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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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schillernden, feucht glänzenden Arm wie den einer Echse. Doch ebenso sah er das leichenblasse Gesicht, über dessen Unterlippe zwei nadelspitze, lange Eckzähne ragten.
    ***
    Gegenwart, Château Montagne
    Sie alle waren angespannt, als sie sich gegenübersaßen. Zamorra hatte ihre Gäste zielstrebig an einen Tisch geführt, wo sie Platz genommen hatten, ehe sie einem der anderen Bewohner des Châteaus über den Weg laufen konnten. Dafür war später noch Zeit und Gelegenheit genug, befand Zamorra.
    »Ich freue mich, dass ihr gekommen seid«, versuchte Nicole, das Gespräch ungezwungen zu eröffnen.
    »Ich habe es euch versprochen.« Andrew Millings sah sich im Zimmer um. »Ihr wohnt in einem hübschen Schlösschen«, sagte er unverbindlich.
    »Wir werden euch alles zeigen.« Zamorra deutete auf einige Gläser und Flaschen, die er und Nicole rasch angerichtet hatten.
    »Die Spezialführung für… besondere Gäste«, ergänzte Nicole. »Château Montagne birgt einige Geheimnisse, die euch interessieren dürften.«
    »Und die wir im Übrigen selbst noch nicht alle gelöst haben.« Zamorra dachte an die ausgedehnten Kellergewölbe, die sie noch immer nicht vollständig erschlossen hatten. Doch eins nach dem anderen. Erst einmal waren die Geheimnisse des Amuletts an der Reihe und damit die Suche nach den Dreizehn Siegeln der Macht.
    »Auch ich habe mit einigen Geheimnissen aufzuwarten«, sagte Andrew und wechselte einen raschen Blick mit seiner Freundin. Diana Cunningham griff wortlos nach einer Flasche mit dunklem Rotwein und schenkte zwei Gläser voll.
    »Eine gute Wahl.« Nicole schob ihr eigenes Glas auffordernd nach vorne. »Sündhaft teurer Stoff.«
    »Entschuldige«, meinte Diana.
    »Quatsch, er steht zum Trinken auf dem Tisch. Für die Gäste nur das Beste.«
    »Es ist kein Zufall, dass ich gerade heute hierher gekommen bin. Es gibt schlechte Neuigkeiten.« Andrew drehte sein Glas nachdenklich in den Händen und trank einen Schluck.
    »Wir mögen auch die Überbringer schlechter Neuigkeiten«, sagte Zamorra. Wo hatte er diesen Satz nur neulich gehört?
    »Später.« Andrew stellte das Glas wieder hin. »Es tut mir Leid, dass ich damals auf Paxos so schnell verschwunden bin. Ich habe Nicole von der Quelle des Lebens erzählt, und damals war ich nicht bereit, mich euch noch weiter zu offenbaren.«
    »Du bist gekommen, wie du es versprochen hast, und das ergibt einige Pluspunkte auf deinem Konto, das damals durchaus ein wenig gelitten hat.« Zamorra ärgerte sich, dass niemand, er selbst ebenso wenig, wirklich offen war. Mussten sie nicht automatisch Verbündete sein?
    »Ich will euch eine Geschichte aus meiner Vergangenheit erzählen. Ich… ich war damals schon vor sehr langer Zeit zur Quelle des Lebens geführt worden. Ich bekämpfte die Höllenmächte aber auch vorher schon fast hundert Jahre lang. Ihr - ihr wisst doch, dass Auserwählte meist schon vor ihrem Gang zur Quelle über eine unnatürlich lange Lebensdauer verfügen?« Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Natürlich wisst ihr es. Blöde Frage, entschuldigt.«
    »Die Situation ist für dich genauso ungewöhnlich wie für uns. Es gibt nichts zu entschuldigen.«
    »Jedenfalls verschlug es mich damals nach Mainz. Ihr kennt die Stadt in Deutschland?«
    Sie nickten.
    »Ich war mit… Johanna unterwegs.« Er stockte, bevor er den Namen aussprach. »Selbst nach all der Zeit bereitet es mir Schmerzen, daran zu denken.«
    »Nach wie vielen Jahren?«, fragte Nicole sanft.
    »Gut ein halbes Jahrtausend.«
    Die Eröffnung verschlug Zamorra und Nicole die Sprache. Diana legte ihre Hand auf Andrews Schulter. Er sah sie an. »Seit damals ist Diana die erste Frau, der ich mich offenbarte.«
    Ein halbes Jahrtausend. Zamorra schwindelte, als er an diese Zeitspanne dachte. Fünfhundert Jahre… und unwillkürlich fragte er sich, ob er selbst im Jahr 2500 noch leben würde, wenn ein weiteres halbes Jahrtausend vergangen war. Vielleicht, wenn die Erde bis dahin überhaupt noch existiert, dachte er sarkastisch.
    »Es war die Zeit des Humanismus, der Reformation und des Buchdrucks«, fuhr Andrew fort. »Und die eines Vampirdämons, der zu dem damaligen Zeitpunkt mehr als zehn Opfer in der Stadt zurückgelassen hatte. Blutleere Leichen, denen er das Gesicht auf den Rücken gedreht hatte.«
    »Er wollte verhindern, dass seine Opfer sich selbst als Vampire erhoben«, vermutete Nicole.
    »Du hast Recht, doch das ist nicht alles. Das Monstrum war alles andere als ein
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