Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Was haben Sie hier zu suchen?" Der Fremde grinste noch immer. „Ich sehe mich hier um, ob ich diese Anlage für meine Zwecke gebrauchen kann", antwortete er unbefangen.
    „Woher kommen Sie?"
    „Von weit her!"
    „Weichen Sie nicht aus..."
    „Sie würden es mir doch nicht glauben."
    „Wie sind Sie hereingekommen?" Der Fremde schüttelte den Kopf. „Das fällt in dieselbe Kategorie."
    Waringer wurde zornig. „Sie werden mir gefälligst antworten, oder ich..."
    Der Fremde nahm seinen Zorn überhaupt nicht wahr. Plötzlich leuchtete es in seinen Augen, und ein fröhliches Lächeln zog über sein häßliches Gesicht.
    „Jetzt weiß ich es!" rief er. „Waringer, Geoffry Waringer! Nicht wahr, der sind Sie?"
    Waringers Zorn verpuffte.
    „Woher kennen Sie mich?" fragte er verblüfft.
    „Ich habe Archivbilder von Ihnen gesehen", erhielt er zur Antwort. „Damals, als ich noch für den aphilischen Nachrichtendienst arbeitete. Übrigens: ich bin Grukel Athosien."
    Er streckte die Hand aus. Aber Geoffry Waringer, anstatt sie zu ergreifen, wich einen Schritt zurück und schwenkte den Lauf des Schockers ein paar Zentimeter höher, bis er genau auf Grukels mächtigen Schädel zielte.
    „Bleiben Sie mir vom Leib!" fauchte er. „Sie sind unbefugt hier eingedrungen. Betrachten Sie sich als festgenommen."
    In diesem Augenblick - für Waringer zunächst unbemerkt - geschah etwas Seltsames. Grukel Athosien spürte einen fremden Gedankenstrom. Er erschrak vor der unerbittlichen Härte, die in den Mentalimpulsen mitschwang. Gleichzeitig wurde er angeherrscht: „Geh weg da! Jetzt bin ich dran!"
    Grukel geriet nur eine halbe Sekunde lang aus dem Gleichgewicht. Die Zeitspanne genügte seinem Konkurrenten, die Kontrolle zu übernehmen.
    Der schlaksige Körper des Konzepts explodierte förmlich. Der Sprung aus dem Stand kam für Geoffry Waringer so überraschend, daß er nicht mehr reagieren konnte. Der Aufprall schleuderte ihn beiseite.
    Der Schocker wurde ihm aus der Hand geprellt. Waringer schlug mit dem Hinterkopf gegen die metallene Abdeckung eines Kontrollgeräts und verlor das Bewußtsein.
    Einen Atemzug später war Grukel Athosien wieder Herr des Konzepts. Er hatte die Kontrolle nicht zurückgefordert, sie war ihm zugeworfen worden. Er hatte noch immer Mühe, den Vorgang zu begreifen.
    Eines seiner Mitbewußtseine war anscheinend plötzlich aktiv geworden und hatte ihn aus der kontrollierenden Position verdrängt. Unter der Kontrolle dieses Mitbewußtseins hatte das Konzept Waringer niedergeschlagen. Sofort danach war die Kontrolle wieder an Grukel übergeben worden.
    Grukel horchte. Ponto Sassolas Gedanken, soweit sie dem Überlappungsbereich zugeordnet waren, konnte er einwandfrei erkennen. Da war noch etwas anderes - ein Komplex von Mentalimpulsen unmittelbar an den Grenzen der Überlappungszone, fast schon in einem der privaten Bereiche. Grukel empfand dieselbe schonungslose Härte, die er zuvor schon einmal gespürt hatte. Es war eine Unterschwingung, die sämtlichen Gedanken dieses Bewußtseins anzuhängen schien.
    Grukel wußte plötzlich, woran er war. Unter seinen sechs Mitbewußtseinen gab es nur einen, dem solche Härte zuzutrauen war: Veyto Balaschy, dem Nutzwaffen-Radikalplaner.
    Grukels Gedanken waren fast so erbarmungslos wie die Balaschys, als er formulierte: „Du hast mich einmal überrascht, Veyto. Versuch's niemals wieder!"
     
    *
     
    In Reginald Bulls Schädel war ein dumpfes Rumoren. Er hörte Geräusche und schlug die Augen auf.
    Mit Mühe erkannte er, daß er sich in einer Medo-Station befand. Ein Behandlungsrobot stand neben seiner Liege und beobachtete ihn aufmerksam mit einer Reihe optischer Sonden. Bully verbiß den Kopfschmerz und stemmte sich auf die Ellenbogen.
    „Wo ist der Narr hin?" knurrte er.
    „Sie bedürfen noch der Ruhe", mahnte der Robot.
    Bully brummte etwas Unverständliches und schwang sich von der Liege. Er sah auf die Uhr. Seit dem Zwischenfall mit Waringer war knapp eine Stunde vergangen. Das penetrante Schädelbrummen wies darauf hin, daß die Wirkung des Schocktreffers noch nicht völlig neutralisiert war.
    Er hörte ein Ächzen, ging dem Geräusch nach und fand eine zweite Liege mit Roi Danton, der soeben zu sich kam. Auch er wurde von einem Medo-Robot bewacht, der ihm riet, sich vorläufig noch zu schonen. Statt dessen sprang Danton auf und fragte die Maschine: „Wie komme ich hierher?"
    „Sie wurden bewußtlos gefunden und von Transportrobotern angeliefert", lautete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher