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0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne

Titel: 0788 - Schreckensnacht der weißen Nonne
Autoren: Jason Dark
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ihm lag das flache Land, nur etwas gewellt durch Hügelketten. Winterlich braun breitete sich die Oberfläche aus, ab und zu unterbrochen durch die düsteren Flecken der Wälder mit den laublosen Bäumen.
    Die Natur hatte sich zurückgezogen. Sie lauerte auf den Frühling, um wieder neu aufbrechen zu können. Es war schon zu düster geworden, um eine Stadt oder ein Dorf erkennen zu können. Zudem nahm ihm die hereinbrechende Düsternis die Sicht, die Erde und Himmel allmählich zusammenwachsen ließ.
    Das Bild änderte sich, als er seinen Blick nach Osten richtete.
    Schwach wie ein durch weiche Pinselstriche auf die Leinwand gezeichnetes Gemälde sah er den Ort Eastbury. Eine Ansammlung von Häusern und Gehöften, die sich unter den dunklen Wolken zu ducken schienen. Die Menschen in Eastbury gehörten zu seiner Gemeinde. In vielen Häusern brannte Licht. Die Punkte schimmerten ihm entgegen wie ein Gruß gefallener Sterne.
    Er drehte sich ab, umschritt die hängende Glocke und schaute in die entgegengesetzte Richtung nach Westen, wo der Ort mit dem Namen Westbury lag.
    Von der Kirche gleich weit entfernt wie Eastbury, und vom Anblick her unterschied er sich ebenfalls nicht. Auch dort wirkten die Lichter Lichtjahre entfernt.
    Eine Straße verband die beiden Dörfer. Auch Pinky war sie gegangen. Peters wusste nur nicht, für welchen Ort sich der Landstreicher entschieden hatte.
    Es gab noch eine Richtung, in die er schauen konnte. Als er sich umdrehte, spürte er seltsamerweise wieder die Kälte und den Schauer auf seinem Rücken. Eine Erklärung dafür wusste er nicht, schließlich lag im Süden der Kirche das Kloster.
    Weit beugte sich der Pfarrer aus dem Viereck des Fensters, um die mächtigen Mauern zu sehen. Der Wind wehte hier oben schärfer, er fuhr in sein Gesicht, brannte auch in den Augen. Um Tränen zu vermeiden, musste Peters den Kopf etwas drehen.
    Das ungute Gefühl war bei ihm nicht verschwunden. Es bekam sogar Nachschub, als er die Umrisse des Klosters in der trüben Dämmerung sah. Der Reverend schüttelte den Kopf. Als Priester hätte er sich mit dem Kloster verbunden fühlen müssen, das war seltsamerweise nicht der Fall. Er mochte den dunklen Komplex nicht, als er hinschaute. Etwas störte ihn daran. Peters wusste nicht, was es genau war, er hätte schon näher herangehen müssen, dies wiederum wollte er auch nicht. Er war froh, den mächtigen düsteren Klotz aus einer gewissen Entfernung zu sehen. Über dem Kloster schwebten die Wolken wie ein monströses Gebirge. Die Szene erinnerte ihn an ein düsteres Bild, das er vor Jahren einmal in einem Museum gesehen hatte, und ihm kam es vor, als wäre das Kloster von einem kalten Glanz umgeben.
    Peters wischte über seine Augen. Er zog sich etwas zurück, nahm Deckung vor dem böigen Wind, und er fragte sich, wie man sich nur hinter derartigen Mauern wohl fühlen konnte. Gleichzeitig erschrak er über seinen eigenen Gedanken, der ihm als Priester eigentlich nicht hätte kommen dürfen.
    Der Reverend überlegte. War das Kloster der Quell der Unruhe in seinem Innern? Stammte daher das ungute Gefühl? Wenn ja, warum war das so? Was war überhaupt los mit ihm und diesem so furchtbaren Tag, an dem nichts stimmte.
    Es mochte an dem Wärmeeinbruch liegen, der über das Land hinweggefahren war und schon frühlingshafte Temperaturen gebracht hatte. Das dicke Eis auf den Seen und Teichen war getaut, die Flüsse und Bäche schäumten wieder, aber den Menschen tat dieses verdammte Wetter nicht gut.
    Das plötzliche Läuten ließ ihn zusammenfahren. Unwillkürlich ging er einen Schritt zur Seite. Er hatte nicht mehr daran gedacht, und jetzt, wo er dicht neben der Glocke stand, hatte er den Eindruck, als würde jeder Schlag seinen Kopf allmählich zertrümmern.
    Die Echos hallten auch bei ihm nach, und er schüttelte den Kopf, bevor er seine Hände gegen die Ohren presste. Der Klang war trotzdem zu hören. Er hallte sehr weit über das Land, er trug die Botschaft der Kirche zu den Menschen, und auch die Nonnen würden das Geläut hören. Irgendwo schaffte es eine Verbindung zwischen den beiden Orten, dem Kloster und auch der Kirche.
    Seine Hände sanken wieder nach unten.
    Das mächtige Geräusch ließ anderen Geräuschen keine Chance.
    Auch Peters hatte sich daran gewöhnt. Er stand jetzt da und konzentrierte sich auf den Schauer auf seinem Rücken, auch eine Folge der wuchtigen Klänge. Sein Blick flog in die Dunkelheit hinein, wobei der Himmel noch eine
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