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0824 - Don Jaime, der Vampir

0824 - Don Jaime, der Vampir

Titel: 0824 - Don Jaime, der Vampir
Autoren: W.K. Giesa
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du könntest mir was von deinem Galan erzählen! Wenn der wirklich mit dem Pro…«
    »Ich höre schon gar nichts mehr hier drinnen!«, stöhnte Charlotte. Warum nur bringe ich meine Semesterferien ausgerechnet hier im Elternhaus zu? Warum bin ich nicht in Paris geblieben?
    Sie warf sich angezogen aufs Bett und tat so, als würde sie schlafen, als Mutter Justine einen prüfenden Blick zur Tür herein warf.
    Nach einer Weile kehrte endlich wieder Ruhe im Haus ein.
    Don Jaime deZamorra, dachte Charlotte. Das ist wirklich verrückt!
    ***
    Madame Claire, die Köchin, kam wie jeden Tag mit ihrem Renault Twingo vom Dorf zum Château Montagne hinauf. In der großen Eingangshalle lief sie ihrem Brötchengeber über den Weg, der gerade aus Kellertiefen zurückkehrte und eine verstaubte Weinflasche in der Hand hielt.
    »Schauen Sie mal, Claire«, schmunzelte er. »Eine treue Seele, die nicht von ihrer Heimat lassen kann…«
    Er hielt ihr die Flasche entgegen.
    Ein paar Reste eines Spinnennetzes hingen noch dran, und in diesen kauerte eine daumennagelgroße Kreuzspinne. »Die hatte ein richtig schönes, großes Netz aufgebaut. Wobei ich mich schon seit Jahren frage, wovon die Spinnen da unten leben. Fliegen und anderes Mistzeug verirren sich doch nicht dorthin!«
    »Chef, Sie sollten sich nicht seit Jahren fragen, sondern hätten schon vor Jahren dem Butler auftragen sollen, da unten mal den Feudel zu schwingen. So viel Schmutz und Insektenkram…« Vor der Spinne zeigte sie keine Angst, und damit verpuffte Zamorras Absicht, sie damit zu erschrecken.
    »Raffael war stets der Meinung, dass eine solche Tätigkeit nicht seinem Tätigkeitsprofil entspräche, und William ist der gleichen Ansicht. Aber wo bekommt man heute noch zuverlässiges Personal her?« Zamorra erlaubte sich ein breites Grinsen.
    »Ich könnte Ihnen Marie-Claire empfehlen. Sie ist nicht nur äußerst arbeitswillig, sondern auch äußerst verschwiegen.«
    »Oh ja«, nickte Zamorra. »Und wie.«
    Madame Claire wandte sich der Küche zu. »Ich hoffe ja, Ihr Drachenbiest hat nicht schon wieder alles durcheinander gebracht. Immerhin, wenn Sie Besuch von Ihrem Verwandten haben…«
    »Vom wem, bitte?« Zamorra runzelte die Stirn.
    »Ach, Chef! Es weiß doch jeder, dass dieser… na, wie heißt er noch gleich… Don Jaime, jawohl. Dass der hier ist, weiß doch jeder.«
    »Ich weiß es nicht! Und er ist auch nicht hier!«, erklärte Zamorra.
    »Aber das kann doch nicht sein. Er ist doch gestern Abend zu Ihnen gefahren. Na ja, ich meine, gestern Nacht. Er…«
    »Wer erzählt denn einen solchen kapitalen Blödsinn?«, stöhnte Zamorra.
    »Jeder im Dorf! Er fährt einen sehr schmucken Wagen. Ein Rolls-Royce-Cabriolet, wie man hört. Die kleine Charlotte behauptet zwar, es sei ein Porsche, aber ein Mann wie Don Jaime und ein Porsche, das passt doch nicht zusammen!«
    »Don Jaime«, murmelte Zamorra. »Also, ein Mann dieses Namens ist ganz bestimmt nicht hier. Ich müsste das ja wohl wissen, oder?«
    »Aber ich sollte vielleicht doch für eine Person mehr kochen. Vielleicht hat er sich ja in der Nacht verirrt und trifft erst heute im Château ein.«
    »Wenn, dann kriegt er einen Tritt in den Hintern. Oder besser einen Eichenpflock ins Herz.«
    »So was macht man doch nur bei-Vampiren, Chef!«, empörte sich Madame Claire.
    »Eben drum…« Zamorra drückte ihr jetzt die staubige Weinflasche samt Spinne in die Hand. »Das gibt’s heute zur Mahlzeit.«
    »Wie, die Spinne? Ich bin entsetzt! Dafür habe ich doch gar kein Rezept…«
    »Den Wein!«, zürnte Zamorra. »Nicht die Spinne! Lassen Sie sich ein kleines Festmahl einfallen, das zu diesem Wein passt.«
    Er schritt davon, um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
    »Festmahl?«, murmelte Madame Claire. »Also doch! Der Verwandte kommt und wird mit dem Professor tafeln. Marie-Claire hatte also doch Recht! Aber wie mögen die beiden verwandt sein?«
    Es war niemand in der Nähe, der ihr darauf eine Antwort geben wollte.
    Sie nahm den Wein mit in die Küche und wischte Staub und Spinnweben ab. Die Kreuzspinne brachte sich erst mal voll Entsetzen in Sicherheit.
    Die Köchin deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das achtbeinige Getier. »Und du tust gefälligst was für deine logis und fängst Fliegen, wie es sich gehört! Sonst kommst du in den Suppentopf und wirst dem Chef serviert! Araignée à la Claire - da wird sogar der große Bocuse vor Neid erblassen. Hast du das verstanden, du kleines Monstrum?«
    Sie
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