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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute
Autoren: Jason Dark
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ersten Moment so etwas wie eine tiefe Enttäuschung. Dieser verfluchte Vampir wusste wahrscheinlich längst, was auf seinem Friedhof geschehen war. Er regierte hier, er durchstreifte den Totenacker, er war es, der hier seine Zeichen setzte. In Hetty Morland hatten wir den Beweis.
    Ich schaltete die Lampe wieder aus und begab mich auf den Rückweg. Sarah und Jane sprachen miteinander. Ihre leisen Stimmen wehten mir entgegen.
    Als ich neben ihnen stehen blieb, verstummte das Gespräch. Sarah Goldwyn hatte sich einigermaßen gefangen. Sie schnauzte sich die Nase und tupfte sie ab.
    Jane schaute mich fragend an.
    Ich hob die Schultern.
    »Was heißt das, John?«
    »Ich habe ihn nicht gefunden.«
    »Wen oder was hast du nicht gefunden?«
    »Gulbekian, den Obervampir gewissermaßen. Ich war an seiner Grabstätte, aber er ließ sich nicht blicken. Das kleine Mausoleum war leer. Ich konnte in das Grab hineinleuchten und…«
    »Ja, es ist leer«, hörten wir Sarah Goldwyn sprechen. »Ich war da, als er hervorkroch. Es war einfach schrecklich, aber ich habe es nicht verhindern können. Ich bin vor ihm geflohen, und ich hoffe, dass er nicht… na ja, ihr wisst schon.«
    Natürlich wussten wir Bescheid. Dieser alte Friedhof mit seinen hohen Bäumen war für ihn der ideale Platz, um seinen schrecklichen Aktivitäten nachzugehen. Wie viele seiner Dienerinnen und Diener noch in der kalten Erde lagen, wussten wir nicht, eine nur hatten wir gesehen, aber es waren sicherlich mehr.
    Stille umgab uns.
    Selbst der Wind trieb kein Laub mehr vor sich her. Hin und wieder hörten wir ein Rascheln, das war auch alles, ansonsten blieb es nahezu bedrückend ruhig.
    Bis wir die Stimme hörten.
    Sie wehte über den Friedhof, sie war da, sie musste einem Menschen gehören, aber sie hörte sich an, als hätte ein Tier geschrieen.
    So konnte sich nur einer melden. Der Baron of Gulbekian!
    ***
    Er war aus seiner Gruft gekrochen und hatte sich sofort unwohl gefühlt. Nicht nur, weil ihm ein Opfer entwischt war. Auf diesem Friedhof, der ja eigentlich ihm gehörte, trieb sich jemand herum, den er hasste. Es waren Menschen da, Menschen, in denen das Blut zirkulierte, der Lebenssaft, den er benötigte, um weiterexistieren zu können, aber diese Menschen gefielen ihm überhaupt nicht. Sie waren hier, um ihn zu jagen, sie lauerten auf ihn, sie würden über ihn herfallen, um ihn zu vernichten.
    Jäger!
    Die einsame Gestalt bewegte sich vorsichtig. Schritt für Schritt ging der Baron voran, und er gab Acht, dass kein Laub unter seinen Füßen raschelte. Immer wieder hob er ein Bein an, um es vorsichtig auf den dunklen Untergrund zu setzen.
    Zweige und Blattwerk scheuerten über die einsame Gestalt. Immer wieder musste sich der Vampir ducken, um irgendwelchen Hindernissen auszuweichen. Seine Sinne waren gespannt. Er roch das Blut der Fremden, aber er war auch vorsichtig.
    Von Ferne hörte er Geräusche, er sah plötzlich das Feuer und spürte in seinem Innern einen reißenden Schmerz. Gulbekian taumelte zur Seite, aus seinem Maul drang ein bösartig klingendes Geräusch, als hätte es Mühe, die Kehle zu verlassen. Für einen Moment drehte sich die Welt vor seinen Augen, denn er wusste, dass jemand starb.
    Eine von seinen Bräuten.
    Zwischen ihr, den anderen und ihm existierte eine Verbindung.
    Sie waren auf ihn fixiert, sie waren seine Dienerinnen, er hatte sie zu dem gemacht, was einzig und allein für ihn zählte, und er verspürte am eigenen Leib, wie sich das Feuer immer weiter ausbreitete und in den Körper hineindrang. Der Vampir beugte sich nach vorn. Aus seinem Maul tropfte gelblicher Geifer. Die bleichen Klauen hatte er gegen seinen Magen gepresst, die Augen wollten ihm aus den Höhlen quellen, die Zunge drang zwischen den Lippen hervor, und dann musste er einen Arm anheben, um sich an einem querwachsenden Ast festzuhalten.
    Der Schmerz ging vorüber.
    Gulbekian erholte sich wieder. Nun wusste er genau, dass eine seiner Totenbräute brutal vernichtet worden war.
    Er drehte sich um. Seine bleichen Augen durchbohrten die Dunkelheit. Im Gegensatz zu einem normalen Menschen konnte er in der Finsternis sehen, aber keine seiner Bräute ließ sich blicken.
    Dabei wusste er, dass sie aus ihren Gräbern gekrochen waren. Sie sollten in dieser Nacht auf dem Friedhof bleiben, während er in das Heim gehen wollte, um sich ein neues Opfer zu holen.
    Es war für seine Freundinnen zu gefährlich geworden. Sein Plan hatte keinen Bestand mehr, er musste sich etwas
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