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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang
Autoren: Volker Krämer
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Bezirk der Ewigen Stadt war ihr leider nicht sehr vertraut, doch es war jetzt nicht der Moment, sich darüber Gedanken zu machen. Hier ging es nur darum, so schnell wie möglich zu verschwinden. Ganz gleich in welche Richtung. Vage erinnerte sie sich an einen großen Park, der irgendwo rechts von ihrem Standort gesehen liegen musste.
    Dort hatte Loretta sicher die besten Chancen, den drei Mistkerlen zu entkommen. Ohne weiter zu überlegen, spurtete sie los.
    Nicht lange, dann hörte sie hinter sich die Schritte und ein wütendes »Da ist das Dreckstück - los, gleich haben wir sie.« Die drei waren schnell, viel schneller, als es Loretta lieb sein konnte. Still verfluchte sie die Trägheit, die ihren Körper jetzt rasch ermüden ließ.
    Vor ein paar Jahren war sie fit gewesen, hatte mindestens zweimal in der Woche mit einem Privatcoach trainiert. Ausdauertraining… damals wäre sie ihren Verfolgern einfach davongelaufen.
    Der Park lag wie eine schwarze Wand vor ihr, und als sie in seine Lichtlosigkeit eintauchte, wusste sie plötzlich, dass sie einen weiteren schweren Fehler begangen hatte. Ihre Verfolger kannten sich hier sicher bestens aus und würden ihr problemlos den Weg abschneiden können.
    Die Hetzjagd begann. Einige Male konnte Loretta nur durch geschicktes Hakenschlagen verhindern, dass einer der Männer sie erwischte. Dann wieder schien es ihr, als hätte sie sich einen entscheidenden Vorsprung erlaufen. Doch das täuschte.
    Sie ahnte, dass sie dieses Rennen verlieren musste. Die drei konnten sich ihre Kräfte einteilen, Loretta nicht.
    Als sie die große Rasenfläche im Zentrum der Anlage erreicht hatte, wusste sie endgültig, dass sie verloren hatte.
    Und wie aus dem Boden entstiegen stand er plötzlich vor ihr.
    Loretta konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen oder ihrem Lauf eine andere Richtung geben. Mit ganzer Wucht prallte sie gegen… gegen wen eigentlich? Sie hörte die Stimmen ihrer Jäger hinter sich. Wer also war der Mann, der sie nun festhielt und langsam zu Boden sinken ließ?
    Sie konnte seine Umrisse nur schattenhaft verschwommen erkennen. Riesig groß erschien er ihr. Irgendetwas in seiner Körperhaltung wirkte zeitlos… alt und dennoch jugendlich.
    »Bitte helfen Sie mir. Ich werde…«
    Er gab keine Antwort, hörte Loretta auch nicht mehr zu. Mit starren Blick ging er auf die drei jungen Römer zu, die ihn nun auch registrierten.
    »He, Alter! Misch dich hier nicht ein. Die Tussi gehört uns, damit du klar siehst.«
    Ohne ein Wort ging der Unheimliche weiter, trat zwischen die Männer und Loretta, die es kaum wagte, Luft zu holen. Gebannt beobachtete sie die Szene.
    Es gab absolut keinen erklärbaren Grund dafür, doch irgendwie hatte Loretta das Gefühl, dass sich das Blatt gewendet hatte. Konnte es sein, dass die drei nun nicht mehr Jäger, sondern Opfer waren?
    Der größte der Burschen, der, dessen Weichteile Bekanntschaft mit Lorettas Knie gemacht hatten, wollte seinen Kumpanen imponieren und griff mit seinen ungeschlachten Händen nach dem Mann, der ihm ganz ruhig entgegentrat. Er bekam ihn an den Schultern zu fassen, wollte ihn ganz einfach umwerfen.
    Einen Herzschlag später nur flog er durch die Luft. Verzweifelt ruderte er mit den Armen, doch die Kraft, mit der er vom Boden hochgeschleudert wurde, war zu stark für ihn - und wäre es auch für jeden anderen gewesen! Loretta schrie unwillkürlich auf, denn was sie sah, konnte einfach nicht sein. Ohne sichtbare Anstrengung hatte der Mann seinen Gegner mehrere Meter hoch katapultiert.
    Loretta hörte das schreckliche Knacken, als der Bursche wie ein Stein zu Boden krachte. Leblos blieb er liegen. Sein Genick… - Loretta war sicher, dass er nie wieder eine Frau belästigen würde.
    Das Wutgeheul der beiden übrig gebliebenen Vorstadtratten schwoll an. Gemeinsam gingen sie auf den Mörder ihres Anführers los.
    Es war ein Gemetzel. Der Schattenhafte bewegte sich überirdisch schnell. Und er zerbrach seine Angreifer, als wären sie nichts weiter als trockene Holzscheite.
    Es dauerte alles in allem keine dreißig Sekunden, dann lagen drei Leichen verteilt auf der Rasenfläche. Ihre Gliedmaßen waren irrwitzig verrenkt, und in ihren weit aufgerissenen Augen konnte man Verblüffung und Todesangst lesen.
    Loretta fühlte, wie Tränen über ihre Wangen liefen. Nein, Mitleid konnte sie für diesen Abschaum nicht empfinden, doch die Anspannung wich nun aus ihr. Zitternd sah sie zu dem Wesen auf, das soeben schweigend drei Menschen
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