Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0802 - Planet der toten Kinder

Titel: 0802 - Planet der toten Kinder
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Meuterei?" fragte die Kos-mobiologin verblüfft.
    „Man könnte es so nennen."
    Schweigend betrachteten sie die merkwürdigen Gebilde, die keinen Sinn zu ergeben schienen. Das erloschene Kristallgewebe arbeitete aber. Nur der verlorenen Vergangenheit wegen, oder aus einem anderen realeren Grund?
    Endlich fuhr Icho Tolot fort: „Ich bin kein großer Philosoph, das muß ich zugeben, aber wenn wir oft nach einer Antwort suchen, müssen wir zumindest versuchen, in philosophischen Bahnen zu denken. So auch hier.
    Wenn unsere Vermutungen bis zu diesem Zeitpunkt stimmen, so fällt es mir nicht sehr schwer, auch eine Begründung zu finden.
    Was wir hier sehen, ist eine schlechte Kopie der soberischen Zivilisation, stark verkleinert und roh in der Form. Reine Sentimentalität? Doch wohl kaum. Es steckt eine Absicht dahinter. Doch das nur nebenbei. Ich wollte versuchen zu erklären, warum dies alles überhaupt geschehen konnte."
    Gucky setzte sich auf einen schwarzen Stein.
    „Dann schieß los!" forderte er den Haluter auf.
    „Bin dabei. Als die Soberer ihre Prior-Welle mit dem gespeicherten Wissen einer ganzen Zivilisation in den Weltraum schickten, mischte sich natürlich auch unterschwellig negatives Informationsmaterial in die Botschaft. Es erreichte ebenso das Ziel wie das positive, aber es benagte der dann entstandenen Kaiserin von Therm nicht. So bildeten sich dunkle und erlöschende Stellen in der Kristallstruktur, die abgestoßen werden mußten.
    Aber sie konnten nicht vollends unschädlich gemacht werden.
    Sie wurden nach Lugh-Pure gebracht. Wir sind mitten drin. Das ist alles."
    „Mehr nicht?" wunderte sich Gucky, sichtlich unbefriedigt über diese Theorie.
    „Und warum das alles? Warum vernichtet die Kaiserin das Negative nicht?"
    „Weil es von ihr abstammt. Denkt an den Begriff: die toten Kinder der Kaiserin!
    Ungeratene Kinder, die sie nicht töten kann. Aber sie weiß auf der anderen Seite auch, daß sie eine Gefahr darstellen - vielleicht sogar eine tödliche Gefahr.
    Sie kann oder will nichts dagegen tun."
    „Und wir sollen und dürfen es?" fragte Caral unsicher.
    „Vielleicht..."
    Als sie weitergingen, wählten sie den Gang, von dem Gucky behauptete, in ihm sei der mentale Druck am schwächsten.
    Die merkwürdigen Gebilde an Wänden und Decke blieben, durch den wandernden Lichtschein für Bruchteile von Sekunden lebendig werdend. Die Luft war nicht mehr so kalt, blieb aber frisch und gut atembar. Sie war offensichtlich auch nicht mehr so dünn wie draußen auf dem Plateau.
    Gucky bildete noch immer den Schluß und die Rückendeckung.
    Das gab ihm Gelegenheit zum Nachdenken. Icho Tolots Vermutungen, was die Gebilde an den Wänden betraf, gingen ihm durch den Kopf. Wenn der Haluter recht hatte, so drängte sich unwillkürlich die Frage auf, was die Kelsirenweibchen, die man hier absetzte, damit zu tun hatten.
    Es mußte ein Zusammenhang bestehen!
    Es war klar, daß zwischen der Kaiserin von Therm und ihren „toten Kindern" eine Art Haßliebe bestehen mußte. Sie mußte sie loswerden, um die eigene Existenz nicht zu gefährden, aber auf der anderen Seite war sie auch darauf bedacht, sie nicht zu vernichten. Die Kelsirenweibchen wurden also nicht hierhergebracht, um den erlöschenden Kristallen zu schaden.
    Aber warum dann?
    In Gedanken verfolgte Gucky die Geschichte der Kaiserin zurück, bis zu jenem Augenblick, da das Kristallgespinst von planetarem Ausmaß Macht über die Intelligenzen des Systems, die von Wasserbewohnern abstammenden Kelsiren, erhielt. Um Macht auszuüben, benötigte die Kaiserin organische Intelligenzen.
    Sollte sie ihren verlorenen Kindern die Möglichkeit geben wollen, ebenfalls Macht auszuüben, wenn auch nur in beschränktem Ausmaß?
    Der Gedanke elektrisierte den Mausbiber förmlich. Er hatte das untrügliche Gefühl, des Rätsels Lösung gefunden zu haben, ohne daß diese sofort greifbar wurde. Immerhin war er sicher, einen Schritt weitergekommen zu sein.
    Icho Tolot sagte von vorn her: „Die Strahlung wird stärker. Kannst du verständliche Impulse auffangen, Gucky?"
    „Nicht die Bohne! Nur die Strahlung selbst. Sie ist nicht gerade freundlich.
    Jemand will uns hier weghaben. Soweit ist sie verständlich, wenn du das meinst."
    „Der Gang verbreitert sich. Ich glaubee wir kommen wieder in eine größere Kammer."
    Längst schon konnte der riesige Haluter aufrecht gehen, ohne mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Nur den manchmal weit herabhängenden Zapfen und skurrilen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher