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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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hatte das Gefühl, den Beginn einer neuen, einer schrecklichen Zeit mitzuerleben…
    ***
    Anina sah müde aus. Und mit einer ebenso müden Bewegung strich sie auch ihr schulterlanges Haar zurück. Dann schob sie den Teller weg, auf dem noch die Reste ihrer Mahlzeit lagen, und lächelte etwas verloren.
    »Keinen Hunger mehr?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Nun ja, du musst es wissen.«
    Sie schaute ins Leere. »Nur Durst, John. Kann ich noch ein Wasser haben?«
    »Natürlich.« Ich winkte den Kellner herbei. Er kam mit müden Bewegungen. Sein Gesicht zeigte einen mürrischen Ausdruck. Anscheinend ärgerte er sich, dass er uns, wir waren die einzigen Gäste an diesem Nachmittag, noch bedienen musste.
    Ich bestellte Wasser. Er nahm es nickend zur Kenntnis und schlurfte weg.
    Ich wandte mich wieder meiner Begleiterin zu, die für mich noch immer sehr rätselhaft war. »Bald ist es vorbei, Anina. Bis zum Kloster ist es nicht mehr weit.«
    »Ja – leider.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Das hört sich nicht gut an. Klingt irgendwo deprimierend.«
    »Das ist auch so.«
    »Darf ich den Grund erfahren?«
    »Nun ja«, murmelte sie nach einer Weile. »Ich habe den Eindruck, dass ich dort nicht mehr willkommen bin. Ich bin ja aus dem Kloster geflüchtet, man mochte mich nicht mehr, mein Kontakt mit der anderen Seite, mit den Engeln, war den frommen Mitschwestern suspekt.«
    Ich fasste nach ihrer Hand und drückte sie leicht. »Du wirst es ihnen erklären, Anina, und sie werden es begreifen. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    Der Kellner brachte das Wasser, ich bat um die Rechnung und war froh, sofort zahlen zu können. Die Summe hielt sich in Grenzen, wir hatten auch nur eine Kleinigkeit zu uns genommen.
    Das Restaurant lag auf dem Weg. Es war relativ groß und im Sommer sicherlich gut gefüllt, jetzt aber waren wir die einzigen Gäste, die in dem kleinen Anbau hockten und durch das große Fenster hinein in die graue Landschaft schauten, über der die dunklen Wolken schwebten, ohne dass es regnete.
    Anina trank langsam. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass es Dubbs nicht mehr gibt.«
    »Sei froh darüber.«
    »Müsste ich sein, John.«
    »Und warum bist du es nicht?«
    »Weil ich mich auf einmal so hilflos fühle. Ich bin jetzt allein, ich habe mit ihm nichts mehr zu tun, verstehst du?«
    »Natürlich. Aber ist es nicht das gewesen, was du auch gewollt hast?«
    »Schon, der Druck ist weg.« Sie strich ihr dunkles Haar zurück.
    »Aber«, sagte sie gedehnt, »jetzt habe ich keine Aufgabe mehr.«
    »Er hat dich ausgenutzt. Er hat dich sogar angezapft. Er konnte durch dich, das Medium, existieren. Er ist an deine übernatürlichen Kräfte herangekommen. Er war ein gefährlicher Spiritist. Du konntest ihn nicht mehr in die Schranken weisen. Er war dir immer auf den Fersen, er war dir in gewisser Hinsicht über, das alles solltest du nicht vergessen, Anina.«
    »Ich weiß es ja. Ich trage sogar indirekt die Schuld am Absturz der Maschine, ich bin zu spät gekommen, um ihn daran zu hindern, ich konnte nur blockieren. Das heißt, ich habe den Geistern der Toten nicht die Möglichkeit gegeben, ihren Platz dort zu finden, wo sie die nötige Ruhe haben.« Sie stöhnte. »Das alles ist mir bekannt, und trotzdem kann ich nicht froh sein.«
    »Belastet es dich so sehr?«
    Sie trank wieder und schaute dabei auf das große Fenster. »Nein, John, das kann man nicht so sagen. Es belastet mich nicht mehr. Ich weiß ja, dass es gut gewesen ist. Mich belastet etwas ganz anderes. Die Furcht vor der nahen Zukunft liegt wie ein Druck auf mir. Du wirst es kaum verstehen können, ich aber sage dir, dass es so ist.«
    »Damit meinst du deine Rückkehr in das Kloster?«
    »So ist es.«
    Ich räusperte mich. »Nun ja, darüber haben wir gesprochen und auch einige Alternativen durchdiskutiert. Du hast dich entschieden, Anina, du wolltest wieder zurück.«
    »Dabei bleibe ich auch.«
    »Trotz der Belastung?«
    »Der Vorahnungen«, sagte sie nickend. »Ja, ich habe gewisse Vorahnungen, die wie Schatten sind, über die ich nicht hinwegspringen kann. Du wirst das nicht verstehen können, doch bei mir ist das so. Schatten, sehr dunkle Schatten«, flüsterte sie. »Etwas stimmt nicht mehr, etwas ist an die Oberfläche gekommen, das eigentlich immer schon latent vorhanden war, aber nun kann es nicht mehr gestoppt werden. Dieses Kloster ist mir unheimlich geworden. Als Zuhause habe ich es nie angesehen. Heute aber kommt es mir vor,
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