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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang
Autoren: Volker Krämer
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»Schaut mich nicht so ungläubig an. Mein Körper kümmert sich schon ausgezeichnet um sich selbst. Ich brauche keine Aufpasser. Macht hin - vernichtet den Dämon. Schnell!«
    Mehr gab es nicht zu sagen. Zamorra und Nicole wandten sich dem Gegner zu, doch der hatte seine Feinde offensichtlich vergessen.
    Wie gebannt starrte Sarkana auf das Kind, dessen Gesicht nun offen vor ihm lag.
    Das Maul der Fledermaus stand weit offen, seine Lefzen tief herunter gezogen. Die Augen des Dämons waren weit aufgerissen, als wollten sie aus ihren Höhlen fallen. Er sah, was es nicht geben durfte. Nicht mehr existieren konnte!
    Es war kein Kindgesicht, in das Sarkana blickte, sondern das ernste Antlitz einer jungen Frau, dessen schöne Züge ihm bekannt vorkamen.
    Er konnte Bilder der Vergangenheit darin erkennen.
    Der Dämon sah ein weites Land. Karge Landschaften, kleine, wie geduckt wirkende Häuser. Menschen mit vom Wetter gegerbten Gesichtern. Blaue Augen und helles Haar. Und er sah sich selbst - sah Ströme von Blut, Gewalt und Tod.
    Mit Macht zwang Sarkana sich in die Realität zurück. »Du bist nicht die, die du zu sein vorgibst. Nein, das kann nicht sein. Wer bist du wirklich?«
    Ein lautloser Schrei brach aus dem mächtigen Dämon hervor, als die Frau, statt eine Antwort zu geben, ihre Augen öffnete.
    Sarkana sah in zwei Meere voller Tränen, die überliefen und sich ihren Weg bahnten.
    Und die Tränen waren blutrot!
    »Doch, Dämon, ich bin es. Liberi, so habt ihr mich genannt, erinnerst du dich denn nicht?«
    ***
    Arlimus van Zant war wie in einem Trancezustand gefangen.
    Hautnah erlebte er die Szene mit, stand keine zwei Meter von dem Monstrum entfernt, dessen Zähne in einer einzigen Sekunde Hackfleisch aus ihm fabrizieren konnten. Das alles war so bizarr, dass es ganz einfach real sein musste. So etwas konnten sich nicht einmal die wahnsinnigsten Drehbuchautoren Hollywoods ausdenken.
    Das krasseste Element der ganzen Show war jedoch, dass die junge Frau auf Artimus Schultern mit dem Dämon redete, als wäre der ihr Schoßhündchen!
    Artimus hatte das dringende Bedürfnis, seinem Fluchttrieb nachzugeben. Doch der Südstaatler wusste nur zu genau, dass er Khira niemals im Stich lassen konnte.
    Als van Zant die ersten Bluttropfen sah, die an Khira hinab flossen, war ihm klar, dass der Showdown bevorstand -anders konnte es nicht sein. Der stille Schrei aus der Kehle des Monsters wurde zu einem entsetzten Röcheln. Mit ausgestreckten Klauen begann es seinen Rückzug.
    Ja, auch wenn es kaum zu fassen war: Sarkana floh vor der 133,5 Zentimeter messenden Khira Stolt! Doch der Rückzug wurde gestoppt, denn plötzlich hatte der Vampir Zamorra und Nicole im Rücken.
    Merlins Stern spie grelle Blitze! Die Luft füllte sich mit dem Gestank von brennendem Fell.
    Und dann gab es plötzlich keine Fledermaus-Karikatur mehr in der Höhle, sondern einen alten, fast nackten Greis, der wimmernd auf allen Vieren in die hinterste Ecke der Kaverne floh.
    »Er darf euch nicht entkommen!«
    Khira Stolt konnte sich nicht mehr auf van Zants Schultern halten. Die Nähe zu dem Dämon raubte ihr das Bewusstsein. Sie hatte Übermenschliches geleistet, als sie ihm direkt gegenüber getreten war.
    Vorsichtig ließ van Zant sie zu Boden gleiten.
    »Keine Sorge. Das ist jetzt nicht mehr dein Kampf, Khira. Lass Zamorra das erledigen.«
    Die blutigen Tränen standen in Khiras Augen. »Ja, du… Artimus, Vorsicht… hinter dir!«
    Dr. van Zant hatte keine Chance, rechtzeitig zu reagieren.
    Er fühlte einen dumpfen Schlag -dann war da nichts mehr.
    ***
    Zamorra und Nicole bedrängten Sarkana hart.
    So angeschlagen hatten sie den Dämon nie zuvor erlebt. Es war eine einmalige Chance, die sich ihnen hier bot. Die Chance, die Welt von einer ihrer größten Bedrohungen zu befreien.
    Was für ein Schlag für die Vampirclans, wenn sie ihr neues Oberhaupt so rasch verlieren mussten! Davon würden sie sich nicht so schnell wieder erholen. Besser noch: Sie würden sich in Intrigen und Kleinkriegen untereinander verstricken. Eine der vielen Fronten für das Zamorra-Team, die zumindest vorläufig keine große Rolle mehr spielen dürfte.
    Zamorra tat, was getan werden musste. Doch der Aufschrei von Khira Stolt ließ alles anders kommen als es geplant war. Wie schon so oft…
    Alles passierte gleichzeitig. Entsetzt erkannten Nicole und Zamorra, dass Don Jaime deZamorra schwankend vor dem auf dem Boden liegenden Artimus van Zant stand. Der Amerikaner blutete heftig aus
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