Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0796 - Larissas blutiger Weg

0796 - Larissas blutiger Weg

Titel: 0796 - Larissas blutiger Weg
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Refugium akzeptieren, denn hier musste sie mit den Männern Dinge tun, die sie sich schon jetzt schütteln ließen.
    Es würde schlimm werden, so schlimm, dass ihre Vorstellungskraft dafür nicht ausreichte.
    Man hatte ihr kaum etwas nehmen können, ihr aber auch nichts gegeben. Nur ihre alte Kleidung besaß sie noch. Sie war so etwas wie eine Erinnerung an die Heimat.
    Larissa saß auf der Bettkante, ließ den Kopf hängen und war in trübe, deprimierende Gedanken versunken, die sie selbst in eine gewisse Tiefe hineinrissen.
    Gleichzeitig aber stieg aus der Tiefe etwas hervor. Eine Ahnung, eine Vorstellung und gleichzeitig eine Erinnerung, die sich für sie zu einem Bild zusammensetzte.
    Es war das Bild eines Menschen.
    Eine Frau, schon alt, sehr alt, eine Freundin, deren Blut sie gekostet hatte.
    »Blut«, flüsterte Larissa, während sie gleichzeitig eine Gänsehaut bekam. »Ja, das Blut…«
    Niemand hatte sie durchsucht. Das kleine Fläschchen steckte noch immer in der Tasche. Sie schnellte hoch. Mit wenigen Schritten hatte sie die schmale Tür erreicht, hinter der eine winzige Abstellkammer lag. Dort hing auch der Fuchsmantel, und in seiner rechten Tasche musste die Flasche noch stecken.
    Larissa fühlte nach und zog sie hervor. Für einen Moment schloss sie die Augen. Ihre Hand umklammerte die Flasche, und sie hatte das Gefühl, dass vom Glas aus eine gewisse Ruhe ausströmte, die sich auch auf Larissa übertrug.
    Ja, das war ein Stück Heimat, das war ein Stück Erinnerung. Mit geschlossenen Augen saß die junge Frau da, die Hand an der Flasche und sie sah wieder das Gesicht der alten Frau vor ihrem geistigen Auge hochsteigen. Sie erinnerte sich auch an die Worte der Hexe und natürlich an ihr Erbe.
    Ja, sie hatte das Blut getrunken, sie besaß davon noch eine Reserve, und dieses Blut sollte sie stark machen.
    »Mamutschka«, flüsterte sie in der Hoffnung, dass ihre Stimme das Totenreich erreichte. »Ich werde mein Leben nicht in meinem oder in deinem Sinne führen können. Aber ich habe Hoffnung, du sollst nicht umsonst gestorben sein. Ich erinnere mich genau an das Band, von dem du gesprochen hast. Keine Sorge. Es ist nicht gerissen. Im Gegenteil, ich spüre, wie es fester und fester wird…« Bei diesen Worten ließ sie sich nach hinten sinken, und plötzlich zeigte ihr Gesicht ein hartes Lächeln.
    ***
    »Schau nicht so blöd aus der Wäsche, sondern sei mal freundlich, verdammt!« Valentin war gekommen und hatte den Barhocker neben Larissa erklommen.
    Sie schielte ihn von der Seite her an. »Wie ich aussehe, musst du mir schon überlassen, klar.«
    Der Russe knirschte mit den Zähnen. Hätte ihm eine andere die Antwort gegeben, er hätte sie mit einer Peitsche malträtiert, doch bei Larissa konnte er sich das nicht leisten, denn sie war in den letzten vier Wochen zum Topstar des Ladens aufgestiegen. Jeder Kunde wollte nur sie haben, diese russische Unschuld, als die man sie verkaufte, und so sah sie auch aus.
    In dem Kleid hätte sie zu jeder puritanischen Veranstaltung gehen können, ohne damit aufzufallen. Es war hoch geschlossen und bestand aus einem beigen, weich fließenden Stoff. Ein großes Tuch aus dem gleichen Material hatte Larissa um ihre Schultern gewickelt, und das volle, dunkle Haar hatte sie in der Mitte gescheitelt und an den Seiten hochgesteckt.
    Hinzu kam das fein geschnittene Gesicht mit der blassen Haut und den großen, dunklen Augen. Die Lippen waren voll und weich.
    Wenn sie lächelten, schien die Sonne aufzugehen.
    Alle wollten Larissa, und schon nach kurzer Zeit hatten die Kunden sie für eine oder zwei Nächte losgekauft, was Valentin gar nicht gefiel, wogegen er aber nichts hatte tun können, denn im Sog dieses Geschäftes mit der einen Person ließen sich auch die anderen Mädchen noch gut verkaufen. Larissa hatte sich dermaßen gut in diesen Betrieb eingefügt, dass Valentin schon beinahe Angst vor ihr hatte, was er aber nie zugeben würde und sie deshalb möglichst ruppig behandelte, um die eigenen Sorgen zu überdecken.
    An diesem frühen Abend trug er einen weißen Anzug und dazu ein schwarzes Hemd, dessen Knöpfe bis zum Brustbein hin offen standen und jeder seine goldenen Ketten sehen konnte, die übereinander lagen und bei jedem Schritt klimperten. Von der Barmaid in der durchsichtigen schwarzen Bluse ließ er sich einen doppelten Wodka geben, kippte ihn weg und stellte das Glas hart auf die Theke zurück.
    Larissa trank nichts. Wenn sie etwas zu sich nahm, war es meist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher