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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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normaler Vampir. Und es hat mein Leben für immer verändert.« Er begann zu erzählen, und Zamorra wurde das Bild des Geschehens aus der Zeit, in der das Mittelalter sich in die beginnende Neuzeit wandelte, lebendig.
    ***
    Mainz, 1465
    Er krümmte die Klauen, und sie zogen dünne Furchen in das weiche Holz der Tür. Dann hob er seinen rechten Arm. Grüne Schuppen glänzten, als das Licht des Mondes auf sie fiel.
    Er schlug zu, und die Tür wurde mit einem gewaltigen Krachen aus dem Schloss gesprengt. Er hörte einen Schrei, und sein ebenfalls von Schuppen überzogenes Gesicht verzog sich zu einem bösartigen Lachen. Die Angst seines Opfers bereitete ihm Freude.
    Eine junge Frau stand schreckensstarr inmitten der Wohnung.
    Er näherte sich ihr mit langsamen, bedächtigen Schritten. Die Furcht der Jungfrau nährte seine Seele, wie ihr Blut seinen Körper stärken würde.
    Er griff zu, und beinahe war er ein wenig enttäuscht, dass sie sich nicht zur Wehr setzte. Doch der Anblick ihres schlanken Halses entschädigte ihn mehr als ausreichend. Verführerisch schimmerte die vornehm bleiche, ebenmäßige Haut. Perfekt in ihrer Schönheit, die seine Gier noch weiter anstachelte.
    Er trank, und sie sank in seinen Armen schlaff in sich zusammen. Da sie schön war, überlegte er einen kurzen Moment lang, sie wieder erstehen zu lassen. Doch er konnte keinen weiteren Echsenvampir neben sich dulden. Nicht noch einen dritten. So sehr er es auch wollte, er musste sich gedulden.
    Also nahm er ihren hübschen Kopf in beide Klauen.
    Ein kurzer Ruck genügte.
    ***
    Arthur und Johanna drückten sich noch weiter in den Schatten.
    »Da sind wir gerade richtig gekommen«, flüsterte Johanna ihm zu. »Es ist der niedere Vampir, den ich hierher in die Druckerwerkstätte verfolgte.«
    »Ich glaube, er sieht uns.« Arthur spannte die Muskeln an und ließ seine Hand vorsorglich in der weiten Tasche seiner Hose verschwinden, wo sie sich um den Eichenholzpflock krümmte.
    Die Kreatur schien in der Tat zielstrebig auf das Versteck der beiden Dämonenjäger zuzulaufen, doch nach wenigen Schritten, als sie noch einige Meter entfernt war, wandte sie sich nach rechts.
    Johanna atmete erleichtert aus. Sie waren nicht bemerkt worden.
    »Hinterher«, sagte Arthur leise und warf seiner Geliebten einen raschen Blick zu.
    Der Vampir eilte mit raschen Schritten durch die verlassenen kleinen Seitengässchen eines Stadtviertels, das von Meter zu Meter schäbiger und verfallener wurde. Die beiden Verfolger hatten Mühe, nicht abgehängt zu werden.
    Unvermittelt blieb die Kreatur stehen. Sie drehte den Kopf mit kurzen, abgehackt wirkenden Bewegungen hin und her.
    »Was hat dieses Monstrum vor?«, fragte Johanna leise, in die Deckung eines verfallenen Schuppens geduckt.
    Arthur schwieg. Er beobachtete, wie sich der Kopf des niederen Vampirs nach vorne schob und sich die Kreatur dann zielstrebig in die Richtung eines Hauses wandte, das verlassen schien.
    »Es sieht aus, als habe er eine Witterung aufgenommen.«
    »Wie ein Raubtier.«
    »Ich weiß, was du sagen willst. Es ist nicht das Verhalten einer Echse.«
    Sie nahmen die Verfolgung wieder auf. »Wir dürfen ihn tatsächlich nicht mit unseren gewohnten Maßstäben messen. Er scheint die Merkmale vieler Lebewesen in sich zu vereinen.«
    »Für welche Überraschungen wird dann erst der eigentliche Vampirdämon sorgen?«
    »Die Antwort auf diese Frage wird warten müssen.«
    Die Kreatur drückte die schief hängende Tür ins Innere des Hauses, das in einem schlechteren Zustand war, als sie zunächst vermutet hatten. Es erschien ihnen wie ein Wunder, dass das Gemäuer bei der Berührung nicht gänzlich in sich zusammenstürzte. Die Tür quietschte in den Angeln.
    »Was will er in diesem Loch?« Arthur huschte seitlich an die Tür heran.
    Die Frage beantwortete sich von selbst, als aus dem Inneren ein erschreckter Schrei ertönte.
    Alle Vorsicht hatte sich damit erledigt, denn es war offensichtlich, dass ein Menschenleben in Gefahr war. Wieso hielt sich jemand in diesem Gebäude auf? Handelte es sich hier um einen der Allerärmsten, die sonst nirgends einen Platz finden konnten? Um jemanden, der dankbar war, wenigstens nicht auf der Straße unter freiem Himmel dahinvegetieren zu müssen?
    Arthur stürmte eine Sekunde vor Johanna in das Gebäude. Die Tür prallte gegen die Wand, als er sie aufstieß. Eine Staubwolke wallte auf, ehe die Tür zurückgestoßen wurde und gegen Johannas ausgestreckten Arm schlug. Als
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