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0824 - Don Jaime, der Vampir

0824 - Don Jaime, der Vampir

Titel: 0824 - Don Jaime, der Vampir
Autoren: W.K. Giesa
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braucht, ist keins da. Und die wenigen, die an der Discothek vorbeifuhren, fuhren einfach vorbei. Sie reagierten nicht auf Charlottes Winken.
    »Verdammt«, murmelte sie erbittert. »Muss ich mich etwa erst ausziehen, damit einer von den Knilchen hält?«
    Ersatzweise wollte sie per Handy ein Taxi rufen. Aber erstens waren ihr die Rufnummern der Unternehmer in Roanne nicht geläufig, und zweitens war der Akku leer.
    Also kein Taxi. Hatte sie früher auch nie gebraucht. Entweder war sie mit der Clique unterwegs gewesen, oder ein netter Junge fuhr sie zu sich oder zu ihr. Das löste meist gleich mehrere Probleme auf einmal.
    Öffentliche Verkehrsmittel? Gar nicht dran zu denken um diese Uhrzeit!
    Plötzlich rumpelte und wippte ein fossiles Vehikel heran. Ein steinalter Citroën 2CV Kastenwagen. Der Fahrer schien Probleme mit seinem Unikum zu haben; der Motor stotterte, setzte sekundenlang aus, lief weiter, setzte wieder aus, und jedes Mal gab es einen heftigen Ruck, der das Fahrzeug in den Federn schaukeln ließ.
    Das Gefährt stoppte vor Charlotte. Der Fahrer beugte sich nach rechts und lüftete das Klappfenster der Beifahrertür. »Kann ich dich mitnehmen?«
    Oh nein. Der aufdringliche Disco-Greis !
    Aber seine Hartnäckigkeit war schon fast bewundernswert.
    »Toller Porsche«, sagte sie. »Wie schnell fährt der? Zweihundert Stunden pro Kilometer?«
    »Mindestens, wenn nicht noch weniger«, verriet Jaime. »Was ist nun, steigst du ein oder willst du warten, bis dir der Efeu um die Hüfte rankt?«
    Sie seufzte. »Du gibst nie auf, wie?«
    »Nie.«
    »Also gut.« Sie stieg ein. »Du kannst mich nach Hause chauffieren. Aber das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten.«
    Den Spruch hatte sie mal von Nicole Duval gehört und fand ihn immer noch gut.
    Sie musste die Tür dreimal zuknallen, bis das Schloss sie endlich hielt. Jaime rührte mit dem Schalthebel im Getriebe und sortierte die Gänge durch. Viele waren es ja nicht. Es krachte und kratzte, schrammte und sägte.
    »Der Soldat schaltet, wie er spricht«, spottete Charlotte. »Laut und deutlich.«
    Jaime verzog das Gesicht, aber er schaffte es, dass sich der 2CV ruckelnd in Bewegung setzte.
    »Reicht der Sprit überhaupt?«, wollte Charlotte wissen.
    »Bis zum Mond und zurück.«
    »Was hast du getankt? Ein Pfund Butter?«
    »Wie, kann man damit tatsächlich fahren?«, ächzte Jaime fast erschrocken.
    »Ich frag’ ja nur… und wo wir gerade mitten im Quiz sind: Weshalb hast du dir kein richtiges Auto, sondern so einen Bonsai-Lastwagen vom Autofriedhof geklaut?«
    »Zum Transportieren.«
    »Und was transportierst du? Särge?«
    »Nein. Nur einen: meinen.«
    Der spinnt ja wirklich, dachte sie kopfschüttelnd. So was gibt es doch gar nicht. Ich träume das.
    Aber im Traum wird man nicht so durchgerüttelt, dass einem die Zähne aufeinander klapperten. »Lass mich fahren!«, verlangte sie schließlich.
    »Meinst du, du kannst das besser?«
    »Frauen können alles besser.«
    In der Tat ließ er sich darauf ein, die Plätze zu tauschen. Und siehe da - der 2CV lief plötzlich ganz brav. Also lag das Gerumpel tatsächlich an den Fahrkünsten des Fahrkünstlers.
    »Wie weit ist es denn noch? Vielleicht reicht das Pfund Butter nicht mehr für meine Rückkehr«, stöhnte Jaime nach einer Weile.
    Wie egal ihr das doch war!
    Sie durchquerten Feurs und erreichten schließlich das kleine Dorf, in dem sie wohnte. Nur wenige Meter vor dem Haus hustete der Motor wieder, sprotzte und ging aus.
    »Sieht so aus, als wäre keine Butter mehr im Tank. Aber ich geb’ dir was mit für die Weiterfahrt.« Sie schwang sich ins Freie und eilte zur Haustür, die sie rasch aufschloss.
    Jaime folgte ihr etwas langsamer.
    »Darf ich noch mit reinkommen?«, fragte er.
    Sie war schon drinnen und wollte die Tür gerade von innen schließen. »Nein.«
    »Aber ich brauche etwas zu trinken. Lass mich bitte herein.«
    »Nein!«
    »Und - ist mir peinlich, das zu sagen, aber - ich muss zur Toilette. Lass mich wenigstens dafür rein…«
    Na gut, das zumindest konnte sie ihm als braver Christenmensch nicht verweigern. Obwohl sie ihm liebend gern empfohlen hätte, die Sache irgendwo am nächsten Baum zu erledigen.
    »Na, dann komm eben. Aber mach’s kurz und schmerzlos.«
    »Worauf du dich verlassen kannst«, versprach er und glitt ins Haus wie ein Schatten.
    Kopfschüttelnd beschrieb Charlotte ihm den Weg die Treppe hinauf, dann ging sie selbst zur Küche. Ihre Eltern, bei denen sie immer noch
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