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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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angesehen werden musste. Sie konnte vierzig, aber auch sechzig Jahre sein, und ihr Gesicht hatte immer gleich ausgesehen. Ihre Haare hatte der Reverend nie zu Gesicht bekommen, die waren stets unter der breiten Flügelhaube verdeckt gewesen.
    Eine seltsame Frau, die ihr Kloster aber im Griff hatte und mit strenger Hand regierte.
    Peters wunderte sich, dass er gerade an die Äbtissin dachte, als er sich in seiner Kirche befand. Die Gedanken störten seinen Willen zum Gebet, und er ließ es deshalb bleiben.
    Er wandte sich ab, voller unruhiger Gedanken, und er schaute jetzt vom Altar her in seine Kirche hinein, die so menschenleer war. Kein Besucher saß in einer der schlichten Bänke. Hier gab es keinen Protz, keine wertvollen Figuren oder Gemälde, dieses Gotteshaus war so schlicht, wie auch Jesus gelebt hatte. Darauf kam es Peters an. Er mochte keinen Prunk und Pomp, seine Gläubigen sollten in der Kirche durch nichts abgelenkt werden.
    Auch die Fenster konnten nicht als Kunstwerke bezeichnet werden. Sie bestanden aus normalem Glas, waren im Laufe der langen Jahre trübe geworden, so dass sie das Sonnenlicht stets filterten.
    Kerzen erhellten den Altar. Der übrige Teil der Kirche lag im Düstern.
    Die ungewöhnliche Kälte war geblieben, und sie hatte nichts mit der Kühle zwischen den Mauern zu tun. Für Peters war es die Kälte der Seele, der Gefühlswelt. Die Kälte der Zeit, wie sie die Menschheit augenblicklich erlebte. Da hatte die Menschlichkeit verloren, denn Hass und Krieg bestimmten das Bild der Geschichte.
    Der Pfarrer ging durch die Kirche wie ein Fremder. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, fühlte er sich älter. Er wurde zu einem Verlierer, der das Grauen nicht aufhalten konnte. Mit seinen Zweiundfünfzig Jahren war er ein Mann noch in der Mitte des Lebens, aber der Eindruck, verloren zu haben, wollte ihm nicht aus dem Sinn.
    Peters befand sich allein in der Kirche, und trotzdem war da etwas, das ihn begleitete, das er aber nicht sah, das aber wie ein drohendes Schwert über ihm schwebte.
    Wenn etwas kommen wollte, dann musste er es sehen. Das hatte sich Peters vorgenommen, und er nahm sich auch vor, das eventuelle Unheil als reale Bedrohung anzusehen. Und diese Bedrohung wollte er einfach im voraus sehen. Das gelang ihm nicht, wenn er in dem Gotteshaus blieb. Verlassen allerdings wollte er es auch nicht.
    Es gab hier einen Platz, der nahezu ideal war.
    Er musste nur hoch in den Turm steigen. Von dessen Spitze aus hatte er einen wunderbaren Blick über das doch ziemlich flache Land, selbst in der Dämmerung konnte er noch weit schauen.
    Als er die schmale Seitentür aufzog, wimmerte und quietschte sie in den Angeln, als wollten ihm arme Seelen die, Leiden des Fegefeuers akustisch darbieten. Früher hatte es Ratten im Kirchturm gegeben, die aber waren zum Glück verschwunden. Er brauchte auch die Glocken nicht mehr mit der Hand zu läuten, eine elektrische Anlage sorgte dafür, dass dies automatisch geschah.
    Die alte Wendeltreppe zum Turm war noch immer vorhanden, und Peters machte sich an den doch ziemlich mühsamen Aufstieg.
    Seine linke Hand schabte über das staubige Geländer. Er lauschte den Echos seiner Tritte nach, und jedes kam ihm vor wie ein schwerer Gongschlag, als würde sich sein Herzschlag dort unten wiederholen. Eine Last lag auf seinen Schultern, die Macht des Schicksals war dabei, sich ihm zu nähern, um dann zuschlagen zu können. Von bösen Vorahnungen hatte er nie viel gehalten, diesmal allerdings dachte er anders darüber.
    Reverend Peters spürte den Luftzug, der ihn von oben her streifte.
    Ihm war, als würden kalte Finger durch sein Gesicht fahren und die Haut allmählich aufrauhen. Auch seine Kopfhaut zog sich zusammen, Eiskörner wischten durch die wenigen Haare. Der Wind stellte sie hoch, als er in die Spitze des Turms hineinkletterte und die schwere Glocke in ihrem Gehänge sah, die wie ein unbeweglicher Klotz vor ihm schwebte.
    Ein viereckiger Turm mit geraden Wänden und einer normal flachen Decke.
    Aber mit Fenstern versehen, die doch größer als Luken waren, so dass er sich hinauslehnen konnte. Vier Fenster unterbrachen das dicke Mauerwerk, so dass der Beobachter auch in vier verschiedene Richtungen seine Blicke schweifen lassen konnte.
    Bei schönem Sommerwetter hatte er einen herrlichen Ausblick. An diesem Tag allerdings kam es ihm so vor, als hätte ihn sein Weg in die Wolken hingeführt, so tief lagen sie mittlerweile.
    Zuerst schaute er nach Norden. Unter
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