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0818 - Sarkanas Erbe

0818 - Sarkanas Erbe

Titel: 0818 - Sarkanas Erbe
Autoren: Volker Krämer
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Parapsychologe glaubte dem Physiker und war überzeugt, dass sich dieser ominöse Splitter früher oder später in irgendeiner Form bemerkbar machen würde.
    Früher oder später war hier und jetzt !
    Doch noch war sich van Zant seiner Sache nicht ganz sicher. Ein letzter Test stand jetzt noch aus. Hinter sich hörte er die Geräusche von Julos Rollbrett. Der Junge hatte irgendjemanden aufgetrieben, der ihn die Treppen hinauf getragen hatte.
    Van Zant ging in die Hocke. »Ich habe doch gesagt, du sollst unten bleiben!«
    Der Junge sah an Artimus vorbei. Seine Augen verrieten das Entsetzen, das dieser Anblick in ihm auslöste. Doch dann wurde sein Blick wieder klar und hart. Das Kind hatte in seinem jungen Leben zu viel erlebt und gesehen, um sich hier nicht im Griff zu haben.
    »Ich bin das gewöhnt. Tod ist hier immer und überall.«
    Der Amerikaner nickte und legte seine Pranke auf Julos Schulter. »Hör mir jetzt zu, mein Freund. Ich brauche ein paar Minuten allein in diesem Raum. Kannst du die Leute ablenken und die Polizei aufhalten, falls sie in dieser Zeit eintrifft?«
    Julo nickte. »Was willst du tun, Mister?«
    »Sag mir eins, Julo. Siehst du dort neben dem Tisch drei silberne Bänder, die wie Luftschlangen in die Höhe tänzeln?«
    Van Zant schoss den Versuchsballon bei dem Kleinen ab. Das Kind würde ihm die Wahrheit sagen. Auch dann, wenn es den dicken Ausländer für einen Verrückten hielt.
    Der Kleine sah zu der angegebenen Stelle und wieder zu Artimus. Das ganze wiederholte sich drei Mal, dann bildeten sich Sorgenfalten auf der Stirn des Kleinen. »Bist du dumm, Mister? Siehst du Geister? Nicht nett, wenn du Julo verar…«
    Van Zant unterbrach den Jungen. »Schon gut, Kumpel. War nur eine Frage. Und - ich will dich keinesfalls für dumm verkaufen. Pass auf: Wenn ich nachher verschwunden bin, dann weißt du von nichts, okay? Aber ich komme zurück. Das verspreche ich dir. Und dann musst du keine Touristen mehr in irgendwelche Lokale locken. Das verspreche ich dir auch.«
    Julo blickte van Zant traurig an. »Solche Worte sagen Touristen oft zu uns Kindern, aber dann…«
    »Hey, ich gebe dir meine Hand darauf.« Artimus war wild entschlossen, zumindest ein Sandkorn zu bewegen -ein Kind aus diesem Slum zu holen, das war doch wenigstens ein Beginn. Julos Lächeln bewies, dass der Junge ihm sein Vertrauen schenken wollte.
    »Und nun roll los, mein Kleiner. Und halte mir für zehn Minuten den Rücken frei.«
    ***
    Zamorra beobachtete seine Gefährtin seit mehreren Minuten.
    Nicole Duval war so sehr in die Lektüre vertieft, dass sie die Blicke des Parapsychologen gar nicht zu bemerken schien. Was mochte das für ein Buch sein, das sie dermaßen fesselte? Zamorra verwarf den Inhalt dieser Frage sofort wieder, denn im Grunde interessierte ihn das nicht. Nicole las viel - wenn sie denn einmal die Zeit dazu fand. Und sie scheute sich auch in keinster Weise vor den so genannten dicken Wälzern, die für viele Leser etwas Abschreckendes hatten.
    Den Schutzumschlag hatte Nicole zum Lesen vom Buch abgenommen. Zamorra hatte also wirklich keine Ahnung, um welche Art von Literatur es sich dabei handelte. Doch in Nicoles Augen konnte er mitlesen. Ihre Pupillen weiteten sich, wurden wieder klein und verengten sich zu schmalen Schlitzen. Dann schien in ihnen plötzlich ein kleines Feuerwerk stattzufinden, ehe Nicoles Blick wieder ruhig und gespannt auf den Zeilen ruhte. Offenbar ein spannendes und abwechslungsreiches Werk.
    Zamorras Blicke wanderten über Nicoles Körper, der entspannt und relaxt auf dem breiten Sofa ruhte. Was er sah, war für ihn spannender und aufregender als jeder Film, jede Literatur. Und diese Art der Betrachtung wurde ihm auch nie langweilig, denn das Objekt war ganz einfach umwerfend.
    »Soll ich mich einmal auf die andere Seite legen?« Nicole hob den Kopf nicht um einen Millimeter.
    Zamorra lachte. »Lass dich von mir nicht stören. Ich dachte…«
    »… dass ich deine Kennerblicke nicht bemerkt hätte, richtig? Du solltest mich besser kennen. Ich kann durchaus zwei Dinge zur gleichen Zeit tun. Lesen - und meine Umgebung abchecken. Aber lass dich in deiner Bildbetrachtung nicht stören, Chéri. Sie ist mir durchaus nicht unangenehm.«
    Der Summton wirkte wie ein Stein, der eine ruhige Wasseroberfläche durchschlug. Die Stimmung des Moments war dahin.
    »Wo wir gerade beim Stören waren.« Nicole legte ein Lesezeichen zwischen die Buchseiten und klappte den Wälzer lautstark zu.
    »Wozu hat
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