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0796 - Larissas blutiger Weg

0796 - Larissas blutiger Weg

Titel: 0796 - Larissas blutiger Weg
Autoren: Jason Dark
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Saft, das hat schon Goethe erkannt und es in seinen Dr. Faustus eingebaut. Es ist der Leim, der uns verbindet. Es ist das Band zwischen uns, das nicht reißen wird. Darauf kannst du dich verlassen, meine Liebe.« Sie lächelte und schaute Larissa an.
    Die junge Frau konnte nichts mehr sagen. Sie war stumm geworden. Ihren Blick hatte sie nach wie vor auf den Arm der Alten gerichtet, an dem die rote Flüssigkeit herabrann und dabei wie Sirup in Richtung Hand lief, wo sie ihren Weg an den Fingern fand, sich dort für einen Moment sammelte, um anschließend in das Gefäß zu tropfen, dessen Grund sich bereits mit dem Blut gefüllt hatte.
    Fasziniert, ängstlich und auch zugleich abgestoßen schaute die junge Russin zu. Jeden Tropfen verfolgte sie, wie er in die Flasche rann und sich mit der Lache vereinigte.
    Noch konnte sie sich keinen direkten Reim darauf machen, wie dieses Band zwischen ihnen genau funktionierte. Sie ahnte allerdings, dass dies nicht alles sein würde.
    Es gab für sie nichts mehr zu reden, und auch die alte Kräuterhexe sagte kein Wort. Sie schaute nur zu, wie ihr Blut das Gefäß allmählich füllte. »Ich werde es bis zu Hälfte vollaufen lassen«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Und dann?«, fragte Larissa. »Ist es dann beendet…?«
    »Nein, das nicht.«
    »Was geschieht denn noch?«
    »Das Wichtigste liegt noch vor uns«, sagte die Alte. »Bisher haben wir das Band zwischen uns noch nicht geknüpft. Habe noch etwas Geduld, mein Täubchen, alles wird gut werden, darauf kannst du dich verlassen. Du wirst dich nie mehr zu fürchten brauchen, dein Leben wird einen anderen Sinn bekommen. Wer kann schon von sich sagen, dass er ohne Angst in die nächsten Jahre hineingehen wird? Niemand, aber du wirst die Ausnahme sein.«
    Larissa sagte nichts. Sie ließ die alte Frau reden, und die Zeit in dem alten Haus tropfte ebenso zäh dahin, wie das Blut in das Gefäß rann.
    Als es sich bis zur Hälfte gefüllt hatte, zog die Alte den Arm zurück und winkelte ihn an der Schnittstelle an. »So«, sagte sie, »das ist es erst einmal gewesen.«
    Larissa hatte sich ein wenig entspannt. Gleichzeitig wusste sie jedoch, dass es nicht alles war, das sagte ihr einfach die Logik. Das Wichtigste musste noch vor ihr liegen.
    Die Alte schaute sie an. Glitzernde Augen in einem faltigen Gesicht. Ein Mund, der kaum zu sehen war und ein Lächeln zeigte. An den Wangen zuckte die Haut, als sie flüsterte: »Bald wird es geschehen, meine Kleine. Du kannst dich schon einmal darauf vorbereiten.«
    »Was denn? Worauf soll ich mich vorbereiten?«
    »Auf das Band!«
    Larissa schüttelte den Kopf. Sie war doch nicht naiv, das sagte sie sich selbst. Himmel, das konnte einfach nicht zutreffen! Dieses Band musste einfach etwas Furchtbares sein, obwohl die Alte so davon überzeugt war. Aber Larissa wollte nicht. Sie versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, um wegzulaufen, doch ihre Freundin hatte sie schnell durchschaut. Mit einer nahezu lässigen Handbewegung drückte sie Larissa wieder auf den Stuhl zurück.
    »Du bleibst sitzen, meine Liebe.«
    Der Blutgeruch stieg ihr in die Nase. Es war für Larissa furchtbar geworden, sie kam mit all diesen Veränderungen nicht zurecht, und sie wollte auch nicht, dass es dieses Band zwischen ihr und der alten Frau gab. Sie weigerte sich.
    »Nein, bitte nicht…«
    »Doch meine Liebe, es ist wichtig. Nichts in deinem Leben ist für dich so wichtig wie mein Blut, daran solltest du denken. Es ist das Kostbarste, das ich dir mitgeben kann. Viel wertvoller als Gold und Geld, du wirst es schon sehr bald herausfinden, auch wenn du mir jetzt nicht glauben willst.«
    »Was soll ich denn damit?«
    Wieder deutete der knorpelige Finger auf das Gefäß. »Du wirst es trinken müssen…«
    »Was?« Larissa schrie das Wort, und gleichzeitig wallte Ekel in ihr hoch. »Ich… ich soll das Blut trinken? Das ist doch der helle Wahnsinn! Ich bin kein Vampir.«
    »Beruhige dich, meine Liebe, immer ganz ruhig. Es stimmt, dass du kein Vampir bist, aber das hat nichts zu sagen. Nicht nur für Vampire ist Blut wichtig. Oder war der Dr. Faustus ein Vampir? Du kennst die Geschichte doch?«
    »Ja, ich… ich liebe die deutsche Literatur.«
    »Eben.«
    »Aber ich will diesen Vergleich nicht, Mamutschka. Ich gehe keinen Pakt mit dem Teufel ein, wie es Faust getan hat. Nein, das… das würde ich nie tun!«
    Die Alte lachte geifernd. »Bin ich etwa der Teufel? Siehst du in deiner lieben Mamutschka den Teufel!«
    »Nein, das
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