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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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Expeditionsleiter.
    Die Ankunft des Hilfskommandos aus London - oder genauer: Rulfans Ankunft - hatte neue Unruhe gebracht.
    Früher oder später würde es zu einer Konfrontation kommen, aber Matt hoffte, dass er den Status quo so lange wie möglich aufrecht erhalten konnte.
    Die Spannungen in der Gruppe waren schon groß genug. Ein offener Konflikt, das befürchtete er zumindest, würde sie zerbrechen lassen.
    Selbst Jed Stuart hatte mitbekommen, dass die Situation auf Messers Schneide stand. Normalerweise hielt er sich aus Streitigkeiten heraus, doch jetzt ergriff er kurz entschlossen das Wort: »Pieroo… hm … nun, er braucht diese Medikamente so schnell wie möglich, also sollten die… äh, Versuche im ARET fortgesetzt werden. Ich für meinen Teil habe, nun ja… kein Problem damit, zu Fuß zugehen.«
    Matt wusste, dass Jed auf der langen Reise von Washington bis an den Kratersee unter Pieroos Schutz gestanden hatte. Jetzt schienen sich die Rollen umgekehrt zu haben.
    Rulfans Blick verriet, dass er sich in die Ecke gedrängt fühlte. Er senkte kurz den Kopf, als akzeptiere er seine Niederlage, dann hob er ihn wieder. »Gut. Dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
    Matthew war froh, dass die Konfrontation fürs Erste beigelegt war. So schwierig es manchmal war, eine ganze Gruppe unter einen Hut zu bringen, bei solchen Konflikten zeigten sich die Vorteile. Matt dachte daran, wie es wohl wäre, allein mit Rulfan am Kratersee entlang zu ziehen - und kam zu der ernüchternden Erkenntnis, dass sie sich vermutlich nach wenigen Tagen gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hätten.
    Er schnippte einen Käfer fort, der auf seinem Arm gelandet war. »Okay, lasst uns aufbrechen, bevor die Viecher noch anfangen, ihre Eier auf uns abzulegen.«
    Er trat neben Aiko und raunte ihm ins Ohr: »Bevor ihr euch in den ARET zurückzieht, geh bitte zum Fluss und schau nach, wie es Quart'ol und Mer'ol geht, ja?«
    Aiko nickte. »Geht klar.« Die beiden Hydriten hatten sich vom Rest der Gruppe getrennt, waren aber noch in der Nähe geblieben. Bei der Erforschung des Kratersees wollten sie auf alle Fälle dabei sein.
    Matt ging zurück zu Aruula. Seine Hand strich über ihren Arm. Er beugte sich zu ihr, bis sein Mund dicht an ihrem Ohr war. Ihre Haare rochen nach Rauch und Erde. »Beim ersten lebenden Toten kehren wir um. Du hast mein Wort.«
    Sie drehte sich um und sah ihn ernst an.
    »Beim ersten lebenden Toten kann es zu spät sein, Maddrax.«
    ***
    Jeder hier hat ein Geheimnis, dachte
    Dave McKenzie, während das Seeufer und damit Aiko, Honeybutt, Majela und Pieroo zurückblieben. Einige kannte er, weil er sie selbst miterlebt hatte, andere erschlossen sich aus Ereignissen und Andeutungen, wieder andere ließen sich nur erahnen und standen wie unsichtbare Mauern zwischen den Beteiligten.
    Darüber nachzudenken half die Langeweile der stundenlangen Wanderung durch den dichten dunklen Wald zu vertreiben, und so nutzte Dave die Fähigkeiten seines wissenschaftlich geschulten Verstandes, um die Gruppe zu analysieren.
    Da waren zum Beispiel Matthew Drax und Aruula, die zwar nicht nebeneinander gingen, aber doch zueinander gehörten. Ihre Körpersprache war so klar wie die Beziehung, die sie führten, und Dave hätte sich beinahe von dieser Einfachheit täuschen lassen, wären da nicht die besorgten Blicke gewesen, die Matt Aruula immer wieder zuwarf, wenn er glaubte, niemand würde es bemerken.
    Ihre, unerwartete - und ungewöhnliche - Schwangerschaft hatte ihn stärker aus der Bahn geworfen, als er zugab, und manchmal verschloss sich sein Gesicht gedankenverloren.
    Aruula wirkte lockerer, aber Dave hatte bemerkt, dass sie morgens, wenn alle anderen noch zu schlafen schienen, zu ihren Göttern betete und mit altem Laub über ihren Bauch strich. Auch erneuerte sie das rituelle Streifenmuster auf ihrem Körper in den letzten Wochen viel öfter. Vielleicht versuchte sie auf diese Weise herauszufinden, was so unkontrolliert und fremd in ihr heranwuchs.
    Doch was auch immer ihr die Götter sagen mochten, sie behielt es für sich.
    Dave sah hinüber zu Jed Stuart, der neben Aruula ging und sich mit ihr in der Sprache der Wandernden Völker über irgendwelche Stammeslegenden unterhielt. Sie sprachen oft miteinander, und Aruula schien es zu genießen, einmal die Lehrerrolle zu spielen, die Matt sonst meistens einnahm. Vielleicht erleichterte es sie auch, von den eigenen Gedanken abgelenkt zu werden.
    Dave fragte sich, ob dazu auch die Gedanken
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