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079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

079 - Im Würgegriff des Nachtmahres

Titel: 079 - Im Würgegriff des Nachtmahres
Autoren: Larry Brent
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Aber machen Sie Ihre Sache gut. Ich überprüfe den Sitz der
Fessel."
    De Ayudelle rollte die Decke zusammen, als wolle er ein dickes Tau
daraus drehen.
    „Patloff ist harmlos, Mademoiselle Morna", sagte er
beiläufig. „Er ist froh, wenn man ihn in Ruhe läßt. Und er ist ein Trottel. Er
hätte es gar nicht dazu kommen lassen dürfen, daß Sie so weit in das Chateau
eindringen konnten. Man muß eben alles selbst machen. Ich hatte noch nie
Zutrauen zu ihm, von Anfang an schon nicht."
    „Wieso ist er dann noch bei Ihnen?"
    „Das haben die Umstände so mit sich gebracht. Er spürte Germaine
auf. Seit frühester Kindheit beschäftigt sich Patloff mit übernatürlichen
Phänomenen. Patloff ist ein Meister des Pendels. Er fand heraus, daß eine
unsichtbare Gefahr für das Leben junger Frauen besteht. Das entdeckte er vor
drei Monaten. Er brachte es sogar fertig, mehrere Orte zu errechnen, wo diese
Gefahr voraussichtlich auftreten würde. Er spürte die Existenz des Nachtmahr
auf, er fühlte die Nähe von Germaine, ohne sie näher beschreiben zu können.
Patloffs Fähigkeiten faszinierten mich, als ich durch Germaine von ihnen
erfuhr. Es wäre ihr ein leichtes gewesen, Patloff zu töten. Aber ich konnte sie
dazu überreden, davon Abstand zu nehmen. Wir wollten Patloff für uns gewinnen.
Ich entführte ihn, brachte ihn hierher ins Chateau und zeigte ihm das, was er
durch seine Berechnungen und Intuitionen zu ahnen begonnen hatte. Hier
allerdings gewann er den Einblick, der ihm für alle Zeiten wohl verwehrt
gewesen wäre. Er begann zu verstehen, warum Germaine so und nicht anders
handeln konnte, warum sie sich rächte und warum ihre Rache sich auch auf jene
Schönen des Landes zu erstrecken begann, die eigentlich nichts mit mir zu tun
hatten. Germaines ruhelose Seele beschränkte sich -nicht mehr auf das Gebiet in
und um das Chateau. Seit Jahren quälte sie allein schlafende Frauen durch
Alpträume, die ihr Geist im Bewußtsein der Betreffenden produzierte. Sie ging
einen Schritt weiter. Ihr Haß war grenzenlos geworden. Sie wollte diese Frauen
töten. Und das tat sie." Während er erzählte, schlang er die zu einem Tau
gedrehte Decke um den Körper des scheuen Patloff.
    Morna ging das alles nicht schnell genug. Je länger Virginie de
Ayudelle in ihrem unterkühlten Gefängnis saß, desto geringer wurde die
Aussicht, daß sie überlebte.
    Ein plötzlicher Schwächezustand ließ sie taumeln.
    Im gleichen Augenblick schoß etwas auf sie zu.
    Die zusammengedrehte Wolldecke schien wie durch Geisterkraft
plötzlich aus de Ayudelles Hand zu springen.
    Die Agentin duckte sich und sprang zur Seite.
    Der häßliche, aufgerissene Rachen der braunen Schlange; die sich
aus der zusammengerollten Decke entwickelt hatte, streifte ihr Gesicht, und sie
spürte den heißen, übelriechenden Atem.
    Totenbleich und aufs äußerste erschrocken, riß sie das Gewehr
hoch.
    Aber das machte sich selbständig!
    Es war aalglatt, entglitt ihrem Zugriff und legte sich kalt und
glitschig um ihren Hals.
    Morna Ulbrandsons Verstand wehrte sich gegen das, was sie sah,
fühlte und roch.
    Sie reagierte schnell und kraftvoll. Aber der Druck um ihren Hals
war unerbittlich.
    Sie schob ihre Finger unter den glitschigen, aalglatten Körper,
rutschte ab und fand keine Stelle, um anzupacken.
    Schon machte der Luftmangel sich bemerkbar.
    Vor ihren Augen begann sich alles zu drehen, die Dinge wurden zu
bizarren Scheme zerreißenden, zerfetzenden Schatten, die wie zerteilte Vögel
auf sie zuflatterten. Das Rauschen ihres Blutes in den Ohren wurde zu einem tosenden
Orkan, der alle anderen Geräusche übertönte.
    Halluzination oder Wirklichkeit?
    Morna ging zu Boden. Auf den Knien hockend, kämpfe sie noch immer
verbissen mit dem weichen Körper, der sich mehrfach um ihren Hals geschlungen
hatte und ihr die Luft abschnürte.
    Wie durch eine Wattewand vernahm sie die höhnische Stimme de
Ayudelles.
    „Das haben Sie nicht bedacht, Morna! Germaine ist zurückgekommen
... "
    Germaine! G-e-r-m-a-i-n-e hallte es in ihrem Bewußtsein, und vor
ihrem, geistigen Auge tauchte ein furchteinflößendes, von allen Feuern der
Hölle umhülltes Wesen auf, das groß wie ein Wolkenkratzer war und von einem
wilden, zerrissenen Firmament herab sich auf sie niederließ.
    Morna konnte sich nicht entsinnen, jemals eine solche
Halluzination erlebt zu haben.
    Sie hörte das Lachen von de Ayudelle, und der letzte Eindruck, den
sie klar in ihrem Bewußtsein empfing, war der Totenschädel auf
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