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0818 - Sarkanas Erbe

0818 - Sarkanas Erbe

Titel: 0818 - Sarkanas Erbe
Autoren: Volker Krämer
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dumm vor, denn er hatte spät bemerkt, das ihn der Kleine auf den Haken genommen hatte.
    Khira hätte sich vor Lachen nicht mehr eingekriegt…
    Immer wieder kam ihm die Finnin bei jeder noch so kleinen Begebenheit in den Sinn. Ein Blick auf den sich köstlich amüsierenden Julo brachte Artimus’ sein Lächeln zurück. An dem Jungen sollte er sich ein Beispiel nehmen. Der Bursche schlug sich mit seiner Schwerstbehinderung durch sein Leben. Und dennoch verlor er seinen Humor nicht.
    Artimus nahm sich vor, von solchen Menschen zu lernen. Und er schwor sich, irgendetwas für Julo zu tun. Van Zant würde die Kasba nicht reformieren können - das schaffte wohl niemand. Er würde auch die Not und das Elend hier niemals besiegen. Doch zumindest einen winzigen Anfang konnte er machen. Und der Anfang hieß Julo.
    Weiter kam er in seinen Überlegungen und Planungen jedoch nicht.
    Zwei Tische weiter sprang eine Japanerin auf, kippte ihren Stuhl polternd nach hinten. Ihre Schreie waren laut und in einer beinahe unerträglichen Tonhöhe angesiedelt. Sofort waren mehrere Gäste um sie herum. Zwei Kellner zwängten sich durch die Tischreihen.
    Die Japanerin ließ sich einfach nicht beruhigen. Mit beiden Händen deutete sie hektisch auf den Tisch, an dem sie bis vor Sekunden noch gesessen hatte. Und nun konnte van Zant auch ein Wort heraushören, das sie immer und immer wiederholte. Es klang wie Ketueki. Artimus verstand nur ein paar Brocken Japanisch, doch wenn er sich nicht irrte, dann meinte sie - Blut!
    Die massige Gestalt des Südstaatlers schuf sich problemlos eine Schneise durch die Neugierigen, die sich um die Frau drängten. Und dann sah van Zant, was die Panik in der Touristin ausgelöst hatte.
    Direkt auf den Rand ihres Tellers fiel langsam, beinahe behäbig, in gleichbleibenden Abständen ein feiner Tropfen einer roten Flüssigkeit. Van Zants Blick ging zur Decke. Sie war mit hölzernen Paneelen verkleidet, die offenbar alles andere als dicht verfugt waren.
    Der Physiker schnappte sich den Kellner, der direkt neben ihm stand und keine Anstalten machte, irgendetwas zu unternehmen. »Wo geht es dort hinauf? Und was für Räume liegen über diesem?«
    Artimus hatte es sich schon lange angewöhnt, in Stresssituationen möglichst kurze und prägnante Sätze zu formulieren. Mehr als solche gebündelten Reize schienen die Gehirne der allermeisten Menschen nicht verarbeiten zu können, wenn sie sich in einer außergewöhnlichen Lage befanden.
    Der Mann schien ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Irgendetwas zupfte an Artimus’ rechtem Hosenbein. Julo hatte sich im Windschatten des Physikers bis hierher durchgeschlagen. Van Zant ging in die Hocke, um den Kleinen besser verstehen zu können.
    »Mister, die Treppe ist links hinten. Und da oben ist das Büro vom Boss.« Er streckte seine Arme in die Höhe. »Nimm mich auf die Arme, ich kenn den Weg.«
    »Du bleibst schön hier und wartest auf mich. Viel zu gefährlich für dich Floh.« Über die Köpfe der anderen hinweg hatte van Zant die Treppe bereits entdeckt. Unsanft bahnte er sich seinen Weg, arbeitete dabei heftig mit den Ellbogen. Als er die Treppe hinauf stürmte, erklang von oben bereits ein Schrei des Entsetzens.
    Van Zant sprintete den Gang in der ersten Etage entlang bis vor die offene Tür am Ende des Korridors. Offensichtlich hatten zwei Köche noch schneller als er reagiert. Die in Weiß gekleideten Männer hatten kurzerhand die Tür eingetreten. In der Kasba konnte es sich niemand erlauben, erst lange um ein Problem herumzureden - hier handelte man.
    Der Person, die sich im Raum befand, konnte jedoch auch rasches Handeln nicht mehr helfen. Van Zant konnte nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau gewesen war. Zumindest war das so auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
    Von dem Körper waren nicht mehr als Fetzen geblieben - einzelne Fragmente, die überall im Raum verteilt schienen. Wände, Boden, die Decke -einfach überall. Der Physiker hatte in der jüngsten Vergangenheit viele entstellte Körper sehen müssen, doch das hier überbot all das bei weitem.
    Für einen Moment schloss van Zant die Augen und holte tief Luft.
    Es war kein menschliches Wesen, das hier gemetzelt hatte. Auch kein Raubtier. Nein, kein wildes Tier dieser Welt würde so etwas tun. -Die Köche waren wieder aus dem Raum geflohen; einer übergab sich würgend im Flur, während der andere mit seinem Handy die Polizei informierte. Immerhin etwas. Doch die würden auch nicht viel ausrichten
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