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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind
Autoren: Jason Dark
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großen Kriegen?«
    »Das ist möglich.«
    »Und weiter?«
    »Delia und ich waren schon immer anders als die meisten Menschen. Wir zählten uns zu den Künstlern. Wir hatten für viele ein offenes Ohr, und wir verachteten eine Gesellschaft, die immer dekadenter wurde und an Werten festhielt, die einfach nicht mehr bestehen bleiben konnten. Vieles hatte sich verändert, besonders in der Kunst, der Philosophie und der Theosophie gab es neue Ansätze. Wir kümmerten uns um die anderen Dinge der Welt, um die nicht sichtbaren, sondern um die, die hinter ihnen liegen, für die man aber keine Beweise hatte, sondern sie nur glauben konnte. Wir suchten Beweise, und wir haben sie gefunden. Ich will nicht jede Einzelheit berichten, aber wir haben den Weg nach Aibon gefunden. Das Tor stand uns plötzlich offen. Es hat lange Jahre gedauert, und wir hatten inzwischen unsere Tochter Pamela bekommen.«
    »Die ihr eingeweiht habt?«
    »So ist es.«
    »Und warum hat Aibon euch verfemt und ausgestoßen?«
    Darius schaute auf die Frau. Sie löste sich aus seiner Umklammerung und senkte den Kopf. Ein Zeichen, dass sie nicht reden wollte.
    Jetzt wurde es wohl unangenehm.
    »Also gut«, sagte ich, »wenn ihr nicht wollt, dann…«
    »Doch, ich werde es sagen!«
    »Danke.«
    Darius schaute an mir vorbei. Seine Augen hatten sich noch verdunkelt, als lägen die Schatten der Erinnerung auf seinen Pupillen.
    »Ich wollte mich ebenso wie Delia nie einengen lassen, deshalb haben wir uns auch nicht nur für Aibon interessiert, sondern auch für andere Länder und Welten. Den Orient und Amerika, die Neue Welt. Das reichte uns bald nicht mehr, es bot keine Geheimnisse. Die wahren Überraschungen steckten tiefer, sie hingen mit den Menschen und deren Tun zusammen. Wir hörten von großen Hexern, die schlimme Dinge getan hatten. Immer wieder tauchte der Name Aleister Crowley auf, ein Hexer, ein Satanist, der über eine irrsinnige Macht verfügte, nicht nur in den Staaten, auch in Europa. Auch uns faszinierte der Name, wir beschäftigten uns mit ihm und gerieten hinein in den Kreis der Crowley-Jünger.«
    »Was nicht gut für Aibon war«, sagte ich.
    Er hob die Schultern.
    »Drangen Sie tief in den Zirkel vor?«
    »Leider.«
    »Zu tief«, sagte seine Frau.
    »Und was geschah?«
    »Man akzeptierte uns. Ja, man nahm uns an. Die Jünger des Aleister Crowley waren immer auf der Suche nach Nachwuchs, nach neuen Mitgliedern. Natürlich nahmen sie nicht jeden, nein, man musste schon etwas Besonderes sein, und das waren wir in Hinblick auf unseren Beruf. Künstler waren immer gern gesehen, weil ihr Denken die alten Grenzen aufbrach und nicht in gesellschaftlichen Schablonen erstickt. Ich gebe zu, dass uns die Crowley-Jünger fasziniert haben. Wir lernten eine ganz andere Welt als Aibon kennen. Es war die Welt des faszinierend Bösen, die sich um uns herum ausbreitete, und wir wurden von ihr mitgerissen. Ich möchte mir Einzelheiten ersparen, letztendlich waren wir so vermessen, dass wir glaubten, beide Welten akzeptieren zu können.«
    »Das war ein Fehler.«
    »Ja!«
    »Aibon reagierte, denke ich.«
    Darius nickte. »Nicht nur Aibon, auch die andere Welt. Die der Satansanbeter.«
    »Was geschah genau?«
    Darius wollte nicht mehr reden. Er war plötzlich kraftlos geworden und bat seine Frau, mir den Rest zu erzählen. Delia war stärker als ihr Mann. »Es kam der Zeitpunkt, dass wir uns für eine Seite entscheiden mussten, aber wir ahnten nicht, dass der Zeitpunkt schon überschritten war. Aibon wollte uns nicht mehr, als wir dort um Hilfe baten.«
    »Gegen die Satansjünger?«
    »Nicht direkt. Wir baten Aibon, uns dabei zu helfen«, plötzlich fing ihre Stimme an zu zittern, »unsere Tochter wieder zurückzuholen. Verstehst du?«
    »Nicht direkt.«
    »Die Crowley-Jünger hatten uns Pamela geraubt. Sie war ein Kind, sie war unschuldig. Sie ist in ein Hotel gebracht worden, wo sie sich trafen, und sie sollte bei einem Fest zu Ehren des mächtigen Satanisten geopfert werden…«
    Mit einem lauten Schrei brach Delia zusammen.
    ***
    Das ist kein Hotel, das ist eine riesige alte Gruft, in der sich Leichen aufhalten, um allmählich zu vermodern. Das ist wie im Film, der einfach in die Realität hineinprojiziert wurde, das kann eigentlich nicht wahr sein.
    Diese Gedanken und Überlegungen schossen dem Kommissar Harry Stahl durch den Kopf, als er den ekligen Gestank wahrnahm und im zitternden Strahl seiner Lampe die ersten Gestalten sah, die ihre Zimmer verließen und
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