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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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vorgesehen gewesen war. Doch nun hätte er es sich anders überlegt.
Da sie eine Mörderin und nicht die liebevolle Frau sei für die er sie gehalten
habe, müsse sie auch wie eine Mörderin behandelt werden. Er erklärte ihr genau,
was er mit ihr vorhabe. Danach wollte er ihr den Kopf abschlagen, und sie
sollte einen besonderen Aussichtsplatz erhalten, von dem aus sie für alle
Zeiten seine Arbeit im Labor und das Wachsen seiner makabren Sammlung
beobachten konnte. Germaine wußte, daß sie de L'Isle nicht von seiner Bluttat
abbringen konnte. Sie bezeichnete die Frau, die sie verraten hatte, als eine
Närrin und verfluchte alle Frauen, die nicht wert seien, gerettet zu werden.
Durch sie, Germaine, wäre in naher und ferner Zukunft manche Frau vor dem Tod
bewahrt worden. Hätte man sie nur gewähren lassen, dann wäre die Welt von einem
Monster befreit worden. Sie schwor, sich an ihrem Geschlecht zu rächen und es
eigenhändig ins Verderben zu stürzen. Gleichzeitig belegte sie de L'Isle mit
einem Fluch. Ehe er ihr wie prophezeit den Kopf abschlägt, kann Germaine ihm
zurufen, daß er es sich von nun an ersparen könne, seine Opfer erst zu
vergiften. Sie würde dafür sorgen, daß sie von selbst kämen, wo immer sie sich
auch befänden."
    „Hm, interessant — und gruselig", sagte Morna leichthin. Sie
war, während de Ayudelle seinen ausführlichen Bericht erstattet hatte,
unbemerkt einen weiteren Schritt nach links getreten und hatte sich dem
merkwürdigen Fabrikanten genähert. „Und sie hat ihr Versprechen wahr
gemacht?"
    „Oh, ja, natürlich. Schließlich war sie Schülerin einer Hexe. Nach
dem Tod Germaines trat genau das ein, was sie prophezeit hatte. Ihr unruhiger,
rächender Geist spukt seitdem in diesem Haus herum. De L'Isle hörte nachts
Geräusche. Er konnte deren Ursache niemals ganz erklären. Es war Germaines
Seele, die durch das Haus geisterte und die weiterhin die Kräutermixturen
zusammenstellte. Die Intrigantin, die sie verraten hatte, wurde de L'Isles
zwölfte Frau. Wenige Monate nach der Hochzeit betrat sie durch die gleiche
Geheimtür, durch die de L'Isle normalerweise seine Opfer in die
Schreckenskammer brachte, diesen Raum, nahm auf einem der bereitstehenden
Sessel Platz — und wartete auf ihren Tod. Da vorn, die sechste von links ist
es, die Rothaarige mit den mandelförmigen Augen und den üppigen Brüsten."
    Morna kam wieder wie zufällig weiter nach links. Die Zeit drängte.
Sie war eine aufmerksame Zuhörerin, und sie glaubte, de Ayudelle in der Tat
abgelenkt zu haben.
    X-GIRL-C registrierte mit gemischten Gefühlen die Veränderung, die
mit Virginie de Ayudelle vorging. Sie atmete flach, ihr Brustkorb hob und
senkte sich kaum noch. Ihre Haut schien unter der Einwirkung der Kälte immer
mehr zu erstarren. Nicht ein einziges Mal mehr blinzelte Virginie de Ayudelle,
und auf ihren Wimpern und Augenbrauen klebten dicht an dicht Eiskristalle.
    „Sie ging einfach hinein?" fragte sie beiläufig, ohne ihren
Blick von den Tiefkühlleichen zu nehmen.
    „Germaines ruheloser Geist war tätig geworden. Sie hatte den
konzentrierten Saft verschiedener Kräuterkombinationen, die nur ihr bekannt
waren, in ein Getränk gegeben, das die Intrigantin regelmäßig zu sich zu nehmen
pflegte. Als de L'Isle am nächsten Tag seine Frau suchte, fand er sie wie die
anderen, nackt, kalt und tot, in seinem Terrarium. Jahr für Jahr schickte
Germaine eine seiner Frauen in die Kammer. Die Betreffende, die de L'Isle sich
auserwählt hatte, vergaß unter der Einwirkung der Kräutersäfte ihre
Vergangenheit, und der hypnotische, teuflische Geist Germaines manifestierte
sich in dieser Person, so daß sie genau Bescheid wußte, an welchem Tag und zu
welcher Stunde sie sich erheben und die Todeskammer aufsuchen mußte. De L'Isle
hat dieses unheimliche Phänomen oft beobachten können. Egal, wo er sich befand.
Es konnte auf Besuch sein oder auf einer Festlichkeit. Die jeweilige
Begleiterin erhob sich, und jedermann wurde Zeuge davon, daß sie einfach
davonging. Man hat sie nie wieder gesehen. Man machte de L'Isle zum Vorwurf, er
behandle seine Begleiterinnen so schlecht, daß sie ihn einfach sitzenließen, und
er bekam zu jener Zeit den Beinamen ,der Unmögliche'. De L'Isle störte das
weiter nicht, denn er wußte genau, wo er seine jeweilige Begleiterin hätte
finden können. Aber wohlweislich verschwieg er das. Er fand sie immer hier in
seinem Glashaus. Die Bräute, die er sich erwählt hatte, gingen freiwillig den
Weg,
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