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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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dass der Lupa mit geschlossener Schnauze lief.
    Wieso hechelt er nichtt , dachte der Albino noch. Dann durchzuckte es ihn wie ein Blitz.
    Gefahr!
    »Weg von dem Baum!« , brüllte er, wart sich herum und stürzte mit ausgebreiteten Armen auf Dave, Jed und Mr. Black zu, das erste Zittern schon unter den Füßen.
    Als die Erde zu beben begann und kleinere Steine auf der Lichtung in Bewegung gerieten, retteten sich alle Vier an einen halbwegs sicheren Platz, frei von Bäumen und wackelnden Felsen.
    Von dort aus blickte Rulfan zurück - und sah, dass nicht nur Matt und Aruula weitergelaufen waren, sondern auch sein weißer Lupa.
    Das Beben verstärkte sich im Sekundentakt; der mächtige, aber morsche Baum begann zu schwanken. Rulfan spurtete los. Ohne nachzudenken. Geduckt rannte er unter den peitschenden Zweigen her quer über die Lichtung.
    In den allumfassenden Albtraum aus bebender Erde, springenden Steinen und sehr lautem, drohenden Rumpeln mischte sich plötzlich noch ein anderer Laut: brechendes Holz. Ein helles, quälend lang anhaltendes Krachen, das den Sturz des Baumriesen begleitete. Rulfan hechtete nach vorn unter schützende Felsen, barg seinen Kopf in den Armen und wandte sich ab, ehe der Baum den Boden erreichte und in tausend Splitter zersprang. Als sich der Albino wieder aufrichtete, waren Stuart, McKenzie und Mr. Black verschwunden…
    ***
    »Ich bin müde! Wann sind wir endlich da?« , quengelte eine helle Kinderstimme durch die Stille des Waldes.
    Kry'aan fuhr herum und starrte seine Tochter an, tiefe Furchen über der Nasenwurzel.
    Unwillkürlich duckte sich das Mädchen und verstummte. Ellik war gerade sieben Winter alt, klein und von zarter Statur. Ihr schmales Gesicht wirkte angespannt, in den großen dunklen Augen brannte ein ungesundes Feuer und sie ächzte leise, als sie sich - ohne den Blick vom Vater zu wenden - nach dem Hund bückte, der japsend um ihre nackten Waden sprang. Kry'aan legte einen breiten, haarigen Finger an die Lippen. »Keinen Laut mehr!« , warnte er zum wiederholten Male und entsprechend verärgert. Dann wandte er sich ab, wobei er es sorgfältig vermied, seine trauernde Frau anzusehen, die schattengleich hinter der kleinen Familie her ging.
    Shenn'aja hatte den Tod ihres Sohnes noch nicht überwunden, obwohl er schon über eine Woche zurücklag.
    Wahrscheinlich würde sie in Kummer versinken und mit der Zeit genauso spröde und unappetitlich werden wie die alten Klageweiber.
    Kry'aan schloss seine Faust um den knorrigen Wanderstock, dass die Knöchel weiß hervortraten, rammte ihn mit Macht auf den Boden und stapfte los; stetig bergauf.
    Nur mit Mühe unterdrückte er ein Gähnen. Kry'aan war müde; er hatte kaum geschlafen in der letzten Nacht.
    Dass er die Verfolger seit einiger Zeit nicht mehr spürte, war kein Garant dafür, dass sie aufgegeben hatten. Im Gegenteil.
    Wahrscheinlich lauerten sie nur auf eine günstige Gelegenheit für den finalen Angriff. Wieder und wieder wanderte sein Blick über das Schweigen rechts und links des Weges, ein düsteres Szenario aus moosbewachsenen Felsen, knorrigen Bäumen und schwarz verdorrtem Unterholz, das schon einen Steinwurf entfernt zu undurchdringlicher Dunkelheit verschmolz.
    Irgendwo dort mussten sie sein!
    Kry'aan war der Letzte seines Clans, ein Viehzüchter aus den Weiten Rulands und offenes, windumspieltes Gelände gewohnt. Der nicht enden wollende fremde Wald mit seinen schmalen Pfaden und dem teilweise mannshohen Dickicht machte ihm Angst - und das aus gutem Grund: Erst drei Tage zuvor hatten sie wieder getötet, diese Bestien!
    Kry'aan presste die Lippen zusammen.
    Der dunkelhaarige Mann hatte keine Ahnung, was es war, das ihn verfolgte, geschweige denn, warum. Er wusste nur, dass der unsichtbare, mit Steinschleudern ausgerüstete Feind innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Volk ausgerottet hatte. Sein Volk. Harmlose, friedfertige Nomaden.
    Rumms , ging es, und Kry'aan zuckte heftig zusammen. Der Waldboden hatte gezittert wie unter dem Tritt eines gewaltigen Tieres. Hinter sich hörte er Ellik wimmern, leise und jammervoll; dazwischen blaffte der Hund mit heller Welpenstimme, und Shenn'aja murmelte ein paar tröstende Worte. Aber diesmal hielt sich Kry'aan nicht damit auf, die Seinen zurecht zu weisen.
    Da war noch etwas anderes gewesen.
    Ein Geräusch? Nein. Kry'aan schüttelte den Kopf. Mehr ein Gefühl - ein Kribbeln auf der Haut im Nacken, das ihm sagte…
    »Da schleicht etwas heran!« Der Viehzüchter nahm den
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