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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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noch stundenweise war es ihm seit vielen Nächten gelungen, einzuschlafen. Immer wieder war er von Albträumen gepeinigt aufgeschreckt.
    Und immer häufiger war die Feuerrose in seinen Träumen aufgetaucht. Das Symbol, in das er seine verdrängten Erinnerungen gepresst hatte, um sie auf irgendeine Art und Weise zu bändigen, bevor sie ihn in den Wahnsinn trieben.
    Diana kam zurück. »Es ist in Ordnung«, sagte sie und legte sich neben ihn. »Ich werde warten.«
    Ihre Worte beruhigten ihn, und übergangslos fiel er in einen tiefen Schlaf. Der unvermeidliche Traum kam bereits nach wenigen Minuten…
    ***
    Diesmal läuft Andrew - oder Arthur - neben einer breiten, von vielen Autos befahrenen Straße. Hochhäuser säumen seinen Weg, und direkt vor ihm befindet sich ein wenigstens hundert Meter hoher Glaspalast, an dessen unendlicher Fenstermenge sich das Licht an einer Million Stellen bricht.
    Es ist ein unmögliches Szenario, denn gleichzeitig weiß Andrew, dass er sich im mittelalterlichen Mainz befindet. Doch Träume haben ihre eigene Logik, die jeder Vernunft widerspricht. Sich über ihren Aufbau Gedanken zu machen, ist nicht angebracht.
    Ein Bus stoppt direkt neben Andrew/Arthur, und ein Schwall von Menschen ergießt sich auf den Bürgersteig. Die meisten sehen teilnahmslos aus, laufen an ihm vorüber, ohne ihm Beachtung zu schenken. Doch einer der Fahrgäste zieht Andrew/Arthurs Aufmerksamkeit auf sich. Ein totenbleicher Mann, der seinen rechten Arm wie ängstlich unter einem dicken Mantel verbirgt, der zu dieser Jahreszeit - es ist warm, stellt er fest - völlig unangemessen erscheint.
    Ob er einer jener bedauernswerten Opfer ist, die der Echsenvampir in der Vergangenheit fand?
    Andrew/Arthur kommt nicht mehr dazu, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Über ihm, irgendwo in schwindelnder Höhe, zerbirst eine Scheibe in dem Glaspalast. Ihm ist klar, dass er das Geräusch in dem ohrenbetäubenden Lärm, der ihn umgibt, eigentlich gar nicht hätte hören dürfen, doch dieses Detail spielt keine Rolle.
    Glasscherben stürzen wie in Zeitlupe in die Tiefe, eine unendliche Menge an scharfkantigen, tödlichen Geschossen. Mitten zwischen ihnen, sich aufgrund seines Gewichts schneller dem tödlichen Aufprall nähernd, befindet sich ein Mann. Er hält ein wuchtig aussehendes, hölzernes Kreuz in seinen Händen und streckt es nach oben wie eine Waffe.
    Andrew/Arthur meint, die Kraftströme zu spüren, die von ihm ausgehen, nach oben gerichtet, dahin, wo der Verfolger durch die Scheibe gebrochen ist.
    Dort erscheint unvermittelt eine weitere Gestalt. Es ist das echsenartige Vampirmonstrum, und ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, springt es in die Tiefe, seinen Körper biegend und seinen grünschuppigen Klauenarm ausstreckend.
    Gebannt beobachtet Andrew/Arthur, wie beide Gestalten in die Tiefe stürzen, sich einen apokalyptisch anmutenden Kampf liefernd.
    Eine Ewigkeit später prallt die erste Gestalt auf den Boden, der Bodenkontakt zerschmettert seinen Körper. Sekunden danach prasseln Glasscherben rings um ihn herum auf den Boden.
    Menschen spritzen schreiend auseinander, eine Frau jammert, weil sie von einem der Glasstücke verletzt worden ist. Andrew/Arthur beachtet sie nicht. Sein Blick wird wie magisch von dem durch den Aufprall Getöteten angezogen.
    Er sieht sich selbst.
    Noch im Schock gefangen, erwartet Andrew/Arthur, dass auch der Echsenvampir durch den Aufprall zerschmettert wird, doch er ist verschwunden. Irgendwann während des Sturzes hat er sich in Luft aufgelöst.
    Das tote Double seiner selbst, im Traum ohne jeden Zweifel als solches akzeptiert, öffnet die Augen. »Ich bin nicht tot«, sagt es. »Genauso wenig wie das Vampirmonster.«
    Wie aus dem Nichts wachsen Rosen auf dem Bürgersteig, durchbrechen den Asphalt, erblühen in Sekundenschnelle. Links, rechts, überall.
    Und dann beginnen sie zu brennen.
    Andrew schlug die Augen auf, sein Herz schlug wie rasend in seiner Brust. Schweiß lief über seine Stirn.
    »Du hast wieder geträumt«, sagte Diana an seiner Seite.
    Er nickte nur.
    Ich muss es ihnen sagen, dachte er. Die Träume mussten aufhören. So konnte er nicht mehr weiterleben.
    ***
    Vergangenheit, Mainz 1465
    Der Aufprall drohte Arthur für einen kurzen Moment die Sinne zu rauben. Neben ihm prasselten Holzsplitter auf den Boden, andere peitschten in sein Gesicht. Doch außer einem scharfen Schmerz im Rücken spürte er nichts.
    Es war ihm nicht mehr gelungen, den Sturz irgendwie abzufangen. Er
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