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0803 - Meleniks Mordnacht

0803 - Meleniks Mordnacht

Titel: 0803 - Meleniks Mordnacht
Autoren: Jason Dark
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aufrieben, war es besser, einen Schutzraum aufzusuchen. Ihn konnten wir als neue Operationsbasis annehmen.
    Bill hatte das Portal erreicht. Er zerrte die Tür auf. Schräg über ihm flatterte ein borstiges Etwas mit einem platten breiten Gesicht und glühenden Augen.
    Es fiel herab. Lange Arme wollten Bills Hals umfassen, doch der Reporter war schneller. Er warf sich rücklings in die Kirche hinein, und das Flugwesen prallte gegen die Kante der Tür. Es quiekte laut auf, fiel für einen Moment auf die oberste Stufe und wurde von einem rasanten Peitschenhieb erwischt, denn Suko hatte die Treppe ebenfalls erreicht und sofort zugeschlagen.
    Er vernichtete die Kreatur.
    Ich jagte ebenfalls hin.
    Suko wartete auf mich. Hinter mir hörte ich die Tritte der Steinfigur, aber ich war schneller und schlüpfte durch den Spalt, den Suko mir offen hielt.
    Auf den Fliesen rutschte ich aus. Erst an einem wuchtigen Taufbecken konnte ich mich festhalten.
    »War das richtig?«, fragte Bill. Er stand ebenfalls am Becken, den Rücken durchgedrückt und atmete tief durch.
    »Ich denke schon.«
    »Aber hier werden wir ihn nicht fangen«, sagte Suko.
    »Das denke ich auch. Er wird sich nicht hineintrauen, aber wir werden nach draußen gehen können. Oder einer von uns.«
    »Denkst du an den Lockvogel?«
    »Ja.«
    Bill sprach dagegen. »Darauf warten die Kreaturen doch nur.«
    »Wir müssen eben schlauer sein.«
    »Und wie, bitte?«
    Ich ließ mir einen Moment Zeit, weil ich den genauen Plan noch durchforsten musste. Wir durften uns nicht zu weit vorwagen. Der Fußballer hätte von einer kontrollierten Angriffstaktik mit Blick auf eine Defensive gesprochen.
    So mussten wir vorgehen.
    »Hast du dich entschieden, John?«
    »Alles klar, Bill.« In den nächsten Sekunden erklärte ich den Freunden meinen Plan.
    Sie waren zwar skeptisch, aber sie stimmten zu. Es gab auch keine andere Möglichkeit, denn Melenik durfte uns nicht mehr entwischen, um möglicherweise Herrscher der Kathedrale zu werden. Durch die Zerstörung der Wand war es ihm gelungen, in eine andere Zeit zu gelangen, und sein Vorhaben hatte sich als letztes Bild auf der Wand gezeigt.
    »Dann werde ich gehen«, sagte ich.
    Draußen tobten noch immer die frei gewordenen kleinen Ungeheuer. Selbst die dicken Mauern schafften es nicht, die schrillen und boshaften Schreie zu schlucken.
    Von den Fensterscheiben her erreichten uns Klopfzeichen. Die kleinen Monster wuchteten ihre Körper gegen die Außenscheiben.
    Bisher war es nicht gelungen, sie zu zerbrechen. Wahrscheinlich schreckten sie auch die Motive im Glas ab, uns sollte es egal sein.
    Bill Conolly hatte die Tür vor mir erreicht. Er legte seine Hand auf die schwere Klinke, hatte sich dabei gedreht und schaute in meine Richtung, einen fragenden Blick in den Augen.
    »Es bleibt dabei«, sagte ich.
    Er wuchtete die Klinke nach unten. Bill setzte beide Hände ein, um die Tür aufzuziehen.
    Während sie langsam nach innen schwang, ging ich schneller vor. Der Zeitpunkt musste genau abgecheckt werden. Suko blieb hinter mir. Er hatte längst seine Dämonenpeitsche gezogen und einmal den Kreis geschlagen. Die Riemen waren ausgefahren. Wie die Körper dreier Schlangen schleiften sie über die Fliesen hinweg.
    Ich konnte nach draußen schauen, Bill stand im toten Winkel.
    Eine ungewöhnliche Stille lag über dem Platz. Nur aus weiter Ferne hörte ich das bekannte Wimmern einiger Polizeisirenen. Klar, dass die Schüsse vorhin gehört worden waren.
    »Nichts zu sehen«, meldete ich.
    »Er hat sich versteckt!«, flüstert Bill.
    »Kann sein.«
    »Willst du trotzdem gehen?«
    »Sicher.«
    Suko hielt sich aus unserer Unterhaltung heraus. Ich wusste jedoch, dass ich mich auf ihn verlassen konnte, auch wenn er mir nichts sagte. Ich ging den nächsten Schritt.
    Der Wind wehte gegen mein Gesicht. Er war kühl und brachte sogar einen Hauch von Frühling mit.
    Ich stand auf der Schwelle.
    Bills Atem drang mit einem leichten Pfeif ton über die Lippen.
    Wir alle standen unter einer ziemlichen Hochspannung, aber wir waren gleichzeitig auch cool, weil wir wussten, dass wir uns aufeinander verlassen konnten.
    Ein zuckendes Licht glitt über die Bäume hinweg und streifte den Nachthimmel. Mindestens zwei Polizeiwagen waren unterwegs, und das Wimmern der Sirenen war lauter geworden.
    Ich spannte mich – und schnellte vor.
    Ich war so schnell wie möglich, wobei ich das Gefühl hatte, der Treppe entgegenzufliegen. Vor mir breiteten sich die Stufen aus, und
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