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0815 - Die Schlangenschwester

0815 - Die Schlangenschwester

Titel: 0815 - Die Schlangenschwester
Autoren: Christian Montillon
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fasste sie sich ein Herz, ging leicht in die Knie und sprang.
    Der Dämon blieb hinter ihr zurück.
    Ihre tote Freundin blieb hinter ihr zurück.
    Carmens Wohnung blieb hinter ihr zurück.
    Die Welt blieb hinter ihr zurück.
    Der Wirbel zog sie an, saugte sie auf. Sie rotierte um ihre eigene Achse, schrumpfte in sich zusammen, zerfiel in Millionen und Abermillionen von Atomen - doch es war nicht schmerzhaft und dauerte keine messbare Zeitspanne lang. Dennoch verging ihr Leben. Sie wurde alt, starb, ging zurück in ihrer Mutter Leib, befreite sich aus ihr…
    ... und stand in Samila.
    »Eine andere Dimension«, flüsterte sie fassungslos und von dem Vorgang ergriffen.
    Sie drehte sich herum, um den Dimensionsriss von dieser Seite aus zu sehen. Sie musste sich die Stelle für ihre Rückkehr genau einprägen. Sie sah…
    Nichts!
    Hinter ihr befand sich eine Wiese, und auf dieser Wiese stand ein Baum. Ein schwarzer, knorriger Baum.
    »Willkommen«, sagte eine junge, atemberaubend schöne Frau, deren Zauber sich auch Sandrine nicht entziehen konnte. Schmale eisgraue Augen blickten Sandrine kühl an. Die Freundlichkeit ihrer Begrüßung drang nicht bis zu ihnen vor.
    Die Fremde war faszinierend - doch zugleich ging etwas unsagbar Böses von ihr aus. Rote Haare fielen ihr bis weit über die Schultern, ein eng geschnürtes Kleid brachte das gewagte Dekollete noch mehr zur Geltung. Die Haut der Frau war blass, als sei sie nicht von Blut durchflossen.
    Etwas an der Art, wie sie das eine Wort aussprach, stieß Sandrine ab.
    Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
    Fast schlagartig dunkelte es. Der Himmel, bislang von einem zarten Blau, wie Sandrine es auch von der Erde her kannte, überzog sich mit einem düsteren Violett. Wolken zogen auf, als bildeten sie die Kulisse, um die unheimliche Frau in die richtige Stimmung zu versetzen.
    Hinter dem Körper der schlanken Rothaarigen schob sich eine unnatürlich große Schlange hervor, streckte ihren Kopf nach vorn und züngelte.
    Und Sandrine wand sich vor Schmerzen und Entsetzen…
    ... als sie die Kraft und der Bann des aufgehenden Vollmondes mit voller Wucht traf!
    Das Tier, das Dämonische in Sandrine, erwachte, plötzlich und unvermutet aus seinem Gefängnis des Schlummers befreit.
    »Was ist mit dir?«, fragte die unbekannte Geheimnisvolle. »Fühlst du dich nicht wohl? Spürst du nicht, dass ich dich mit Freude hier in Samila willkommen heiße?« Die Riesenschlange hinter ihr zischte und schob sich an ihrer Hüfte vorbei, schien es zu genießen, als die Hand der Rothaarigen über ihren Kopf und einen Teil ihres kalten, glänzenden Leibes strich.
    Sandrine spürte, wie die Verwandlung einsetzte. Das, was der Hexer - der Dämon - aus ihr gemacht hatte, gewann die Oberhand über ihr menschliches Denken und Fühlen.
    Sie brüllte tief aus ihrer wölfischen Kehle heraus.
    Und die Schlange wand sich auf sie zu.
    Der Kampf begann.
    ***
    »Ob das Amulett in Samila wirken wird?«, fragte Zamorra nachdenklich.
    Nicole setzte gerade zu einer Antwort an, als Andrew Millings das Wort ergriff. »Ich habe mir mit Merlin zusammen den Kopf darüber zerbrochen, doch wir sind zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen. Allerdings solltet ihr besser nicht damit rechnen.«
    Der Meister des Übersinnlichen warf seiner Geliebten einen viel sagenden Blick zu. In Caermardhin, Merlins unsichtbarer Burg, schien sich eine Busenfreundschaft angebahnt zu haben… Zamorra wusste nicht, was er von dieser Entwicklung halten sollte, aber je länger er darüber nachdachte, umso mehr breitete sich in ihm ein gewisses Unwohlsein aus. Irgendetwas stimmte hier nicht…
    »Keiner kennt das Amulett besser als Merlin«, fuhr Andrew fort, »leider nicht einmal du, Zamorra.«
    »Was sich gerade mit Gewalt und zunehmender Geschwindigkeit ändert!« Zamorra stieß es lauter hervor, als es eigentlich angebracht war. Nach und nach entschlüsselte er die Rätsel der dreizehn Siegel und das des mysteriösen Buches, um hinter die Geheimnisse des Amuletts zu kommen. Einige Erfolge hatte er bereits erzielt, und er war sich sicher, dass am Ende, wenn er das dreizehnte Siegel gelöst hatte, eine große Entdeckung auf ihn wartete. Woher er diese Gewissheit nahm, wusste er allerdings nicht.
    »Wie dem auch sei - du darfst dich nicht darauf verlassen, dass Merlins Stern dir in Samila eine Hilfe sein wird. Gehe am besten davon aus, dass das Amulett dort nicht mehr als ein Stück Blech ist.«
    »Blech?«, wagte Nicole einen
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