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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang
Autoren: Volker Krämer
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ermordet hatte. Auch wenn der Mann ihr damit wahrscheinlich das Leben gerettet hatte, fühlte sie eine tiefe Angst vor ihm.
    Was würde er nun mit ihr machen?
    Noch immer schweigend kehrte er zu ihr zurück.
    »Ich… danke Ihnen sehr. Mein Gott, die drei hätten mich sicher…« Ein Blick in seine Augen schnürte Loretta die Kehle zu. Diese Augen gehörten keinem normalen Menschen. Sie waren kalt und starr wie zwei Kristalle. Nichts in diesem Blick hatte etwas von Menschlichkeit, Güte und Seelenwärme.
    Loretta öffnete den Mund zu einem stummen Schrei, als ihr Gegenüber sie vom Boden hochzog, als wäre sie nur eine Feder. Sie fühlte sich nackt und durchleuchtet, als er sie wie ein Stück Vieh taxierte. Schließlich nickte er zufrieden. War sie nun in die Hände eines Zuhälters gefallen? Oder etwas noch weitaus Schlimmeren?
    Mühelos warf sich das Wesen die Frau über die Schulter. Es hatte gefunden, wonach es suchte. Sie war sein Pfand, das Mittel, um sich endlich Gehör zu verschaffen.
    Der Körper der Frau wurde schlaff. Sie hatte offenbar die Besinnung verloren. Gut so. Sie würde in den kommenden Stunden, vielleicht Tagen all ihre Kräfte brauchen. Vielleicht hatte sie dann eine Chance zu überleben. Letzteres war ihm allerdings völlig gleichgültig, wenn es nur vorher sein Ziel erreichte.
    Kurz darauf lag der große Park wieder still unter dem fahlen Licht des Mondes.
    Die Leichen fanden im Morgengrauen zwei Jogger, die mit ihren Handys entsetzt die Carabinieri verständigten. Die Ermittlungen verliefen nach wenigen Tagen im Sande. Keine Spuren, keine Motive - rein gar nichts. Die Art und Weise, wie die drei jungen Männer zugerichtet waren, ließ auf einen Wahnsinnigen schließen. Oder auf etwas, das sich die Beamten nicht vorzustellen wagten.
    Sicher war es besser, die Sache nicht weiter als unbedingt notwendig zu verfolgen. Auch die Polizei legte bei diesem Fall keinen Wert darauf, schlafende Hunde zu wecken.
    Doch das war in diesem Bezirk der Ewigen Stadt nicht so ungewöhnlich.
    ***
    Mit bedächtigen Bewegungen entzündete er den fachmännisch gestopften Inhalt des Pfeifenkopfes. Natürlich mit einem Zündholz; etwas anderes als das kam nicht in Frage.
    Das korrekte Stopfen und Entzünden einer gut eingerauchten Pfeife war eine uralte Kunst, die sich so Manchem auf ewig verschloss. Sie war endlos weit entfernt von dem hastigen, von purer Sucht diktierten Paffen einer Zigarette. Nur wer die innere Ruhe besaß, um sich auf das Kunstwerk einer wohl geformten und edlen Bruyère-Pfeife zu konzentrieren, würde ihre Wonnen kosten können.
    Gryf ap Llandrysgryf musste grinsen, denn so oder ähnlich hatte der alte Merlin ihm gegenüber vor einer kleinen Ewigkeit seine eigene Rauchsucht zu rechtfertigen versucht. Mit elegischen Wortgebirgen konnte man auch die nachweislich ungesunden Dinge des Lebens schön reden.
    Wie auch immer - ab und an brauchte er ganz einfach sein Pfeifchen, seinen geliebten Nasenwärmer.
    Erst recht, wenn er in grüblerischer Stimmung war. So wie heute. Langsam und gleichmäßig zog er den Rauch ein, ließ ihn mit geschlossenen Augen genießerisch wieder aus dem Mund entweichen. Grüblerisch… ja.
    Es war noch nicht lange her, da hätte er seine lange Jagd auf den Vampirdämon Sarkana um ein Haar erfolgreich abgeschlossen.
    Doch wieder nur um ein Haar…
    Tan Morano hatte den Silbermonddruiden mit Informationen versorgt, um sich so seines großen Widersachers Sarkana zu entledigen. Moranos Talent, andere für seine Ziele einzuspannen, war bemerkenswert.
    Doch Gryfs Attacke auf Sarkana war fehlgeschlagen. Der Zweikampf in Rom hatte schlussendlich keinen Sieger gesehen, nur Verlierer. Denn auch Sarkana war nicht ungeschoren davongekommen.
    Rom.
    Seit diesem Tag ließ der Gedanke an die Hauptstadt Italiens den Silbermond-Druiden nicht mehr ruhen. Er musste hierher zurück kommen. Irgendetwas gab ihm die Sicherheit, dass er hier -und nur hier - etwas beenden konnte.
    Ob es dabei um Sarkana oder Morano ging, war für ihn nicht erkennbar. Vielleicht sogar um einen anderen der verfluchten Blutsauger. Das blieb abzuwarten. Und so war er seit fünf Tagen wieder in der Ewigen Stadt, hatte sich in einem der ungezählten Hotels eingeloggt und wartete.
    Natürlich hätte Gryf bei Freunden Unterkommen können. Ted Ewigk hätte ihm in seinem Palazzo Eternale jederzeit Unterschlupf gewährt, auch wenn es dort nach der Attacke der ERHABENEN Nazarena Nerukkar noch mehr oder weniger wie auf einem
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