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0815 - Die Schlangenschwester

0815 - Die Schlangenschwester

Titel: 0815 - Die Schlangenschwester
Autoren: Christian Montillon
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Grunde ihres Herzens leben wollte. Trotz all ihrer Angst und-Verzweiflung.
    Egal, um welchen Preis!
    Hinter ihr öffnete sich quietschend die Tür, Sandrine wusste nicht, wie viele Stunden inzwischen vergangen waren. Fünf? Zehn? Zwanzig? Sie hatte länger am Tisch gesessen und nachgedacht, als dies einem normalen Menschen rein physisch möglich gewesen wäre, aber sie hatte schon früher festgestellt, dass ihr Körper nicht mehr den Beschränkungen der Sterblichen unterworfen war.
    Zumindest nicht allen Beschränkungen… So musste sie auf der anderen Seite durchaus Nahrung zu sich nehmen.
    Auch menschliche Nahrung und nicht nur das Fleisch deiner Opfer!, schrie es in ihr, und es gelang ihr nur unter Aufbietung aller Willenskraft, sich nicht sofort zu übergeben. Seltsam - derlei Probleme hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Sie hatte sich an das Unfassbare längst gewöhnt…
    »Bist du zu einer Entscheidung gekommen?«, fragte der Hexer, noch ehe sie ihn sehen konnte.
    »Ich werde deinen Auftrag erfüllen«, antwortete Sandrine. »Sofern es mir möglich ist«, schränkte sie ein.
    »Es wird nicht ganz einfach werden«, erklärte der Hexer ohne jede Überraschung, als sei er sich der Entscheidung seiner Kreatur längst sicher gewesen. »Mein Herr hat sich an mich gewandt«, fuhr er dann fort.
    »Dein… Herr?«
    Der Hexer verwandelte sich in der nächsten Sekunde. Seine Konturen verschwammen, ein dampfender, beißend stinkender Nebel umwölkte ihn - und als dieser sich wieder verzog, stand ein Monster neben ihr. »Mein Herr! Der Ministerpräsident der Hölle«, sagte der Dämon, zu dem der Hexer geworden war.
    »Merde! Du bist kein Mensch«, sagte Sandrine.
    »Natürlich nicht!« Der Dämon lachte aus seiner Wolfsschnauze und hob einen muskulösen Arm, der schuppig war wie der einer Echse. Das Ende des Armes bildete eine Pranke. Lange Krallen stießen in das Holz des Tisches. »Ich tarne mich nur gern als einer der Sterblichen. So lerne ich ihre Gewohnheiten kennen und kann nette Experimente anstellen.«
    Sandrines Magen krampfte sich zusammen. »Experimente?«, schrie sie. »So wie…«
    »Ganz recht!«, unterbrach der Dämon. »So wie du eines bist.« Die Krallen fuhren beinahe zärtlich über Sandrines Wange. »Du bist doch rundum gelungen«, kicherte er. »Eine gequälte Seele, die gegen ihr erbärmliches Dasein aufbegehrt und doch vollkommen hilflos gegen den Fluch ist, den ich ihr gebracht habe.«
    Sandrine schwieg, doch in dieser Sekunde beschloss sie, gegen den Willen des Dämons aufzubegehren.
    ***
    »Was also müssen wir deiner Ansicht nach tun?«, fragte Zamorra.
    »Oder Merlins Ansicht nach?«, sagte Nicole sarkastisch.
    »Zuerst einmal solltet ihr euer Misstrauen ausräumen«, antwortete Andrew Millings.
    »Ich würde es nicht Misstrauen nennen«, widersprach Zamorra, »sondern eher…«
    »Bitterkeit?«, schlug Millings vor.
    »…Erfahrungswerte«
    »… Sarkasmus«, riefen Nicole und Zamorra gleichzeitig.
    »Und wenn ihr glaubt, dass euch das möglich ist, dann werden wir eine kleine Reise antreten.«
    »Mit welchem Ziel?«
    »Samila.«
    »Samila?«
    »Es handelt sich dabei um eine andere Dimension. Dort… hm… ist es zu einem Phänomen gekommen, das unsere Aufmerksamkeit fordert.«
    Nicole wandte sich an ihren Gefährten. »Was meinst du, Zamorra - Andrew hat seine Lehrwochen bei Merlin mit Bravour absolviert. Es gelingt ihm hervorragend, Erklärungen abzugeben, ohne auch nur eine verständliche Information anzufügen.«
    Millings sah sie streng an. »Entweder lassen wir ab sofort die Spitzen, oder ich werde den verdammten Job allein durchziehen!«
    »Immer mit der Ruhe«, versuchte Zamorra zu schlichten. »Ein Vorschlag zur Güte: Du erklärst uns, was es mit Samila auf sich hat, und wir werden dir aufmerksam zuhören, bevor wir uns auf den Weg dorthin machen.«
    »Samila liegt - wie gesagt - außerhalb unserer Dimension«, erklärte Millings. »Es ist ein Reich, das - sagen wir - an einer Nahtstelle liegt. Es grenzt an einen Ort, der…« Millings verdrehte die Augen. »Ich kann es euch eben nicht sagen! Verflixt noch mal, entweder akzeptiert ihr das, oder…«
    »Oder du ziehst den verdammten Job alleine durch, ich weiß«, sagte Zamorra. »Wir akzeptieren es.«
    Nicole nickte.
    »Gut«, flüsterte Millings. »In Samila werden wir nach Merlins Worten wohl eine Nachricht erhalten. Wie, weiß ich auch nicht, also fragt erst gar nicht.«
    »Zu fragen, mein lieber Andrew, hätte ja ohnehin
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