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081 - Der goldene Hades

081 - Der goldene Hades

Titel: 081 - Der goldene Hades
Autoren: Edgar Wallace
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Visitenkarte zu benützen, meistens genügt es, wenn ich die Marke zeige, mit der ich mich als Kriminalbeamter legitimiere.«
    »Sie sind ein merkwürdiger Mensch -«, sagte sie, als sie ihm die Hand gab und sich von ihm verabschiedete.
    Dieser eigenwillige Mann interessierte sie, und sie bedauerte es fast ein wenig, daß umgekehrt sein Interesse für sie nicht besonders groß zu sein schien. Sein Beruf und die vornehme Art und Weise, in der er sprach, paßten irgendwie nicht recht zusammen. Er mußte eine gewisse Bildung haben, und vor allem besaß er große Selbstbeherrschung, eine Eigenschaft, die sie, gerade wegen ihrer eigenen Impulsivität, sehr bewunderte.
    »Also, vergessen Sie nicht, mich zu besuchen!« rief sie ihm aus dem Fenster ihres eleganten Autos zu. »Ich hoffe, noch einiges von Ihnen lernen zu können!«
    »Das wird nötig sein!« schrie er zurück und hob die Hand.
    Sie sah, nachdem der Wagen angefahren war, nochmals zurück und bemerkte zu ihrer Enttäuschung, daß er ihr nicht nachschaute, sondern ihr bereits den Rücken gekehrt hatte. Er unterhielt sich mit dem Geschäftsinhaber.
    »Mr. Rhyburn«, sagte Corelly gerade, »ich habe Sie aus einer großen Klemme befreit. Aber ich verstehe Sie auch nicht - jedermann, der Augen im Kopf hat, konnte doch sehen, daß die Dame nicht absichtlich mit falschem Geld bezahlte.«
    »Ach, Mr. Corelly«, begann Rhyburn sich zu verteidigen, »das ist ein schwieriges Kapitel. Die Verluste, die ich jährlich durch falsches Geld erleide, sind einfach unheimlich. Ich hatte Miss Bertram noch nie gesehen - obwohl sie zu meinen Kunden zählt.«
    »Sie sagten doch, daß sie noch nie in Ihrem Geschäft war?«
    »Ja, das stimmt, aber ich führe unter anderem Firmennamen noch eine Buchhandlung in der Stadt. Ich kaufte den Laden, als der frühere Inhaber starb. Und dort ist Miss Bertram eine gute Kundin - ich kann mich doch darauf verlassen, daß Sie diese Tatsache ihr gegenüber nicht erwähnen? Ich schicke ihr alle Neuerscheinungen, und sie trifft dann ihre Wahl. Es ist mir furchtbar peinlich, daß das passiert ist. Aber wir hatten, wie gesagt, ständig Ärger mit falschen Geldscheinen, und auch sonst gibt es genug Verdruß. Vor zwei Monaten wurde in den Buchladen eingebrochen, dabei wurde ein Großteil des Bücherladens mehr oder weniger ruiniert.«
    »Was Sie mir da erzählen, klingt sehr merkwürdig. Ich kenne die Verbrecherwelt recht gut und weiß, daß sie keine literarischen Interessen hat - es sei denn aus Langeweile im Gefängnis.«
    »Aber es stimmt durchaus, Mr. Corelly«, beteuerte Rhyburn. »Ich dachte, Sie hätten davon gehört. Ich glaube kaum, daß Sie je eine derartige Unordnung gesehen haben, wie ich sie an jenem Morgen in meinem Geschäft vorfand. Die Bücher waren von den Regalen heruntergeholt und wild durcheinander auf den Boden geworfen worden. Alle Schränke waren geleert. . .«
    »Der Safe aufgebrochen und die gesamte Barschaft geraubt«, unterbrach ihn Corelly lakonisch.
    »Nein, das ist doch eben das Seltsame dabei - den Geldschrank hatten die Einbrecher überhaupt nicht angerührt.«
    Nun wurde Corelly stutzig. Dieser ungewöhnliche Einbruch interessierte ihn.
    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß die Einbrecher kein Geld ... «
    »Doch. Trotzdem haben Sie mir gerade genug Schaden zugefügt. Mein Lager war nicht versichert.«
    Corelly zog sein Notizbuch.
    »Datum?«
    Rhyburn nannte es sofort. Er hatte sich das Unglücksdatum ein für allemal gemerkt.
    »Also, das wäre erledigt«, sagte Corelly, nachdem er zwei Seiten vollgeschrieben hatte. »Darf ich einmal Ihre Bücher einsehen, und zwar für die Woche, bevor dieser Einbruch passierte?«
    »Gewiß, Mr. Corelly.«
    »Gut, dann komme ich heute abend um fünf Uhr in Ihre Buchhandlung.«

9
    Peter Corelly hing seinen Gedanken nach und wanderte mit langen Schritten zum Northern-Spital, um sich nach dem Befinden seines Kollegen zu erkundigen.
    »Ja, Mr. Wilbur Smith ist wieder bei Bewußtsein, und ich glaube, er ist aus dem Ärgsten heraus«, meinte der Arzt. »Möchten Sie ihn sprechen? Wenn Sie die Unterhaltung nicht zu lang ausdehnen, ist das möglich.«
    Smith lag in einem Privatzimmer. Sein Kopf war fast völlig mit Bandagen eingehüllt.
    »Hallo, was wollen Sie denn? Sind Sie gekommen, um meinen letzten Willen aufzunehmen?«
    »Es scheint Ihnen doch schon wieder ganz ordentlich zu gehen, wie?« Corelly rückte einen Stuhl ans Bett. »Aber ich muß schon sagen, Sie sind ziemlich arg
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