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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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dem roten Samt.
Er war von einem fluoreszierenden Leuchten eingehüllt, und die Äugen glühten in
einem giftigen Grün. Der Totenkopf mit dem Dolch zwischen den Zähnen grinste
sie an.
    Dann kam das Nichts.
     
    ●
     
    „Steh auf!" fuhr Edouard de Ayudelle Maurice Patloff an, der
wie zur Salzsäule erstarrt noch immer auf dem Boden lag, wo er von de Ayudelle
gefesselt werden sollte.
    Die zusammengedrehte Wolldecke lag rechts neben Morna, halb
aufgerollt. X-GIRL-C befand sich in verkrampfter Stellung vor einem Sessel. Das
Gewehr, das sie sich selbst mit aller Kraft gegen die Kehle geschlagen hatte,
dekorierte ihre Brust.
    Mit einem scheuen Blick erhob sich Patloff. Er mochte de Ayudelle
nicht, und doch konnte er sich nicht von ihm trennen. Im gleichen Augenblick,
wo er sich entschied, das Chateau zu verlassen, war sein Schicksal besiegelt,
das wußte er. Als de Ayudelle ihn seinerzeit entführt hatte, war er, Patloff,
vor die Entscheidung gestellt worden: entweder hier im Chateau zu bleiben oder
zu sterben. Patloff hatte sich für das erstere entschieden. Dabei hatte er
immer gehofft, doch eines Tages fliehen zu können. Er lebte in .einem Schloß, und
er war doch nichts als ein Gefangener. Je intensiver er sich mit dem Leben der
alle Hexenkunststücke beherrschenden Germaine befaßt hatte, desto klarer war
ihm geworden, daß er keine Aussichten hatte, das Grauen zu unterbinden. Alles,
was ihm blieb, war die Hoffnung auf Befreiung von außen. Nur dieser Gedanke
ließ ihn die entsetzlichen Vorgänge in diesem Gespensterschloß ertragen. Doch
selbst mit seinen Gedanken mußte Patloff vorsichtig sein. Die unheimliche und
grausame Germaine, die als Nachtmahr ihr Unwesen trieb, konnte auch Gedanken
kontrollieren und sogar voll die Persönlichkeit eines anderen übernehmen.
    Edouard de Ayudelle ging neben der bewußtlosen Schwedin in die
Hocke. Maurice Patloff stand hinter ihm, und seine Hände ballten sich zu
Fäusten, als beabsichtigte er jeden Moment, den Fabrikanten niederzuschlagen.
    De Ayudelle nahm das Gewehr an sich. „Sie lebt. Germaine muß ihr
jedoch einen ordentlichen Schock versetzt haben. Was sie wohl gesehen haben
mag? Wir legen sie drüben auf das Sofa und fesseln sie. Germaine wird
entscheiden, was aus ihr werden soll."
    Gemeinsam mit Patloff trug er die Schwedin auf das Sofa. Dann
verschwand Maurice Patloff und kehrte mit einer Nylonschnur zurück. Damit
fesselten sie die Agentin, die sich wieder regte und langsam wieder zu sich
kam.
    Mornas Augenlider zitterten, als sie sie öffnete. Benommen und
bleich blickte sie die beiden Männer an. Man sah ihr an, daß Schrecken und
Todesangst nicht spurlos an ihr vorübergegangen waren.
    „Was — war los?" fragte sie leise.
    „Germaine hat Sie ein bißchen erschreckt", entgegnete de
Ayudelle. Sein Gesicht befand sich ganz dicht vor ihr. „Schade", murmelte
er dann. Sie sind sehr schön. Es wäre nett gewesen, Sie eine Zeitlang zu
besitzen. Aber daraus wird wohl nichts mehr werden. Ich könnte Ihnen natürlich
den Extrakt einflößen — und dann käme das große Vergessen über Sie. Aber
Germaine wird damit sicherlich nicht einverstanden sein. Die Tatsache, daß der
Angriff vor wenigen Augenblicken sich so kraß auswirkte, gibt mir zu denken.
Germaine hat sich für Sie etwas Besonderes ausgedacht."
    Morna spannte ihre Muskeln an und stellte fest, daß die Fesseln
sehr straff angezogen waren und in ihr Fleisch schnitten. Es würde nicht
einfach sein, wieder aktiv zu werden, aber gänzlich unversucht wollte sie es
nicht lassen.
    Sie blickte an de Ayudelle vorbei, hinüber zu der Glaswand.
Virginie de Ayudelle saß unbeweglich auf dem Sofa. Starr und erstarrt blickte
sie mit lächelnder Miene auf einen imaginären Punkt. Nun kam jede Hilfe zu
spät. Virginie de Ayudelle war tot.
    Mornas Blick irrte zu dem Marmorklotz, auf dem der bleiche
Totenschädel von Germaine aufbewahrt wurde. Die dunklen Augenhöhlen waren auf
sie gerichtet.
    Sie nahm das diffuse Leuchten wahr, das sich verstärkte. Wie ein
formloser Nebel löste sich etwas von dem Kopf, schwebte lautlos durch den Raum
und formierte sich zu einem grauen, mannsgroßen Schemen.
    Morna hielt den Atem an.
    „Germaine vermag einiges mehr als nur das, worüber ich vorhin
gesprochen habe", bemerkte de Ayudelle. „Eine ungebundene, freie Seele
kann nicht nur in jeden Körper Eingang finden, sie kann, wenn sie über Kräfte
wie Germaine verfügt, auch jeden beliebigen Körper nachgestalten." Er
lächelte.
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