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0824 - Don Jaime, der Vampir

0824 - Don Jaime, der Vampir

Titel: 0824 - Don Jaime, der Vampir
Autoren: W.K. Giesa
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intensiv darüber nachzudenken. Es wäre wohl zu deprimierend. Er brauchte aber seinen Optimismus, um gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen und zu siegen.
    Er erhob sich wieder aus dem Sessel. Don Jaime hin oder her - er brauchte dessen Besuch nicht zu fürchten und würde den Nachmittag wieder mal im »Zauberzimmer« zubringen, um weiter an dem gesiegelten Buch zu forschen. Und abends…
    ... würde er versuchen, Don Jaime aufzuspüren und zu pfählen. Sofern der Vampir sich tatsächlich in der Nähe aufhielt und nicht nur der Gerüchteküche Marie-Claires entsprungen war.
    »Auf geht’s«, murmelte Zamorra und sah das Buch schon vor seinem geistigen Auge. »Das nächste Kapitel wartet.«
    ***
    Irgendwann erwachte Don Jaime. Er fühlte sich ausgeruht und wieder stark. Aber auch sein Durst meldete sich.
    Noch erträglich, aber schon bald würde es sein müssen.
    Es war noch hell draußen, würde aber schon in Kürze dämmern. Eine gute Zeit, fand der Vampir. Er konnte sich orientieren und einen Plan zurecht legen.
    Um diese Zeit würde wohl auch Charlotte noch anzutreffen sein. Es war keine Disco-Zeit. Die begann erst viel später. Also konnte Don Jaime seine Basis aufsuchen.
    Und vielleicht ein Schlückchen trinken.
    Nicht viel, nur ein wenig, sodass das Durstgefühl für eine Weile gestillt war. Denn wenn er Zamorra gegenübertrat, musste er sich konzentrieren, durfte durch nichts abgelenkt werden. Zamorra war gefährlich.
    Aber Don Jaime brauchte ihn.
    Der Vampir stieg aus. Er musste ein paar Schritte gehen, um seinen Körper zu entspannen. Die Fondbank des Oldtimers war zwar so groß, dass er darauf liegen und schlafen konnte, aber das war nicht mit einem vernünftigen, normalen Ruhelager zu vergleichen, wie es ein gut gepolsterter Sarg oder ein Bett darstellten.
    Hier im Auto lag er etwas krumm, und das ging auf die Knochen. Natürlich hätte er sich einen großen Kombi oder Van beschaffen können, oder ein Wohnmobil. Aber das passte nicht zu seinem Stil. Diese moderne Technik und der alte Vampir waren zwei Welten, die sich kaum miteinander vertrugen.
    Mit einigen technischen Neuerungen hatte er sich im Laufe der letzten Jahre abfinden können und nutzte sie auch. Aber manche Dinge waren ihm einfach ein Gräuel.
    Er machte einige Fitnessübungen, um sich wieder in Form zu bringen. Hier im Waldweg zwischen den Bäumen war es dunkler als außerhalb des Waldes, auch wenn das Herbstlaub zum größten Teil gefallen war. Die Schatten taten ihm gut.
    Plötzlich vernahm er das Brummen eines Motors.
    Und er sah das Licht von Scheinwerfern.
    Er bekam Besuch…
    ***
    Daniel Goudelais fuhr seine Runde. Das gehörte zu seinen Aufgaben als Angestellter der Forst Verwaltung. Irgendwer musste ja danach sehen, ob alles in Ordnung war. Ob es neue Waldschäden gab, oder die Jäger die Abschussquoten einhielten… Letzteres war natürlich am schwersten zu kontrollieren.
    Vor allem, wenn jemand sich nicht kontrollieren lassen wollte. Wildschweine und Wilderer waren in dieser Hinsicht führend.
    Goudelais hatte den Bereich von Château Montagne erreicht. Hier gab es jede Menge Wald- und Wiesenflächen, sehr wenig Ackerland, dafür aber üppigen Weinanbau. Der Eigentümer des Châteaus, ein gewisser Professor Zamorra, hatte die Ländereien verpachtet und brauchte für sein gesichertes Einkommen praktisch keinen Finger zu rühren. Oft fragte sich Goudelais, was der Typ eigentlich machte. Ein Parapsychologe sollte er sein. Also einer von diesen Spinnern, die an Gespenster glaubten und an Stimmen aus dem Jenseits und ähnlichen Unfug. Normalerweise eine recht brotlose Kunst, aber dieser Professor schien den Trick heraus zu haben, wie man trotzdem eine Menge Kohle einsackte.
    Na ja, vermutlich nahm er ohnehin das Meiste durch die Pachtzinsen ein. Andere Schlossherren von hier bis Paris mussten ihre Loire-Prachtbauten für Touristen zur Verfügung stellen, um gerade mal die nötigsten Renovierungsarbeiten bezahlen zu können.
    Die hatten auch nicht so gut geerbt wie dieser Professor.
    Goudelais lag mit seiner Inspektionstour etwas zurück. Er hätte eigentlich jetzt schon Feierabend gehabt, aber sein Tagespensum noch nicht ganz geschafft. Das lag daran, dass sein Dienstwagen wieder einmal liegen geblieben war. In den letzten Jahren häuften sich die Pannen mehr und mehr, aber die Verwaltung dachte gar nicht daran, ihm ein neues Fahrzeug zu geben. Das gebe der schmale Etat nicht her, hieß es. Für die immer häufiger anfallenden
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