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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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zählten, die um Rulfan kreisten.
    Er war immer noch in Aruula verliebt und schien den Konflikt mit Matt zu suchen. Der wich der Provokation aus, aber es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis aus dem Wortgeplänkel ein offener Streit wurde. Aruula schwieg zu dem, was um sie herum geschah, und Dave war nicht sicher, ob das eine angebrachte Reaktion war.
    Schweigen herrschte ebenfalls zwischen Jed und Majela, die zwar miteinander schliefen - solche Dinge ließen sich während einer so langen Reise nur schwer verheimlichen -, aber kaum miteinander redeten. Klar waren die Fronten hingegen zwischen Jed und Mr. Black, denn der Rebellenführer hasste den Wissenschaftler unverhohlen, auch wenn niemand wusste, weshalb. Beide schwiegen auf entsprechende Fragen.
    Ebenso klar war die Beziehung zwischen Aiko und Honeybutt. Sie waren verliebt, sogar ineinander, was bei der Komplexität dieser Gruppe keine Selbstverständlichkeit war, und genossen jede Minute, die sie gemeinsam verbrachten.
    Black konnte darüber nicht glücklich sein, obwohl er sich das nur selten anmerken ließ, denn Honeybutt stand als Running-Men-Rebellin unter seinem Kommando, schien das in letzter Zeit jedoch immer stärker zu ignorieren, während Black langsam isoliert wurde.
    Dave mochte ihn nicht, weder seinen Führungsstil, noch die Skrupellosigkeit, die er damals im Umgang mit den Hydriten bewiesen hatte.
    Damit hatte Dave sein eigenes Geheimnis erreicht. Er wusste, dass außer ihrer Gruppe auch zwei Hydriten das Ufer des Kratersees erforschten, sich jedoch vor den Menschen verbargen. Ein Teil der Gruppe wusste es, ein anderer Teil ahnte vielleicht noch nicht einmal, dass es eine zweite intelligente Spezies in den Ozeanen gab. Die Hydriten hatten schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht - nicht zuletzt mit Black und seinen Running Men - und hielten sich meistens von ihnen fern.
    Und das brachte Dave zum letzten Expeditionsteilnehmer, zu Pieroo. Ihn betraf das letzte der zahlreichen Geheimnisse, an denen die Gruppe zu zerbrechen drohte. Seit sie alle von seiner Strahlenkrankheit wussten, begegneten sie ihm entweder mit aufgesetzter Fröhlichkeit oder verkrampfter Scheu. Wäre Pieroo nicht so… Dave suchte einen Moment nach der richtigen Formulierung
    … einfach gewesen, hätte er längst bemerkt, dass man etwas vor ihm verbarg.
    »Du bist sehr schweigsam heute« , sagte Rulfans dunkle, ruhige Stimme neben ihm. Dave zuckte erschrocken zusammen, hatte nicht bemerkt, dass er längst nicht mehr allein das Ende der Gruppe bildete.
    »Ich denke nach.«
    »Dann solltest du beim Nachdenken das Gehen nicht vergessen.« Rulfan zeigte nach vorne, wo die anderen zwischen hohen Bäumen und seltsam durchscheinenden Sträuchern verschwanden.
    »Wir haben es eilig.«
    Dave nickte und beschleunigte seine Schritte. Er neigte dazu, sich in Tagträumen zu verlieren. »Du hast Recht. Wir haben es wirklich eilig.«
    Rulfan blieb an seiner Seite.
    »Worüber hast du nachgedacht?«
    »Dies und das… über Probleme von Konstellationen und Gravitation, warum manches sich anzieht und anderes sich abstößt.« Dave bemerkte, dass er ins Leere sprach. Rulfans Blick war starr auf Aruulas Rücken gerichtet und auf ihr langes Haar, das in der Sonne glänzte. Ihre Stimme drang zu ihnen herüber. Sie lachte und Rulfan lächelte.
    Jeder hier hat ein Geheimnis , dachte Dave. Und daran werden wir zerbrechen.
    ***
    Der Wald wurde lichter. Rulfan nahm es dankbar zur Kenntnis. Flüchtig schaute er sich nach Black, Stuart und McKenzie um, die im dichten Unterholz etwas zurückgefallen waren. Als Rulfan, Matt und Aruula eine nahezu freie, von nacktem Felsboden dominierte Fläche erreichten, beschleunigten sie ihre Schritte, um auf zuschließen.
    Wulf knurrte leise.
    Rulfan, der Aruula folgte - und keineswegs Matt, wie er sich insgeheim versicherte, blickte auf und sah die Gefahr, ohne sie zu erkennen. Am Rande der Lichtung stand ein gespaltener, bizarr verformter Baum, von grünenden Lianen überwuchert und über seine ganze erstaunliche Breite nach vorn gebeugt.
    Der Stamm und das mächtige, aus der Erde ragende Wurzelgeflecht waren fahl. Wulf trabte vor den tief hängenden Zweigen her, stets auf gleicher Höhe mit Rulfan. Das Klicken seiner Krallenspitzen auf den Felsen war das einzige Geräusch in der Stille ringsum.
    Doch der Rhythmus seiner Schritte hatte sich verändert; es klang nicht mehr leichtfüßig, sondern zögerlich.
    Und als Rulfan ihn näher in Augenschein nahm, fiel ihm auf,
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