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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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dessen Genen auf irgendeine, bislang nicht enträtselte Art und Weise Langlebigkeit angelegt war… genauer gesagt, möglicherweise auch zwei oder mehrere Auserwählte. In Zamorras Generation waren das er selbst und-Torre Gerret gewesen, zur Quelle geführt vom mittlerweile gestorbenen Lord Bryont Saris ap Llewellyn - und den uralten Bestimmungen nach konnte nur jeweils einer der Auserwählten vom Wasser des Lebens trinken.
    Derjenige, der seinen Konkurrenten tötete.
    Was wiederum zur Folge hatte, dass der Sieger nach seinem Tod - der jederzeit auf gewaltsame Weise erfolgen konnte - als Mörder in die Hölle der Unsterblichen geführt werden würde.
    Eine perfide schicksalhafte Vorbestimmung, die Zamorra durch einen Trick umgangen hatte. Er hatte als Sieger den Unterlegenen Torre Gerret nicht getötet, und die Hüterin der Quelle des Lebens insofern zusätzlich ausgetrickst, als er Nicole ebenfalls vom Wasser der Quelle des Lebens trinken ließ - Wasser, das er von seinem eigenen Aufenthalt dort mitbrachte. [2]
    Nie hatte er sich Gedanken darüber gemacht, ob es weitere heute noch lebende potentiell Unsterbliche der Quelle geben könnte… bis er auf Andrew Millings getroffen war, der im frühen Mittelalter vom damaligen Erbfolger zur Quelle geführt worden war, und der seit vielen Jahrhunderten lebte.
    Zamorra hatte lange über diese Erkenntnis nachgedacht. Es musste biologisch gesehen sozusagen der »Urgroßvater« Lord Bryont Saris’ gewesen sein, der Andrew Millings damals zur Quelle geführt hatte, denn jeder Erbfolger lebte exakt ein Jahr länger als sein Vorgänger, und Bryont war im Alter von 265 Jahren gestorben. Was auch bedeutete, dass es die Erbfolge schon seit tausenden von Jahren geben musste…
    In Bezug auf Andrew Millings waren viele Fragen offen geblieben. Fragen, die Nicole und er auf Paxos nicht mehr hatten klären können, und auf die er sich jetzt Antworten erhoffte. Damals hatte sich Millings zurückgezogen, Nicole aber versprochen, sich auf Château Montagne zu melden.
    Was er jetzt offensichtlich tat.
    Endlich.
    Sowohl auf Zamorra und Nicole als auch auf die eingetroffenen Besucher warteten einige Überraschungen. Über die erste stolperte Zamorra, als er sich auf dem Weg zum Eingang ins Château befand: Rhett Saris, genannt Lord Zwerg, die derzeitige Inkarnation des Erbfolgers, kreuzte seinen Weg.
    Was Andrew Millings wohl sagen würde, wenn er das Kind sah, das sich noch nicht an seine Bestimmung erinnern konnte? Wenn er im gewissen Sinn den Erbfolger wieder traf, der ihn vor hunderten von Jahren zur Quelle des Lebens geführt hatte - denn im Grunde genommen war Rhett Saris exakt dieselbe Person wie zuvor Lord Bryont und wie all seine früheren Inkarnationen.
    Zamorra schwindelte bei dem Gedanken an die Konsequenzen, die sich durch die Begegnung mit Millings abzuzeichnen begannen.
    ***
    Mainz, 1465
    Hartmann sah die Kolorierung, die Arthur angefertigt hatte, äußerst wohlwollend an. »Du wirst nicht reich werden, aber du kannst in meiner Druckerwerkstatt bleiben. Du hast eine ordentliche Arbeit abgeliefert.«
    »Es geht mir nicht um Geld.« Das stimmte, denn darum brauchte sich Arthur nicht zu sorgen. »Ich bin hier, um am segensreichen Werk der Druckerpresse mitzuwirken.«
    »Gut gesprochen, Bursche!« Hartmann schlug ihm eine Pranke auf die Schulter, dass der eher schmächtige Arthur in die Knie ging.
    »Von dem Moment an, als ich in einem Kloster zu Gast war und die Mönche davon schwärmen hörte, wie sie fünfzig Abdrucke des Psalters immer wieder auf widergöttliche Schreibfehler durchlasen, ohne auch nur einen einzigen finden zu können, weil alle völlig identisch waren - von dem Moment an wollte ich meine Talente in den Dienst einer Druckerwerkstätte stellen.«
    »Da bist du bei mir an der richtigen Adresse!« Hartmann nahm eine Type in die Hand - beiläufig erkannte Arthur, dass es sich um ein »e« handelte -, drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger und schnippte sie dann zurück in den Setzkasten aus frischem Holz, wo sie zwischen zahlreichen weiteren, die ihr bis ins letzte Detail glichen, liegen blieb.
    Arthur wunderte sich nicht, dass er als Arbeiter, dem die Ehre wichtiger war als das Geld, willkommen war. Doch ihm war es gleichgültig, ob der berühmte Drucker Hartmann aus Mainz sich als Ausbeuter erwies oder nicht.
    »Sei morgen früh pünktlich zum Sonnenaufgang hier, dann weise ich dich ein.«
    »Ich danke Euch, Meister.« Obwohl es Arthur widerstrebte,
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