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081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
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findet man sie nur dort oben« , schloss die Mutantin.
    Jed folgte ihrer ungenauen Handbewegung und entdeckte über den Wipfeln der Bäume in weiter Ferne ein Hochplateau, grün bewaldet und in nebligen Dunst gehüllt. Als er sich wieder Inna'a zudrehte, fand er einen knöchernen Zeigefinger vor seiner Nase.
    »Du solltest da nicht hingehen, Dschestuu'a!« , raunte die Alte mit dunkler Stimme, und Jed spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.
    »Es ist ein verwunschener Ort voll böser Geister!«
    Zoyoo hatte seine Herrin erreicht.
    Unter dem wogenden Schopf glommen zwei tückische rote Augen auf.
    »Äh…« Jed wollte zu einer Warnung ansetzen, aber Inna'a ließ ihn nicht zu Wort kommen. Wenn sie einmal zu reden begonnen hatte, gab es keinen Damm, der die Flut ihrer Worte stoppen konnte.
    »Die Bergspitze ist flach wie das Meer am Morgen« , fuhr Inna'a fort und nickte versunken. » Sor'goschwynn nennt man sie in unserem Dorf, das bedeutet: Tempel der Winterseelen. Es heißt, dass dort ein Kloster stand, das Auserwählte besuchten, um das geheime Wissen der Mönche zu studieren. Aber sie kehrten nie mehr zurück - keiner von ihnen!«
    »Was ist passiert?« , fragte Jed.
    Zoyoo ließ den Unterkiefer sinken.
    Ein enorm großes Maul voll langer gelber Zähne öffnete sich und zielte auf das magere Hinterteil der Mutantin.
    Einmal kurz die Halsmuskeln gespannt und…
    »Man weiß es nicht!« , sagte Inna'a, während sie einen Schritt zur Seite trat.
    Klack . Die Schafszähne schnappten ins Leere. »Der Legende nach sind die Auserwählten an etwas gestorben, das den Mönchen nichts anhaben konnte. Aus Rache sind sie von den Toten zurückgekehrt und haben alles Leben im Kloster ausgelöscht. Aber auch dann fanden sie keinen Frieden.« Ihre Stimme . nahm einen düsteren Tonfall an. »Die Unglücklichen, die seither zum Plateau hinauf steigen, werden in einer unstillbaren Gier nach Leben von ihnen getötet. Und auch diese Toten bleiben nicht in ihren Gräbern, sondern erheben sich und bringen all jene um, die ihnen nachfolgen. Freunde, Verwandte, die nach ihnen suchen - sie alle sterben durch die Gier und den Hass der Toten. Deshalb besucht seit Jahren kein Rriba'low mehr das Plateau. Und du, Dschestuu'a, solltest es auch nicht tun.«
    Jed neigte den Kopf und erwiderte:
    »Sei bedankt für deine Warnung, Inna'a!«
    ***
    »Die Toten töten die Lebenden? Bei Krahac, das klingt nicht gut…« Aruula klang deutlich besorgt, als Jed die Erzählung der alten Frau beendete. Er hatte Inna'a vor wenigen Minuten verabschiedet.
    »Das behauptet sie zumindest.«
    Matt seufzte und wünschte sich, Stuart hätte den Teil mit den lebenden Toten verschwiegen. Wie fast alle Menschen der neuen Welt war seine Gefährtin abergläubisch und vermutete oft genug in natürlichen Phänomenen das Wirken von Göttern und Dämonen.
    »Das hat gar nichts zu sagen« , schwächte er ab. »Inna'a ist schon sehr alt, da wird man wunderlich und bringt leicht die Dinge durcheinander.«
    »Sie wäre sicher nicht so alt geworden, wenn sie die Dinge durcheinander bringen würde« , konterte Aruula so schnell, als hätte sie auf diesen Einwand gewartet. »Wir sollten auf ihren Rat hören.«
    »Das… äh … ist nicht von der Hand zu weisen.« Matt bemerkte irritiert, dass Jed zum dritten Mal versuchte, sein Hemd zuzuknöpfen, aber wieder ein Knopfloch am Kragen übrig blieb. »Es … hm, fehlt da, na, ist ja egal … es gibt eine ganze Reihe von scheinbaren Aberglauben, die Sinn ergeben, wenn man sie untersucht. Das Volk der Kaa'nser badet zum Beispiel nie in stehenden Gewässern, weil es glaubt, dass in ihnen ein Dämon lebt, der Menschen die Haut abzieht. Auf Anhieb erscheint das unsinnig, aber die Kaa'nser stammen ursprünglich aus einer vulkanisch sehr aktiven Gegend, wo Tümpel häufig durch unterirdische Ausbrüche zum Kochen gebracht wurden. Wer zu diesem Zeitpunkt badete, verlor die Haut und … äh … natürlich auch sein Leben. Logisch, dass daraus ein Tabu entstand.«
    Jed begann sein Hemd wieder aufzuknöpfen.
    Matt räusperte sich. »Trotzdem sind die meisten dieser Aberglauben nichts als leeres Gerede. Wir sollten uns von solchen Zombie-Geschichten nicht davon abhalten lassen, etwas gegen diese…« , er machte eine Handbewegung in Richtung der Festung, »… Käferplage zu unternehmen. Ich schlage vor, wir holen die Pflanzen und räuchern die Festung aus.«
    »Einverstanden.« Nach und nach nickte die ganze Gruppe, bis nur noch Aruula
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