Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0824 - Don Jaime, der Vampir

0824 - Don Jaime, der Vampir

Titel: 0824 - Don Jaime, der Vampir
Autoren: W.K. Giesa
Vom Netzwerk:
Wasserfläche. Unter Mostaches Gästen war es mittlerweile zu einem Volkssport geworden, immer neue Zickzack-Kurse zu erforschen, um halbwegs trockenen Fußes von der Straße in die Schankstube zu gelangen.
    Diesmal hatte Zamorra Pech. Er trat einmal fehl und stand im nächsten Moment knöcheltief im Wasser. Nicole, in einen wadenlangen künstlichen Pelzmantel gehüllt, kam wesentlich besser durch. Nacheinander traten sie ein. Zamorra hinterließ eine feuchte Spur, als er den Montagne-Tisch ansteuerte.
    Im Hintergrund unterhielt sich eine Gruppe Dorfbewohner - und verstummte abrupt, als die beiden Dämonenjäger eintraten.
    »Sie kommen allein«, raunte Gaston Sasson gerade so laut, dass man es an der Tür hören konnte.
    Mostache kam kopfschüttelnd zu ihnen. »Seit wann trägst du die Haut armer, gejagter Tiere?«, erkundigte er sich finster bei Nicole, als sie den Mantel abstreifte.
    »Du solltest doch wissen, Mostache, dass ich lieber nackt gehe als Pelz zu tragen«, versicherte sie ihm mit dem Werbeslogan der PETA, die sich gegen Pelzverwertung und für Tierschutz einsetzte.
    »Hm«, brummelte der Wirt und nahm ihr mit spitzen Fingern, wie angeekelt, den Mantel ab, um ihn aufzuhängen, »und warum bist du dann nicht nackt? Warum trägst du das da?«
    »Weil das da kein echter Pelz ist. Alles Chemiefasern. Sieht aber gut aus, nicht? Fast wie echt.«
    »Ja! Und wie viele unschuldige Polyamide mussten nun dafür sterben?«
    Nicole sah ihn sprachlos an.
    Zamorra schnipste mit den Fingern. »Solche komplizierten Wörter versteht sie nicht. Sie ist schließlich nur eine Frau.«
    Von Nicole kam der Tritt gegen sein Schienbein, und aus dem Durchgang zur Küche kam eine Bratpfanne geflogen, die Zamorra nur um Haaresbreite verfehlte. Mostaches Göttergattin hatte sie als Wurfgeschoss benutzt.
    »Du schaffst dir Todfeindinnen mit deinen Sprüchen, Professorchen!«, drohte sie aus dem Hintergrund.
    »Viel Feind, viel Ehr«, seufzte Zamorra und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Sich das schmerzende Schienbein reibend, bestellte er Wein für Nicole und sich und ein Glas Cognac als Schmerzmittel. »Und einen Grog bekomme ich auch, damit ich nicht erfriere. Dauert nicht mehr lange, und man kann deine Spelunke nur noch per Segelschiff erreichen. Na ja, was sollen anständige Leute auch in Kneipen, in denen man mit Bratpfannen beworfen wird…«
    »Beim nächsten Mal ist’s die Mitternachtsvase«, drohte Mostaches bessere Hälfte von weitem an. »Randvoll!«
    »Feind hört mit«, sagte der Wirt grinsend und sah an Zamorra herunter bis auf die Wasserlache, die sich um dessen Füße bildete. »Hast du überhaupt ’ne Eintrittskarte gekauft, bevor du in meinem Freibad Schwimmversuche unternommen hast?«
    »War eher ’ne Kneippkur«, stöhnte Zamorra. »Die bezahlt die Krankenkasse.«
    »Wenn es eine Kur war, brauchst du auch keinen Grog«, entschied Mostache. »Also einen Cognac und zwei Wein. Gütigste aller Gattinnen«, rief er nach hinten zur Theke, »holst du bitte mal den Spezialgepanschten aus dem Keller? Den, wo die Ratten hineinge…«
    »Einen dreifachen Cognac, aber von der Sorte, die du selbst trinkst«, fauchte Zamorra ihn an. »Wenn nicht, ist dieses Dorf zu klein für uns beide!«
    »Schätze, du kannst jederzeit gehen, Fremder«, sagte Mostache todernst, tippte mit dem linken Zeigefinger gegen eine imaginäre Hutkrempe und legte die rechte Hand auf den Griff eines imaginären Revolvers. »Oder willst du wirklich gegen den schnellsten Killersheriff diesseits und jenseits der Loire ziehen?«
    »Warte nur, bis die Kavallerie kommt«, gab Zamorra zurück. »Dann gibt’s hier die Schlacht am Little Big Horn.«
    Mostache wandte sich um und stapfte breitbeinig wie ein vom Pferd gefallener Cowboy zu seiner Theke zurück. »Schick deine Indianersquaw zu mir, Fremder, damit sie dir das Feuerwasser bringt.«
    Ihn traf die Bratpfanne zwischen den Schultern; Nicole hatte das Flugobjekt fast unbemerkt aufgesammelt und ihm jetzt nachgeworfen. »Beim nächsten Mal mein Tomahawk deinen Schädel treffen und spalten, Bleichgesicht«, stellte sie klar. »Du beten zu Manitu rasch, dass er dich trotzdem aufnehmen in die ewigen Jagdgründe.«
    »Aua«, murmelte Zamorra. »Ich glaube, Siegel öffnen ist ungefährlicher als hier einzukehren.«
    Worauf er sich eine Kopfnuss einfing.
    »He!«, fuhr er Nicole an. »Was ist denn jetzt schon wieder? Du bist heute so verdammt streitlustig! Kommst du auch mal wieder von dem Trip
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher