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0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang
Autoren: Volker Krämer
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Sterblichen, und es schien auch für den alten Blutsauger zu gelten. Anscheinend sollte es so sein, dass Sarkanas erneute Thronbesteigung im Königreich seines Volkes eng verknüpft mit der Stadt war, die jeder Vampir nach Möglichkeit mied.
    Zu sehr war sie hier zu spüren… die Präsenz des Christentums.
    Der Vatikan, das Zentrum des katholischen Glaubens, der Papst selbst, alles war nur einen Atemhauch weit entfernt.
    Nur einige wenige von Sarkanas Diener kannten diesen Ort. Er musste in den kommenden Minuten, vielleicht auch Stunden, absolut sicher sein, von nichts und niemandem gestört zu werden. Hier, im Atrium einer halb verfallenen Villa aus der Zeit der Antike, fand er die notwendige Ruhe. Ganze Straßenzüge mit den dazugehörigen Wohnblöcken fand man hier unten. Eine stille Welt.
    Sarkana konzentrierte sich, lauschte tief in sich hinein - und je tiefer er sank, um so heller leuchtete die blassrote Aura um seinen Körper auf. Ungewohnte Helligkeit flutete durch den Bereich der Katakomben, tauchte ihn in unheiliges, kaltes Licht. Blasse Schemen umkreisten den Vampirdämon, dessen eigener Schatten bis unter die hohe Decke des Gewölbes wuchs.
    Ich rufe euch, Kinder des Blutes, Krönung alles Seins. Ich rufe euch, mein Volk! Ich sende ihn zu euch - den BLUTZWANG. Ich, euer aller Oberhaupt. Ich - Sarkana! Folgt dem BLUTZWANG!
    ***
    Als die Dunkelheit sich über die riesige Stadt am Tiber legte, traf Don Jaime deZamorra seine letzten Vorkehrungen. Erneut sah er nach seiner Gefangenen, die sich seit Stunden still und lethargisch verhielt. Entweder hatte sie sich in ihr Schicksal ergeben oder sie wartete auf ihre Befreiung.
    Alles in dem spanischen Vampir drängte danach, der Versuchung nachzugeben. Die Frau war wunderschön. Er spürte sein Verlangen, seine Lust den Vampirkeim in sie zu pflanzen. Beinahe glaubte er, den Geschmack ihres warmen Blutes auf seiner Zunge zu spüren… wie es wohl schmecken würde? Süß, frisch und aufputschend in seiner Wirkung auf Jaimes gedemütigtes Ego.
    Er wusste nur zu gut, dass er nicht zu den Großen seiner Art zählte.
    Die anderen Clanführer hatten es ihn ein ums andere Mal spüren lassen. Nur in seinem eigenen Clan fand er Anerkennung und Bestätigung. Doch auch dort gab es einige, die ihm seine Vorherrschaft streitig machen wollten. Wenn sie herausfanden, dass er sich wie ein geprügelter Hund vor Sarkana versteckte und Zamorra um Hilfe bat, musste das zwangsläufig sein Ende als Clansherr zur Folge haben.
    Sie durften nie davon erfahren.
    Mit einem Ruck drehte deZamorra sich von der oberen Kante des in den Boden eingelassenen Troges weg. Es kostete ihn einiges an Kraft, sich von dem Anblick der Nackten loszureißen. Vielleicht ergab sich ja später doch noch eine Möglichkeit, sich näher mit ihr zu beschäftigen. Doch das konnte nur dann eintreffen, wenn sein Plan nicht funktionierte. Es gab andere Frauen, bei denen er keine Rücksicht nehmen musste. Seine Sicherheit war vorrangig.
    Zamorra hatte ihm per Mail geantwortet. Schnell war ein perfekter Treffpunkt ausgemacht. Anschließend hatte deZamorra das Handy, mit dem er den Parapsychologen kontaktiert hatte, in den Fluten des großen Flusses versenkt. Er kannte Zamorras Tricks und wollte ihm keine Chance geben, ihn vorzeitig aufzuspüren.
    20 Uhr - direkt vor dem Kolosseum. Ein Ort, der Anonymität garantierte.
    Das mächtige Bauwerk zog zu jeder Jahreszeit Touristen aus aller Welt an. Die Straßen rund um die antike Arena waren zu jeder Tages- und Nachtzeit belebt. Oft glich der Vorplatz einem Wochenmarkt, auf dem so ziemlich alles angeboten wurde - besonders Dinge, die nun wirklich überhaupt nichts mit dem Amphitheater zu tun hatten.
    Und überall Touristen, deren Kameras von Jahr zu Jahr kleiner wurden, doch nach wie vor wie Trophäen vor den Wohlstandsbäuchen baumelten. Selbst im Dunkeln trugen sie ihre Sonnenbrillen, denn schließlich machte man Ferien und da gehörte das dazu. Ein idealer Ort für den Vampir, der auch nach Sonnenuntergang seine Augen gegen das grelle Neonlicht der Großstadt schützen musste. Hier fiel er garantiert niemandem auf.
    Er würde Zamorra zwingen, ihm Schutz und Sicherheit vor Sarkana zu garantieren. Wie der Meister des Übersinnlichen das anstellte, war ihm gleichgültig. Don Jaime wollte nur zurück zu seinem Clan und dort in Sicherheit seinen eigenen Plänen nachgehen.
    In der nächsten Sekunde krümmte der Vampir sich vor Schmerz. Halb betäubt ließ er sich zu Boden sinken.
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