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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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konnte keine Erklärung geben, aber in meiner Nähe schien sich einiges verändert zu haben. Lag es an der Luft, die nicht mehr so kühl war, sondern ungewöhnlich warm war? War es zu einer unerklärlichen magischen Veränderung gekommen?
    Was immer es auch gewesen sein mochte, eines stand jedenfalls fest. Der Platz war in der Dunkelheit zu einem anderen geworden.
    Weiter entfernt, wo die Wohnhäuser standen, schimmerten einige Lichter. Auf eine offizielle Beleuchtung war großzügigerweise verzichtet worden. Nur wenige Laternen brannten auf dem Platz.
    »Fühlst du dich auch unbehaglich?«, fragte Bill.
    »Kann man sagen.«
    Er atmete schnaufend aus. »Ich habe eher den Eindruck, dass nicht alles gleich geblieben ist. Die Luft, die Stimmung, es ist einfach so bedrückend geworden.«
    »Kein Widerspruch.«
    Ein heller, dünner Arm zerschnitt die Dunkelheit. Suko hatte seine kleine Leuchte hervorgeholt. Er stand ungefähr dort, wo wir schon einmal gestanden hatten, und leuchtete gegen die Wand.
    Als er winkte, gingen wir rasch zu ihm. »Was ist los?«, wollte ich wissen.
    »Haben wir nicht von drei Figuren gesprochen?«
    »Sicher.«
    »Dann schau mal hin.« Er bewegte die Hand und damit auch den Lichtschein. Auf diese Art und Weise konnte er eine gewisse Fläche erfassen, und zwar genau die, auf der Melenik hätte stehen müssen.
    Die Figur stand nicht mehr da.
    Sie war verschwunden!
    ***
    Das war genau der Augenblick, auf den wir gewartet hatten. Und jetzt, da er endlich eingetreten war, überkam uns doch das ungute Gefühl, denn jeder von uns stand da wie auf dem Sprung.
    Ich bewegte mich als Erster. Noch klebte der helle Lichtstrahl an der Wand. Auch ich schaltete meine Leuchte ein und musste Suko abermals Recht geben.
    Melenik war verschwunden!
    Wie hatte das passieren können? Was steckte in dieser verdammten Skulptur des Schreckens? Welche urwüchsige und magische Kraft trieb sie an. Ob mir mein Kreuz half, war fraglich, trotzdem holte ich es unter der Kleidung hervor, schaute es für einen Moment an, ohne eine Veränderung zu bemerken.
    Ich steckte es in die Tasche. Bill hatte seine Waffe gezogen. Er ging einige Schritte zurück, um alles besser im Blickfeld zu haben.
    Die Stelle auf dem Sockel blieb leer. Suko wollte schon seine Lampe ausknipsen, als es passierte. Er hatte kurz zuvor etwas höher geleuchtet, und der Strahl streifte einen Teil der Fläche, wo wir auch die Masken und steinernen Fratzen gesehen hatten. Im Gegensatz zu Melenik waren sie noch vorhanden, nur hatten sie sich verändert, denn sie lebten. Aus dem toten Stein war ein widerliches und unheilschwangeres, dämonisches Leben gestiegen, das sich in den Gesichtern und vor allen Dingen in den Augen ausgebreitet hatte.
    Sie leuchteten in unterschiedlichen Farben.
    Mal blutrot, dann schwachgelb oder in einem kalten Türkis. Aber nicht nur die Augen lebten, auch in die Gesichter war Bewegung geraten, als wäre der harte Stein von einer dünnen Gummihaut überzogen worden. Einige von ihnen zogen ihre Wangen zusammen, sodass sich kleine Mulden bildeten, andere zeigten ein boshaftes Grinsen, wieder andere bliesen ihre Wangen auf, das bekamen wir sehr gut mit. Ich wollte sehen, ob sich dieses »Leben« auch auf die Umgebung übertrug.
    Nichts, gar nichts!
    Sie blieb starr und steif. Da rührte sich kein Mundwinkel, es zuckte nichts auf den Wangen, und ich war darüber auch beruhigt.
    Das Böse konnte nicht hingreifen, wo es wollte, es musste auch gewissen Gesetzen folgen.
    »Achtung…«
    Es war nur ein leiser Ruf, den Bill ausgestoßen hatte. Wir reagierten sofort, löschten unsere Lampen und ließen uns von der Dunkelheit überfallen.
    Ich warf noch einen letzten Blick gegen die Wand der Kathedrale.
    Dort lief ein unheimlicher Stummfilm ab. Das Glühen der Augen und der dadurch entstehende schwache Lichtschein in den Gesichtern war geblieben.
    Als hätte jemand eine bunte Reklame eingeschaltet, die wie aus bunten lautlosen Tüchern über die Fratzen hinwegschaute und sie zu noch bösartigeren geisterbahnähnlichen Gebilden machte, die unter Druck standen und möglicherweise darauf lauerten, ihre Plätze an der Wand verlassen zu können.
    Suko hatte sich von mir entfernt. Ich sah ihn noch weghuschen, bevor er sich duckte.
    Bill hatte irgendwo an der anderen Seite Stellung bezogen.
    »Er kommt, John…«
    Ich hatte ihn bisher noch nicht gesehen, aber ich konnte ihn jetzt hören.
    Schritte, die dumpf auf dem Pflaster klangen. Dazwischen ein anderes
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