Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0791 - Blutzwang

0791 - Blutzwang

Titel: 0791 - Blutzwang
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Seine Stimme überschlug sich schrill, als er senkrecht nach unten schoss, um den Franzosen unter sich zu begraben.
    Ein kurzer Blick zu Nicole zeigte Zamorra, dass sie sich über Gryf beugte. Helles Flirren lag um Merlins Stern - der Kampf um Gryfs Leben hatte begonnen.
    - Doch nun musste Zamorra sich um das seine kümmern. Alle ihm gebliebene Kraft legte er in den zirkusreifen Sprung, der in mehreren Rollen endete. Ein scharfer Schmerz an seiner linken Hüfte zeigte ihm an, dass er zu einer weiteren Fluchtaktion nicht fähig war.
    Krachend schlug Sarkana an der Stelle auf den Höhlenboden, an der sein Feind gerade noch gestanden hatte. Doch die Kraft des Dämons war noch lange nicht am Ende.
    Erneut kam er auf Zamorra zu.
    »Dominus Sarkana! Avunculus Mors - wende dich zu mir!«
    Die helle Stimme klang dünn aber bestimmend auf. Ein Zittern ging durch den riesigen Tierkörper, der einer Fledermaus ähnelte, die wahre Schönheit dieser Nachttiere jedoch makaber karikierte.
    Langsam, beinahe andächtig und ungläubig zugleich, drehte sich Sarkana der Stimme zu. Was er sah, war ein Gespann, das den Dämon an einem anderen Ort, zu einer anderen Gelegenheit unter Umständen amüsiert hätte. Da stapfte ein ungeschlachter Mensch auf ihn zu. Ein plumper Körper, groß, aber nicht Ehrfurcht einflößend. Und auf den Schultern des Menschen saß ein Kind, dessen Beine vor der breiten Brust seines Trägers baumelten.
    Was für einen dummen Scherz erlaubte man sich hier mit dem Herrn über alle Vampire! Und doch… hatte die Stimme ihn nicht Dominus Sarkana gerufen? Und Avunculus Mors ? Wer kannte diese Bezeichnungen, die es vor langer Zeit einmal für ihn gegeben hatte? Vor vielen Jahren, an einem ganz bestimmten Ort, der in Vergessenheit geraten war.
    Sarkana versuchte das Gesicht des Kindes zu erkennen, doch die Kleine hielt den Kopf gesenkt. Scheinbar furchtlos näherte sich das seltsame Paar dem Dämon.
    »Wer bist du? Was weißt du über Avunculus Mors? Antworte schnell, denn ich habe keine Geduld. Antworte, oder du stirbst sprachlos!«
    »Kannst du denn nicht erraten, wer ich bin, Avunculus? Eine lange Zeit ist vergangen, aber nun habe ich dich endlich gefunden, du verdammter Mörder. Hast du geglaubt, es gäbe mich nicht mehr? So leicht mache ich es dir nicht. Erkennst du mich wirklich nicht?« Die helle Stimme brach sich an den Höhlenwänden und schien überall in der Kaverne zu sein. »Dann sieh her, Dominus Sarkana. Sieh in mein Gesicht!«
    Und das Kind hob langsam seinen Kopf.
    ***
    Zamorra blieb beinahe das Herz stehen, als er van Zant und Khira Stolt sah.
    Was die beiden auch immer planten -es war Selbstmord. Nichts anderes. Sarkana würde sich kaum länger als die Dauer eines Wimpernschlags mit ihnen aufhalten.
    Erstaunt registrierte Zamorra jedoch die Wirkung, die Khiras Stimme auf den Dämon besaß. Da geschah etwas, das er absolut nicht einzuschätzen vermochte.
    Doch wie wahnsinnig die Aktion der beiden auch war, sie verschaffte ihm zumindest für einige Atemzüge Luft. Sarkana schien seinen Feind jedenfalls in diesen Sekunden vergessen zu haben. Zamorra musste nun blitzschnell handeln.
    Er sprintete in Nicoles Richtung, die nach wie vor über Gryf gebeugt war. Zamorra war noch wenige Meter von den beiden entfernt, als sich ein lichtloser Schemen vom leblos daliegenden Körper des Druiden zu lösen begann.
    Ein Rauschen lag plötzlich in der Luft, als der Schatten wie ein Tuch wehend zur Decke stieg und sich auflöste.
    Merlins Stern hatte ganze Arbeit geleistet.
    Nicole sah ihren Lebenspartner an. »Jetzt müssen wir auf seine Selbstheilkräfte hoffen.«
    Zufrieden registrierte sie, dass sich Gryfs Brustkorb wieder gleichmäßig hob und senkte. »Was für eine Höllenmagie war das nur, die Sarkana ihm da angehext hat?«
    Zamorra blieb die Antwort schuldig. Um Gryf konnten sie sich nun nicht mehr kümmern, denn nur wenige Meter hinter ihnen würde es in der nächsten Sekunde ein Gemetzel geben.
    »Bleib bei Gryf. Und achte auf diesen Schleimbeutel.« Er wies auf deZamorra, der offenbar noch immer benommen war und sich nicht regte. Mit einem Lächeln drückte Nicole Zamorra Merlins Stern in die Hand.
    »Vielleicht sollten wir den Trick von vorhin noch einmal wiederholen. Damit ist Sarkana zu verwirren, wie es scheint. Im Ernstfall bin ich da. Und jetzt beeil dich!«
    »Ihr kümmert euch gefälligst beide um Sarkana.« Gryfs Stimme war schwach und brüchig, aber seine Augen blickten lebendig wie eh und je.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher