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081 - Die geraubte Mumie

081 - Die geraubte Mumie

Titel: 081 - Die geraubte Mumie
Autoren: Dämonenkiller
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sind unbeschränkt, wenn sie in Erde verwandelt werden. Du wirst die Erde vom Feuer, das Zarte vom Groben trennen, sanft und sorgfältig."
    Dorian kannte das Zitat. Es war die Fortsetzung des Textes, der auf der tabula smaragdina stand. Offensichtlich wollte Phillip ihm etwas mitteilen.
    Das Verschwinden Jeffs, Cocos und des Steinzeitmannes mußte mit dem dreimal größten Hermes in Verbindung stehen. Hatte etwa Hermes Trismegistos selbst die Hand im Spiel? Waren es seine Mächte, die die drei entführt hatten?
    Etwas von Hermes Trismegistos lebte noch auf dieser Erde, so glaubte Dorian, und wenn es nur sein Geist oder sein geistiger Einfluß waren. Oder sollte gar der dreimal größte Hermes noch als Person existent sein?
    Dorian wußte es nicht, und er hatte keine Zeit, darüber philosophische Betrachtungen anzustellen. „Weiter, Philipp!" sagte er zu dem Hermaphroditen, der stehengeblieben war. „Führe mich zu Coco und Jeff Parker!"
    „Wer dem Tod ins Auge schaut, mag überleben", sagte Phillip nun. „Aber wer ins Auge von Gevatter Tod blickt, ist unrettbar und auf die grausigste Art verloren."
    Das entstammte nicht der tabula smaragdina. Dorian fragte sich, was Phillip, das lebende Orakel, damit meinte. Eine normale Unterhaltung mit Phillip war unmöglich. Seine Gedankengänge verliefen völlig anders, als die aller anderen Menschen auf der Welt. Meist schwieg er, und wenn, dann redete er in Allegorien und Rätseln. Dorian hatte es aufgegeben, den Hermaphroditen ergründen zu wollen.
    Phillip drehte sich plötzlich um und ging zielstrebig aus dem Stadtkern den Weg zurück, den sie gekommen waren. Er führte Dorian zu dem Parkplatz, auf dem der Leihwagen stand. An der rechten Wagentür blieb er stehen.
    „Wir sollen fahren?" fragte Dorian skeptisch. „Kannst du mir den Weg weisen?"
    Phillip antwortete nicht. So schloß Dorian den Wagen auf und setzte sich hinters Lenkrad. Er öffnete für Phillip den Wagenschlag. Der Hermaphrodit stieg ein. Er sagte kein Wort, aber seine Hand zeigte etwas seitlich nach rechts.
    Dorian hob die Schultern und fuhr los. Phillips Hand bewegte sich wie eine Kompaßnadel. Sie zeigte immer in dieselbe Richtung, so als hätte er einen magischen Pol angepeilt.
    „Aha!" sagte Dorian. „Danach kann man sich orientieren."
    Er fuhr aus der Hunderttausendeinwohnerstadt Perpignan heraus. Es ging über Landstraße in die Berge, der Grenze und Andorra zu. Dorian mußte öfter von der Richtung abweichen, die Phillip ihm angab; aber er schlug sie immer wieder ein, sobald die Wege und Straßenverhältnisse es ihm erlaubten. In Perpignan hatte die Hand des Hermaphroditen manchmal genau zur Seite oder über die Schulter gezeigt.
    Die Gegend war einsam. Es ging Bergstraßen hinauf, durch die Vorberge des Canigou-Massivs. Phillips Hand zeigte ständig zur rechten Seite, aber da war nur der Abhang. Dorian fürchtete schon, Coco und die anderen könnten irgendwo im Abgrund liegen.
    Nach ein paar Bergunterführungen ging es über einen Paß, und dann befanden sich zu beiden Seiten der Straße Berge und Felsen. Wäre er durchgefahren, hätte Dorian noch am gleichen Tag das Castillo Basajaun in Andorra erreichen können.
    Schlechte, kaum erkennbare Wege zweigten manchmal von der Chaussee ab. Bei jedem, der nach rechts führte, hielt Dorian an. Bei den ersten beiden fiel Phillips Hand nach unten. Einige Kilometer weiter kam nach guten zwei Stunden Fahrt der dritte Weg. Diesmal zeigte Phillips Rechte in die Richtung des Weges. Dorian bog ab, und er hatte bald guten Grund, um die Stoßdämpfer des Wagens zu fürchten.
    Nach einer Viertelstunde Fahrt sah Dorian auf einer Anhöhe, die niedriger war als die Berge rundum, ein altes Gemäuer stehen. Es war ein Bergbauernhof, so massiv gebaut wie eine Festung, mit schmalen, lukenartigen Fenstern, die wie Schießscharten wirkten.
    Der Weg führte die Anhöhe hinauf. Das alte verwitterte Haus mit den halbzerfallenen Anbauten umgab eine seltsame Atmosphäre. Dorian spürte es. Ein Dunst hüllte das Haus ein. Sein Ursprung war nicht zu erkennen. Er ließ die Konturen des aus Bruchsteinen errichteten Gebäudes leicht verschwimmen und schuf eine unwirkliche Aura.
    Dorian bemerkte die Ausstrahlung von etwas Übernatürlichem. Erfahrung hatte seinen Instinkt dafür geschärft. Hier ging es nicht mit rechten Dingen zu.
    Der Wagen blieb plötzlich aus unerfindlichen Gründen stehen. Dorian konnte nicht mehr weiterfahren. Aber als er den Rückwärtsgang einlegte,
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