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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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mich auf der Straße herum, ich komme mit einigen Einschränkungen in der Welt umher, aber man kann trotzdem sagen, dass ich diese Zeit genutzt habe. Sie hat mich gelehrt, das Leben kennen zu lernen. Das Leben und auch die Menschen, Hochwürden.«
    »Sehr schön gesagt.«
    Pinkys altersloses Gesicht bekam noch mehr Falten. Seine Augen zeigten einen besorgten Ausdruck. »Und weil ich das Leben und die Menschen kenne, kann ich auch sagen, dass Sie mir in der letzten Zeit überhaupt nicht gefallen.«
    Zuerst staunte Peters, dann lachte er, doch es klang nicht echt.
    »Wieso gefalle ich Ihnen nicht, Pinky?«
    »Sie sind nicht mehr wie früher.«
    Peters strich über seinen grauen Pullover. »Keiner ist mehr so wie früher. Wir verändern uns alle, Pinky. Auch du. Nur merken wir es nicht.«
    »Eben, Hochwürden. Wir selbst merken es nicht, aber andere merken es, ich, zum Beispiel.«
    »Schön, Pinky, du hast also etwas bemerkt. An mir, zum Beispiel.«
    »Ja!«
    »Kannst du sagen, was es gewesen ist?«
    »Sicher.«
    »Ich höre.«
    Pinky Eagle paffte einige Wolken und schaute ihnen nach, wie sie sich unter der Decke verteilten. »Ich habe gesehen, dass Sie gealtert sind, Hochwürden. Aber gealtert auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Sie… Sie … sehen aus, als stünden Sie unter Druck, als hätten Sie sehr große Sorgen.« Eagle verengte seine Augen. »Irgendetwas stimmt nicht mit Ihnen, Hochwürden.«
    Der Pfarrer lächelte. Er wollte es vehement abstreiten, konnte es allerdings nicht, denn Pinky Eagle hatte instinktiv erfasst, dass ihn tatsächlich etwas bedrückte, nur konnte er mit diesem Mann nicht darüber reden. Überhaupt durfte er mit keinem anderen Menschen über das Schlimme sprechen, denn was nicht sein sollte, das durfte auch nicht sein. Er wusste von etwas Einmaligem, etwas Furchtbarem, das er lieber für sich behielt.
    »Schuss ins Herz, wie?«
    Peters lächelte. »Ich weiß nicht, ob das der richtige Kommentar ist, Pinky.« Er wedelte Rauch zur Seite, um Pinkys Gesicht zu sehen, das einen gespannten und wissenden Ausdruck angenommen hatte, wobei die verengten Augen das übrige taten. »Ich gebe dir allerdings Recht, was meine Sorgen angeht, die habe ich.«
    Pinky nickte. »Das wusste ich, als ich Sie sah, Hochwürden. Deshalb möchte ich fragen, ob ich Ihnen helfen kann.«
    »Du mir?«
    »Ja. Wäre toll für mich. Sie haben mir doch auch immer einen Teller Suppe gegeben.«
    Peters lächelte. »Pinky, du bist super, du bist wirklich einmalig, aber du wirst mir nicht helfen können.« Er stand auf und holte die Flasche Gin sowie zwei Gläser. Als er einschenkte, sprach er weiter.
    »Es ist nicht allein mein Problem, es ist einfach das Problem der Kirchen, die damit zu kämpfen haben.«
    Pinky runzelte die Stirn. Er hatte die Worte nicht so recht begriffen. »Wie meinen Sie das denn, Hochwürden?«
    »Ganz einfach, Pinky. Kannst du mir denn sagen, wie wir den zahlreichen Kirchenaustritten entgegentreten können?«
    »Cheers«, sagte der Landstreicher.
    »Damit bestimmt nicht.«
    »Das weiß ich.« Pinky stellte sein Glas weg. Es war leer, der Geistliche hatte an dem seinen nur genippt. »Da kann ich Ihnen wirklich keinen Rat geben.«
    »Siehst du.«
    »Aber ich will einfach nicht glauben, dass es das ist, Hochwürden. Nein, bestimmt nicht. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, kann es sein, dass Sie gelogen haben?«
    Habe ich, dachte der Pfarrer, habe ich, doch er würde es Pinky gegenüber nicht zugeben. »Wie kommst du darauf, dass ich gelogen haben könnte?«
    »Ich habe einen Blick für Menschen.«
    »Und der sagt dir, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe.«
    »Richtig.«
    Reverend Peters lächelte. »Darf ich fragen, was du vermutest, Pinky?«
    »Alles und nichts, Hochwürden.« Pinky drückte den Zigarrenstummel aus und starrte dabei so intensiv in den Aschenbecher, als wäre darin das weitere Schicksal der Welt verborgen. »Ich befürchte, dass sich hier etwas ändern wird, Hochwürden. Da liegt was in der Luft, das man nicht fassen kann.« Er schaute zum Fenster, hinter dem sich das Grau des Januartages ausbreitete. »Das ist ein gewisser Dunst, der nach Gefahr und Bösem riecht.«
    »Nein, es ist Nebel.«
    »Ach, Hochwürden, hören Sie auf. Sie glauben doch selbst nicht an das, was Sie da gesagt haben.«
    »Tut mir Leid, Pinky, ich kann dir wirklich nicht folgen. Nichts hat sich hier verändert.«
    »Nicht äußerlich, Reverend. Man muss einfach mal hinter die Fassade schauen, und da gärt
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