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0796 - Larissas blutiger Weg

0796 - Larissas blutiger Weg

Titel: 0796 - Larissas blutiger Weg
Autoren: Jason Dark
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wieder still geworden, und diese Stille empfand sie als besonders bedrückend.
    Nur ihr Herz klopfte sehr stark. Sie hörte sogar die Echos und hatte das Gefühl, ihre Brust wäre zu klein geworden. Die Schreie hatten etwas zu bedeuten gehabt, und der Vergleich mit Todesschreien war ihr in den Sinn gekommen.
    Lebte Mamutschka nicht mehr?
    Gut, sie hatte von ihrem Tod gesprochen, aber dass er so schnell eintreten würde, damit hätte Larissa nie und nimmer gerechnet. Sie war der Alten trotzdem noch auf eine gewisse Art und Weise verbunden, und sie nahm sich vor, nachzuschauen. Sie wollte einfach sehen, was sich da getan hatte. Schließlich hatten sich die beiden Frauen jahrelang vertraut und waren wie Mutter und Tochter gewesen.
    Nur traute sie sich nicht zurück in das Haus. Vor einem Übertritt fürchtete sie sich. Larissa war der Meinung, dass dort etwas Schreckliches zwischen den vier Wänden lauerte und ihr Angst einjagte. Deshalb näherte sie sich auf leisen Sohlen einem der Fenster, auf dessen Glasscheibe keine Eisschicht lag.
    Dahinter brannte die Lampe. Dir Licht war zwar weich, es blendete sie trotzdem, und Larissa reinigte zunächst die Scheibe.
    Jetzt konnte sie auch über das Licht hinweg in den Raum schauen, in dem sie noch vor kurzem das Blut getrunken hatte.
    Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Auf den zweiten schon, denn als sie den Kopf nach links drehte und zum Kamin schaute, da sah sie vor ihm die Gestalt liegen.
    Mamutschka lag auf dem Rücken, die Arme und die Beine ausgebreitet. In der rechten Hand hielt sie noch das Rasiermesser mit der jetzt blutigen Klinge.
    Und Blut war überall.
    Larissa wankte zurück. Sie hatte den Körper der Alten gesehen, aber sie wollte kein zweites Mal mehr hinschauen, weil es einfach zu schrecklich gewesen war.
    Mamutschka lebte nicht mehr. Sie hatte sich mit dem scharfen Rasiermesser getötet.
    Die junge Frau weinte. Sie drehte sich um und wankte davon. Tränen rannen ihr aus den Augen über die Wangen und froren beinahe in der Kälte fest.
    Es war kein guter Tag gewesen. Stunden der Veränderung und auch des Todes.
    Trotzdem dachte Larissa nach vorn.
    Und in der rechten Tasche spürte sie das Gewicht der mit Hexenblut gefüllten Flasche…
    ***
    London, einige Monate später. In diese Stadt hatte es Larissa verschlagen. Alles Geld hatte sie ausgegeben, sie war mittellos. Aber sie wusste, dass sie als Russin in dieser Metropole nicht allein stand, also wandte sie sich dorthin, wo sie auch Landsleute fand, um sich nach Arbeit zu erkundigen.
    In einem kleinen Restaurant machte sie den Anfang. Der Wirt gab ihr eine Chance als Kellnerin. Wenige Tage übte sie den Job erst aus, als zwei Männer das Restaurant besuchten. Wie vom Blitz getroffen, blieben sie stehen, als sie Larissa sahen. Nach einer Weile nahmen sie Platz, bestellten und holten sie nach dem Essen an den Tisch.
    Von nun an redeten sie auf sie ein.
    Sie versprachen ihr einen internationalen Job als Hostess in einer der neuen Bars, die sich mit dem Flair des Ostens schmückten. Larissa hörte ihnen zu, sie wollte nicht, aber der Wirt selbst riet ihr, den Job anzunehmen. Dass er von den beiden Gästen bestochen worden war, könnte sie nicht ahnen.
    So stimmte Larissa zu, und damit war der weitere Weg vorgezeichnet. Schon einen Tag später konnte sie ihre Sachen packen und bezog ein kleines Zimmer über dem Lokal.
    Man ließ ihr Zeit, sich einzugewöhnen, aber sie durfte das Zimmer nicht verlassen. Dann erschien eine Frau, die das große Bett frisch bezog, die Glühbirnen in den Lampen auswechselte, damit sie einen roten Schein bekamen und Taschentücher sowie Kondome bereitlegte und auch für Getränke sorgte.
    Jetzt dämmerte Larissa, was man mit ihr vorhatte, in was sie hineingeraten war.
    Wenig später erschien einer der beiden Männer, die sie in diesen Job gelockt hatten. Larissa wusste nur, dass er Valentin hieß. An ihm fiel besonders der Dschingis-Khan-Bart auf.
    An der Tür blieb er stehen und grinste Larissa an. »Du siehst sehr schön aus.«
    Sie hob die Schultern.
    Der Mann grinste nicht mehr. Jetzt funkelten nur seine Augen. Sie hatten einen Blick bekommen, vor dem man Larissa immer gewarnt hatte. Wenn Männer so schauten, waren sie unberechenbar, und Valentin tat genau das, um dies zu bestätigen.
    »Zieh dich aus!«
    »Wie bitte?«
    »Du sollst dich ausziehen!«
    »Und… und dann?«
    Er lachte. »Wirst du schon sehen.«
    Larissa trug ein schlichtes graues Wollkleid, das bis
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