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0822 - Ein Fremder auf Luna

Titel: 0822 - Ein Fremder auf Luna
Autoren: Unbekannt
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überquerte den schmalen Meeresarm, der Vikna vom Festland trennte. Steil und schroff ragten die Küstenberge vor ihm auf. Über der ehemaligen Fischerstadt Rorvik steuerte er den schweren Gleiter in eine breite Felsspalte. Als er etwa einen halben Kilometer in das Bergmassiv eingedrungen war, landete er.
    Kurz nach sechs Uhr war es dunkel. Walik hatte sämtliche Aggregate ausgeschaltet, um eine Ortung durch energetische Streustrahlung zu vermeiden. Lediglich ein kleiner Orter war noch in Betrieb. Seine Reichweite betrug nur wenige Kilometer. Kurz nach sieben erfaßte der Orter ein Fahrzeug, das sich von Südosten her näherte. Wenige Minuten später senkte sich aus dem unsicheren Licht der späten Dämmerung der Umriß eines Gleiters, der unmittelbar neben Waliks Fahrzeug landete.
    Walik stieg aus. Auch an dem anderen Fahrzeug öffnete sich ein Luk. Eine schlanke Frauengestalt erschien. Sie sprang aus der Luköffnung herab und fiel Walik in die ausgebreiteten Arme.
    „Ich halt' dich fest und laß dich nicht mehr los!" sagte er sanft.
    Marboo lächelte ihn glücklich an.
    „Es war ziemlich einsam ohne dich", gestand sie. „Ich konnte es nicht erwarten, bis du kommst."
    „Wo sind Bluff und Augustus?"
    „Vor Ort. Ich wollte dich alleine abholen. Bluff hatte dafür Verständnis."
    „Augustus nicht?"
    „Der hat für nichts Verständnis. Er wollte unbedingt mit. Ich ließ ihn einfach stehen."
    „Wahrscheinlich spricht er jetzt mit dem Kontrollelement und ersucht um Verhaltensmaßregeln", lachte Walik.
    Er stieg mit Marboo in den kleineren Gleiter. Während die junge Frau das Fahrzeug aus der Felsspalte hinaus auf die Höhe des Bergplateaus steuerte, musterte Walik sie von der Seite her. In mehr als anderthalb Jahren Ehe hatte er es nicht verlernt, sich an der klassischen Schönheit ihres Profils zu erfreuen. Marboo war noch jung, kaum zweiundzwanzig Jahre alt. Manchmal, wenn sie ihre Sorgen vergaß und sich unbeschwert fühlte, gab sie sich noch wie ein Mädchen. Dann aber kam der Ernst wieder über sie und machte ihr Gesicht älter. Sie hatte große, dunkle Augen und eine atemberaubende Fülle kastanienbraunen Haars, das sie zu Dutzenden von verschiedenen Frisuren zu formen verstand. Marboo und Walik waren nicht durch einen Ehevertrag, sondern durch eine herkömmliche Eheschließung miteinander verbunden.
    Marboo bemerkte wohl, daß Walik sie anstarrte. Sie ließ es sich eine Zeitlang wortlos gefallen. Dann aber, als der Gleiter über der Hochebene schwebte, wandte sie sich ihm plötzlich zu und fragte mit spitzbübischem Lächeln: „Prüfst du, ob Vleeny dir inzwischen besser gefällt als ich?"
    Er schüttelte ernst den Kopf.
    „Nein. Ich bewundere dich."
    Sie wurde verlegen.
    „Morgen früh schlagen wir zu", sagte sie.
    „Wen habt ihr euch ausgesucht?" ging er auf das Ablenkmanöver ein.
    „Ein junges Mädchen. Sie heißt Selka. Ein wenig eigenbrötlerisch.
    Sondert sich gern von den ändern ab, wenn sie ihren täglichen Spaziergang machen."
    „Gut. Die Vorgehensweise ist noch immer dieselbe?"
    „Ja. Die Beben kommen mit schöner Regelmäßigkeit. Es wird nicht auffallen, wenn irgendwo plötzlich eine Mauer einstürzt."
    Der Gleiter überquerte den Masos-Fjord in fast südlicher Richtung. Marboo hielt das Fahrzeug dicht über der Wasseroberfläche. Am jenseitigen Ufer ging sie auf Ostkurs.
    Sie hielt in die Berge hinein, die östlich der Stadt Namsos aufragten. Es war inzwischen vollends finster geworden.
    Wenige Minuten später erreichten sie ein kleines, tief eingeschnittenes Tal. Auf dem Ortergerät erschien ein orangefarbener Leuchtfleck und markierte die Stelle, an der sich das Lager befand. Die kleine Expedition hatte sich für die Dauer ihres Aufenthaltes einigermaßen wohnlich eingerichtet. Es gab drei Schalenzelte, von denen zwei als Unterkünfte dienten. Im dritten war technisches Gerät untergebracht.
    Marboo setzte den Gleiter auf. Als sie die Luk öffnete, drang die frische, feuchte Nachtluft herein. Sie roch nach mehr. Aus dem Dunkel näherten sich zwei Gestalten, als Walik sich ins Freie schwang.
    „Willkommen in Namsos!" rief Bluff Bollard, der Junge, den Walik vor mehr als drei Jahren in Nome, Alaska, aufgegabelt hatte.
    Die andere Gestalt bewegte sich würdevoll. Im matten Licht der Sterne war zu sehen, daß ihre gelblichbraune Kleidung vielfach durchlöchert und zerfetzt war. Unter den Rissen kam synthetische Haut, an manchen Stellen aber auch blankes Metall zum Vorschein.
    „Das
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