfangen, aber beide nahmen wir auch den Geruch wahr, der hier unten festhing.
    Es roch irgendwie nach Mensch. Nach einem Menschen, der geschwitzt und feuchte Kleidung getragen hatte. Unsere Blicke glitten zu Boden. Wir entdeckten die Spuren auf dem Stein. Sie waren feucht, wir sahen auch den frischen Sand, den der Ankömmling mit hereingebracht hatte.
    Swenja wollte nach dem Wärter rufen. Sie sah rechtzeitig genug, dass ich den Kopf schüttelte.
    »Nichts?« flüsterte sie.
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Wir werden so leise wie möglich hochsteigen. Meiner Ansicht nach kann er sich nur oben bei den Scheinwerfern versteckt halten. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    Swenja war einverstanden. Diesmalließ sie mich vorgehen, und ich stieg so leise wie möglich die Metallstufen nach oben. Ich war dabei auf der Hut, rechnete mit einem heimtückischen Angriff, der jedoch nicht erfolgte. Allerdings ging ich davon aus, dass wir entdeckt worden waren, denn aus der luftigen Höhe war der Ausblick wunderbar. Ein einsam auf den Turm zufahrender Wagen blieb da nicht unbemerkt.
    Eine Treppe kann verdammt lang werden, wie wir merkten. Wir gerieten etwas außer Atem. Die weißen Wände waren im Laufe der Zeit grau geworden. An einigen Stellen auch mit Farbklecksen beschmiert, und sogar Spinnweben entdeckten wir.
    Lautlos konnten wir nicht gehen. Ich war sicher, dass uns Scott Mullion erwartete.
    Wir erreichten die innere Plattform. Der Platz, wo die Scheinwerfer standen, die mich an unbewegliche, glotzende Augen erinnerten, die weit über das Wasser und den Strand schauten, als wollte sie die Welt erforschen.
    Als ich die letzten Stufen nahm, befand sich meine Hand nahe der Beretta. Ich hatte den Kopf eingezogen, da ich mit einem Angriff rechnete, aber Mullion dachte gar nicht daran, so etwas zu tun. Wir sahen ihn vor einem der Sichtfenster stehen. Er hatte uns den Rücken zugedreht und die Hände in den Taschen vergraben. Noch immer trug er seine Mütze. Nachdem ich die letzte Stufe hinter mich gebracht hatte, blieb ich stehen, ebenso wie Swenja Hart neben mir.
    Sie schnaufte, schaute mich schielend an und hob die Schultern.
    »Bleiben Sie ruhig, ich habe Sie beide erwartet«, sagte der Wächter, ohne sich umzudrehen.
    »Dann wissen Sie Bescheid?« sagte ich.
    »Ja. Ich habe Rosa gefunden. Sie brauchen mich nicht zu verhaften. Ich schwöre Ihnen, dass ich sie nicht getötet habe.«
    »Das haben wir auch nicht angenommen.«
    Er seufzte, als er sich umdrehte und uns sein Gesicht zuwandte. Es zeigte noch immer die Qual und die Pein, die er empfunden hatte, und seine Augen lagen in einer rötlichen Umgebung. »Wissen Sie, auf was ich hier warte?«
    »Nein.«
    »Auf den Tod.«
    »Wollen Sie sterben?«
    »Ich muss es. Es will mich, das Monster will nicht, dass ich am Leben bleibe. Es hat mich nicht gefunden, und deshalb hat es Rosa getötet. So sieht es aus.«
    »Wir reden von einem Skelett, von einem lebenden und mordenden Skelett, nicht
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