Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
Zähnen das übrig gebliebene Frühstück vom Tisch und schlang es herunter, egal ob mit Käferbesatz oder ohne.
    »Der ARET!« , rief Aiko. »Wenn die Viecher in unser Labor eindringen…«
    Er ließ die böse Ahnung unvollendet und rannte los, gefolgt von Honeybutt und Majela. Letztere zögerte, als sie den Eingang erreichte, beschattete dann jedoch ihre Augen und tauchte ein in die gelbe Wolke vor der Festung.
    Jed Stuart und Pieroo waren ihnen schon einige Meter voraus. Die Käfer schlugen wie Hagelkörner gegen ihre Gesichter. Sie spürten, wie sie in ihre Kragen krochen und über Brust und Rücken liefen. Andere zerplatzten knackend unter ihren Stiefeln.
    Pieroo würgte. »Schmeckn eklich, die Viecher« , sagte er und spuckte Käferreste auf den Boden. Jed zog ihn weiter.
    Er blinzelte in die helle Morgensonne, bis er die Grenze des Schwarms ausmachte. Die Käfer schienen sich rund um die Kristallfestung zu versammeln; gute fünfzig Meter entfernt waren kaum noch welche zu entdecken. Also weiter!
    Als sie die gelb flirrende Wolke endlich passiert hatten, ließ er Pieroo vorsichtig zu Boden sinken und begann sich die Kleider vom Leib zu reißen.
    Sein ganzer Körper schien von kratzenden Insektenbeinen bedeckt. Angewidert streifte Jed sie ab.
    Auch die anderen waren inzwischen dem Schwarm entkommen, klopften Käfer aus ihrer Kleidung und zogen sie aus ihren Haaren. Selbst Wulf schien keinen Wert mehr auf zusätzliche Proteine zu legen, denn er stand am weitesten abseits und schüttelte sich ununterbrochen.
    »Ya'shiira sei mit dir, Dschestuu'a!« , sagte plötzlich eine Stimme. Sie klang recht jung, aber Jed wusste, dass der Eindruck täuschte. Inna'a, eine Angehörige des Rriba'low-Volkes, war ein dürres Weiblein; vom Alter geschrumpft und mit verwelkten Brüsten. Sie hielt die Zügel eines hüfthohen Lastentieres eisern umklammert, das störrisch daran zerrte.
    Jed schlüpfte hastig in seine Hose und schloss den Gürtel. »Ich danke für deinen Segen! Die Meeresgöttin sei auch mit dir« , erwiderte er dann höflich in ihrer Sprache, kreuzte der Sitte entsprechend die Arme und verbeugte sich vor der Mutantin.
    Inna'a gehörte zu einem friedfertige Fischervolk aus Roshni'kaaja - der
    Bucht der Flüsterfelsen - und hatte sich nach der Begegnung mit Aruula lange gegen neuerliche Kontakte zu den Zweiarmigen gesperrt. Erst Jed Stuart war es dank seiner Sprachbegabung und seiner Geduld gelungen, das Eis zu brechen.
    Als er sich aufrichtete, flog ihm ein Lächeln entgegen.
    »Du bist ein guter Mann, Dschestuu'a« , sagte die Alte, während sie zwei ihrer vier Hände ausstreckte, die Handflächen nach oben. Jed blinzelte verlegen, dann schüttelte er den Kopf und zeigte zum Eingang der Festung.
    »Heute kann ich Zoyoo nichts zum Tragen geben« , umschrieb er taktvoll seine Absage an Inna'as Bitte um etwas Essbares. »Wir haben eine Käferplage hier und…«
    »Tshuu'i« , unterbrach ihn Inna'a und nickte, ohne die Hände zu senken. Hinter ihr, lautlos und unbemerkt, streckte Zoyoo, ihr schwarzes Mähnenschaf, ganz allmählich den Kopf vor.
    »Tshuu'i?« Jed grübelte stirnrunzelnd nach der Bedeutung dieses Wortes, fand aber keine. Das konnte er auch nicht, denn er hörte es zum ersten Mal. Inna'a erzählte ihm die Geschichte der gelben Käfer, und Jed lauschte aufmerksam, wie bei jeder Geschichte, die er sich im Tausch gegen Lebensmittel von der alten Frau erbat.
    Immer noch lautlos und unbemerkt verlagerte Zoyoo sein nicht unerhebliches Gewicht auf den vorderen Huf.
    Mit der Bewegung kam auch der Kopf weiter vor. Jed sah es aus den Augenwinkeln, kommentierte es aber nicht weiter, weil er gelernt hatte, dass Inna'a durchaus in der Lage war, mit den Launen des Tiers fertig zu werden. Zumindest war es bisher so gewesen.
    »Die Käfer schwärmen zwei Wochen lang?« , fragte er stattdessen. »Ich glaube nicht, dass wir oder unsere Vorräte das durchhalten werden.«
    Wie zur Bestätigung zerbrach etwas klirrend im Inneren der Festung. Die anderen Mitglieder der Expedition sahen von ihren Tätigkeiten auf.
    »Das klang wie unsere Kaffeekanne«, sagte Honeybutt und verdrehte die Augen. »Verdammte Viecher.«
    Inna'a wiegte bedächtig den Kopf. »Ihr werdet es ertragen müssen«, meinte sie.
    »Es sei denn…« Und dann begann sie über eine Pflanze zu sprechen, die bei den Rriba'low zum Ausräuchern befallener Hütten diente, wenn die Plage über sie kam: ven'dava , ein blau blühender, niedriger Strauch. »Allerdings
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher