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0805 - Der Echsenvampir

0805 - Der Echsenvampir

Titel: 0805 - Der Echsenvampir
Autoren: Christian Montillon
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»Möglicherweise.« Dann eilte er die ausgetretenen Stufen der alten Holztreppe nach oben und klopfte an die Tür des Zimmers, das er für zwei Monate im Voraus bezahlt hatte - die Augen des Wirts waren dabei weit aus ihren Höhlen gequollen. Wahrscheinlich hatte er so viel Geld noch nie auf einmal in der Hand gehalten.
    Knarrend öffnete sich die Tür. Das strahlende Lächeln, das ihn empfing, ließ ihn die trüben Gedanken vergessen. Johannas Lippen besaßen das intensivste Rot, das er jemals gesehen hatte. Wenn sie lachte, war es jedes Mal wie eine Offenbarung. »Arthur«, rief sie, packte ihn bei beiden Armen und zog ihn in das spartanisch eingerichtete Zimmer.
    »Es hat geklappt«, berichtete er ihr.
    »Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran. Deine Qualitäten als Zeichner sind ebenso groß wie die als Dämonenjäger, und wie die als…« Sie unterbrach sich, doch ihr verführerisches Lächeln war einem anderen Ausdruck gewichen.
    »Sprich dich aus«, forderte Arthur.
    »Lass Taten sprechen«, meinte sie, verstärkte den Griff um seine Arme und schleuderte ihn auf das kleine Bett.
    Für eine Stunde hatten sie Besseres zu tun als sich über blutrünstige mordende Vampire und deren Opfer zu unterhalten. Dann sagte Johanna, ihren Kopf auf Arthurs Brust liegend: »Wir sind also da, wohin wir wollten.«
    Arthur lachte. »Ich glaube, ich weiß, was du meinst, aber…«
    »Du alter Wüstling! Wir wollten in die Druckerwerkstätte, und genau dort hast du nun unauffälligen Zugang.«
    »Du hast den niederen Vampir dorthin verfolgt, also scheint es keinen Zweifel daran zu geben, dass sich sein Meister ebenfalls dort aufhält.«
    »Mir geht nicht aus dem Kopf, was ich gesehen habe. Es stellt alles auf den Kopf, was wir über Vampire wissen.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Oder zu wissen glaubten.«
    »Ich glaube nicht, dass wir bisher Irrtümern aufgesessen waren. Wir haben es hier mit keinem normalen Vampir zu tun.«
    »Du müsstest dich reden hören. Kein normaler Vampir - jedermann um uns herum wird dich für diese Aussage auslachen.«
    »Wer von den ganzen Ignoranten glaubt denn an Vampire?«, fragte Arthur verwirrt.
    »Eben! Und dann tischst du auch noch unnormale Vampire auf.«
    »Lass doch die Haarspaltereien.«
    »Dann erkläre mir, was ich gesehen habe! Wieso ist ein Vampir dazu in der Lage, einen grünschuppigen Arm auszubilden und seine Finger in scheußliche, verhornte, verdammt lange Klauen zu verwandeln?«
    »Weil es eben kein normaler«, Arthur stockte in seiner Erklärung, »kein üblicher Vampir ist. Es ist ein einzigartiger Vampirdämon, der in der Druckerwerkstätte haust, und seine Opfer sind demzufolge ebenfalls nicht mit normalen Maßstäben zu messen.«
    Johanna nickte. »Hast du etwas entdeckt, als du drinnen warst?«
    »Nichts - allerdings hatte ich keine Gelegenheit, mich umzusehen. Ich konnte lediglich dem Drucker selbst, Hartmann, eine Fangfrage stellen.«
    »Keine Reaktion?«, vermutete Johanna.
    »Er redete ohne mit der Wimper zu zucken selbst von heiligen Texten.«
    »Was kein Beweis ist.«
    »Aber ein Hinweis.«
    »Du solltest ihn deswegen nicht von der Liste der Verdächtigen streichen.«
    Arthur erhob sich und sah nachdenklich aus dem Fenster. Es war dunkel geworden. »Es drängt mich, die Werkstätte zu beobachten.«
    »Dann lass uns aufbrechen«, meinte Johanna tatendurstig.
    »Vielleicht sollten wir uns zuerst etwas anziehen?«
    Splitternackt sprang Johanna auf ihn zu. »Du zumindest. Ich kann mich sehen lassen.«
    Trotz ihrer Worte waren sie beide vollständig und anständig bekleidet, als sie einige Minuten später das Gasthaus verließen. Die Gässchen waren wie leer gefegt. Eine düstere Stimmung lag wie ein drückender Alb über der Stadt.
    »Die Angst fesselt die Einwohner in ihre Häuser, sobald die Dunkelheit anbricht.«
    Arthur presste die Lippen zusammen. »Es gab mehr als zehn Tote in den letzten Wochen, alle mit gebrochenem Genick. Natürlich haben die Leute Angst.«
    Sie erreichten ihr Ziel, ohne auf eine Menschenseele zu treffen. »Still«, zischte Johanna unvermittelt und zog Arthur in den Schatten eines Hauses.
    Sie duckten sich, und Arthur sah, warum seine Freundin so reagiert hatte. Die Hintertür der Druckerwerkstätte öffnete sich, und eine Gestalt trat heraus. Aus dem Inneren fiel etwas Licht, und so konnte Arthur die rechte Körperhälfte für einen Moment erkennen, ehe die Tür schloss.
    Zum ersten Mal sah er, wovon Johanna berichtet hatte.
    Einen
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