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0815 - Die Schlangenschwester

0815 - Die Schlangenschwester

Titel: 0815 - Die Schlangenschwester
Autoren: Christian Montillon
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angetan, sie milder zu stimmen.
    Andrew zog die Augenbrauen hoch. »Nimm es mir nicht übel«, bat er. »Jedenfalls hat Sid mich auf die unsichtbare Burg seines Bruders Merlin geführt.«
    »Caermardhin«, nickte Zamorra. »Es wundert mich nach wie vor, dass sich Sid Amos als der Gehilfe seines Bruders missbrauchen lässt. Handlangeroder Botendienste entsprechen nicht gerade seinem doch sehr selbstgefälligen Naturell.«
    »Die ganze Angelegenheit ist ihm persönlich wichtig, Zamorra«, erklärte Andrew. »Merlin hat mich nicht aus Jux und Tollerei zu sich geholt. Er hat einen Auftrag für mich.«
    »Das kennen wir allerdings zur Genüge«, pflichtete Nicole ihm bei. »Im Aufträge-Vergeben ist Merlin ganz groß.«
    Mehr als einmal waren Zamorra und Nicole mit Merlin aneinander geraten, weil sie sich wie Sklaven behandelt fühlten oder wie Lakaien, die für den Magier die Kohlen aus dem Feuer holen mussten…
    »Auch von euren Differenzen habe ich schon gehört.« Millings schüttelte den Kopf. »Manches ist in der Vergangenheit durchaus unglücklich gelaufen.«
    »Das soll dich nicht belasten«, unterbrach Zamorra.
    »Jedenfalls hat Merlin mir einiges berichtet, das mich unmittelbar betrifft«, fuhr Andrew fort. »Mich ebenso wie euch beide. Es geht um das, was uns verbindet. Ihr habt aus der Quelle des Lebens getrunken, und ich ebenfalls. Deshalb sind wir alle drei relativ unsterblich.«
    Millings unterbrach seinen Bericht, als Mostache ein weiteres Glas und eine Flasche Rotwein brachte. »Guter Jahrgang«, pries er dabei überschwänglich an. »Für meine Gäste vom Château nur das Beste!«
    Zamorra bedankte sich, und der Wirt zog sich wieder zurück.
    »Während ihr - oder besser gesagt: Zamorra - erst vor einigen Jahren zur Quelle gegangen seid…«
    »Na ja, soooo kurz ist es auch noch nicht her«, dehnte Nicole.
    »…ist es bei mir nahezu 800 Jahre her«, fuhr Andrew ungerührt fort. »Aber über die reine Tatsache hinaus, dass wir vom Wasser der Quelle getrunken haben, verbindet uns noch mehr. Wir gehören zu denen, die vom Erbfolger nicht so problemlos zur Quelle geführt wurden wie die anderen.«
    Ein schmerzhafter Stich zuckte durch Zamorras Brust. »Du meinst…«
    »In unserer Generation gab es jeweils mehrere Aus erwählte. Und das Gesetz ist diesbezüglich verdammt hart.«
    »Nur einer darf vom Wasser trinken und relative Unsterblichkeit erlangen«, murmelte Zamorra und dachte daran zurück, wie er vor der härtesten Entscheidung seines Lebens gestanden hatte…
    ***
    Nach dem Gesetz der Quelle muss ich Torre Gerret töten
    Torre Gerret
    Ebenso wie ich ein Auserwählter
    Der potentiellen Zugang zur Quelle hat
    So hat es mir Lord Saris ap Llewellyn offenbart
    Der Erbfolger der seit Tausenden von Jahren die Auserwählten zur Quelle führt
    Und in meiner Generation gibt es zwei Auserwählte
    Zwei
    Gerret und mich
    Und es kann nur einen geben Nur einer darf zur Quelle und trinken
    Der der den anderen tötet
    Tötet
    Tötet
    Verdammt ich bin kein Killer
    Und ich werde nicht töten um ewig zu leben
    Nein
    Ich weigere mich
    Doch dann wird Gerret mich umbringen
    Eiskalt
    Ohne mit der Wimper zu zucken
    Es muss einen Ausweg geben
    Verdammt
    …
    Ich habe den Ausweg sozusagen gefunden
    Gerret ist nicht mehr hier
    Doch ich bin nicht sein Mörder geworden
    Ich habe ihn besiegt
    Aber mich geweigert ihn zu töten
    Ich kann den Weg zur Quelle gehen
    Doch verdammt noch mal
    Ich werde nicht trinken
    Nicht trinken
    Nicht unsterblich werden
    Nicht ohne Nicole
    Nein
    Nein
    Nein!
    Ich will nicht ewig jung sein wenn Nicole alt wird und stirbt
    Und ich zusehen muss
    Ich weigere mich
    …
    Die Hüterin der Quelle ist erzürnt
    ERZÜRNT
    Sie wacht über das Gesetz
    Und sie tobte schon
    Als ich Gerret am Leben ließ
    Doch ich trickse sie zum zweiten Mal aus
    Und nehme Wasser aus der Quelle mit
    Und gebe es Nicole
    Und wir trinken beide
    Beide sind wir relativ unsterblich
    Und die Hüterin tobt
    ***
    »Wir hatten beide Rivalen auf dem Weg zur Unsterblichkeit, und wir haben sie beide…«, Millings stockte, »aus dem Weg geräumt.« Ein Schleier überzog seine eisgrauen Augen, als er nach diesen Worten ins Leere blickte.
    Zamorra hakte nicht nach. Er wusste genau, dass es für Andrew zu schmerzhaft sein würde. Zamorra hatte seinen Konkurrenten Torre Gerret nicht getötet, sondern ihn am Leben gelassen, nachdem er ihn besiegt hatte. Die Hüterin der Quelle hatte das akzeptieren müssen, ebenso wie seinen zweiten Trick - er hatte
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