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0795 - Vater, Mutter, Satanskind

0795 - Vater, Mutter, Satanskind

Titel: 0795 - Vater, Mutter, Satanskind
Autoren: Jason Dark
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Zimmer verlassen. Sie bewegten sich anders als die Frauen, mehr stolzierend, und der Kommissar dachte an den Vergleich mit irgendwelchen Gockeln, denen die Welt zu gehören schien.
    So ganz stimmte das nicht. Es wirkte eher makaber, wenn sie herrschaftliche Posen einnehmen wollten, die Rücken durchdrückten, am Stoff ihrer alten Jacketts zupften, so manche sich trübe Monokel ins Auge klemmten und ansonsten einfach nur lächerlich waren.
    Aber auch gefährlich…
    Denn ihre blassbleichen Gesichter erinnerten ebenfalls an Masken, die nachträglich noch gepudert worden waren, um ihnen einen noch schaurigeren Ausdruck zu geben.
    Männer und Frauen marschierten auf und ab. Sie kümmerten sich nicht darum, dass der Gang nicht sehr breit war. Sie gingen ihre Wege, rempelten sich gegenseitig an und gerieten deshalb manchmal aus dem Gleichgewicht, wobei es schon einem kleinen Wunder gleichkam, dass niemand zu Boden fiel. Irgendwie gelang es ihnen immer wieder, sich zu fangen, auch wenn sie sich mühsam an den Wänden des Gangs abstützen mussten.
    Der Kommissar rieb mehrmals über sein Gesicht, ohne allerdings das Bild vertreiben zu können. Es war und blieb auch weiterhin, hier spielte ihm niemand etwas vor, hier lief auch kein Hologramm ab, das war hier so verflucht echt.
    Stahl ging ein Schritt zurück, als ihm eine Frau besonders nahe kam. Sie war wie alle anderen sehr alt, sie musste damals schon alt gewesen sein, und sie hatte dieses Alter nicht nur konserviert, sondern erlebte es noch intensiver. In dem gepuderten Faltenmeer des Gesichts sahen die Augen aus wie blasse Steine, die dicht unter einer Wasseroberfläche schwammen. Das weiße Haar auf dem Kopf bildete ein regelrechtes Gestrüpp, das sich nicht mehr richtig kämmen ließ.
    Harry schauderte zusammen. Er wollte noch einen Schritt nach hinten gehen, aber dieser Anblick hatte ihn einfach zu stark gebannt.
    Besonders deshalb, weil er die Person aus dieser unmittelbaren Nähe sah, und sie erinnerte ihn an ein grinsendes Monstrum, als sich der widerlich geschminkte Mund in die Breite zog und den Blick in den Rachen frei gab, in dem stinkender Atem kochte.
    Das war wichtig.
    Sie atmeten.
    Also lebten sie auch!
    All die Jahre mussten sie überstanden haben. Es war ein Irrsinn, eine verrückte, unglaubliche Sache. Sie mussten es geschafft haben, sich versteckt zu halten, oder waren sie zwischendurch einmal verschwunden, um dann zurückzukehren?
    Harry Stahl wusste es nicht. Er verstand die Welt nicht mehr. Was hier ablief, konnte er nicht begreifen, er wollte auch nicht weiter denken, denn er musste sich auf die »Menschen« einstellen.
    Die Weißhaarige grinste noch immer. Ein wenig erinnerte sie ihn an die ehemalige Präsidentengattin Barbara Bush, nur noch um zwanzig Jahre älter. Muss wohl an den Haaren liegen, dachte er und schrak zusammen, als es ihn erwischte.
    Stahl hatte für einen Moment nicht aufgepasst, da war es der Frau gelungen, die Arme auszustrecken, und plötzlich berührten die Hände seine Schultern.
    Der Kommissar konnte sich nicht rühren. Plötzlich war er mit dem Boden verwachsen, er stöhnte auf, schloss für einen Moment die Augen und spürte, dass sich der Druck der Hände verstärkt hatte und die Frau versuchte, ihn zu sich heranzuziehen.
    Sie wollte ihn!
    Stahl drehte durch.
    Etwas riss bei ihm, er musste sich wehren, und er riss sein rechtes Bein in die Höhe. Das Knie traf die Gestalt, die glücklicherweise nahe genug bei ihm war.
    Er spürte den Widerstand, er hörte ihr Röcheln, danach die dumpf klingenden Laute, als sie mit den Füßen aufstampfte, als sie durch den Schwung zurückgeschleudert wurde.
    Harry sah, dass sie gegen eine der offenen Türen stieß. Durch den Druck fiel die Tür wieder zu, und die Frauengestalt prallte dagegen.
    Da sie die Arme ausbreitete, konnte sie sich noch halten. Den Kopf hatte sie zur Seite gedrückt, aus dem Mund drangen kichernde Laute, und Harry wollte nicht mehr.
    Dieser Gang kam ihm vor wie der Tunnel ins Böse. Irgendwo in der Düsternis lauerte der Teufel, und als Harry sich bewegte, da zuckte auch der Strahl seiner Lampe hoch und nieder. Er tanzte wie ein bleiches Gespenst über die Gestalten hinweg und huschte auch an den Wänden und dem Boden des Flurs vorbei.
    Er drehte sich um. Die Treppe war ihm jetzt wichtig. Über sie allein konnte er den Weg nach unten in die Halle finden, und er dachte daran, das Hotel zu verlassen.
    Vor der ersten Stufe blieb er stehen, die Hand schon um das
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